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Biodynamische Landwirtschaft ist auch eine Frage des Geschmacks

Bereits vor 100 Jahren sorgte sich Rudolf Steiner um die Folgen einer zunehmenden Industrialisierung der Landwirtschaft.

Um 1900 arbeitete noch fast ein Drittel der Bevölkerung in der Landwirtschaft. Heute sind es noch zwei Prozent. Doch bereits damals beobachteten Gutsbesitzer, dass die zunehmende Mechanisierung sowie die Verwendung von Mineraldüngern zur Gewinnmaximierung eine Degenerierung des Saatguts, der Böden und die Verschlechterung der Nahrungsmittelqualität zur Folge hatten. Landwirte aus dem anthroposophischen* Umfeld konnten Rudolf Steiner (1861 bis 1925) für einen Kurs über eine geisteswissenschaftlich erweiterte Landwirtschaft gewinnen. Diese Kurse fanden vom 7. bis 16. Juni 1924 auf Schloss Koberwitz im heutigen Polen statt. Gastgeber war Graf von Keyserlingk, einer der besorgten Gutsbesitzer. Die acht von Rudolf Steiner gehaltenen Vorträge begründeten die biodynamische Landwirtschaft. Daraus entstand später die Marke Demeter, das erste Bio-Label der Welt.

Im Einklang mit der Natur

In der biodynamischen Landwirtschaft geht es immer um die ­Stärkung des Ganzen, erklärt ­die Demeter-Website das Prinzip. ­Boden, Pflanze, Tier und Mensch werden als Teil eines grossen Kreislaufes gesehen, in dem alle aufeinander angewiesen sind und sich gegenseitig unterstützen. Anders gesagt, sollen auf einem Demeter-Hof nur so viele Tiere leben, wie das Land ernähren und deren Mist als Dünger aufnehmen kann.

Hornmist ist eines der wichtigsten biodynamischen Präparate. (Adobe-Stock)

Unterstützung erhält das rege Bodenleben und die Vitalität der Pflanzen durch biodynamische Präparate. Für das Präparat 500 wird frischer Kuhmist in das ausgehöhlte Horn einer toten Kuh gefüllt und im Herbst bei Vollmond in der Erde vergraben. Im Frühling wird der Inhalt der Hörner in Wasser dynamisiert und über den Boden gespritzt. Nur wenige Tröpfchen fördern das Wurzelwachstum und die Nährstoffaufnahme der Pflanzen. «Die Präparatearbeit eignet sich bestens, um sich über sie lustig zu machen», sagt Patrick Schellenberg, Leiter Kommunikation bei Demeter in einem Interview mit der Zeitschrift «Obst und Wein». Er versteht auch, warum sich niemand darüber lustig macht, dass in ­­der konventionellen Landwirtschaft nach wie vor mit Kunstdünger ­­das Letzte aus dem Boden geholt wird, als gäbe es kein Morgen. «Denn da würde einem das Lachen vergehen.»

Die Wirkung biodynamischer Präparate wissenschaftlich zu beweisen ist schwierig. Und tatsächlich grenzt deren Anwendung unter Berücksichtigung kosmischer Konstellationen an Esoterik.

Immer mehr Winzer arbeiten biodynamisch.

Die Praxis jedoch beweist, dass die Ideen Rudolf Steiners funktionieren. Dies auch in mehltauanfälligen Kulturen wie dem Rebbau. Immer mehr Winzerinnen und Winzer verzichten auf Agrochemie, fördern die Biodiversität und arbeiten in ihren Rebbergen mit Tieren. So produzierte Weine treffen ökologisch und geschmacklich den Nerv der Zeit. Authentische und charaktervolle Demeter-Crus sind anspruchsvolle Essensbegleiter. National und international zählen viele Demeter-Winzerinnen und Winzer zu den besten ihrer Branche.

(Gabriel Tinguely)

*Rudolf Steiner definierte die Antroposophie als wissenschaftliche Forschung, welche die Natur-Erkenntnis mit Mystik und kosmischen Kräften verbindet.


Mehr Informationen unter:

demeter.ch