Die emotionale und wirtschaftliche Achterbahnfahrt ging 2022 weiter. Die Präsidenten und Präsidentinnen der Branchenverbände sprechen über ihre Erfahrungen und Hoffnungen fürs neue Jahr.
Was hat Ihr Unternehmen in 2022 besonders gefordert?
Die Branche ist erfahren im Überwinden von Hürden. Ihre Resilienz ist beachtlich. Was 2022 schwierig war, ist, dass alle Herausforderungen gleichzeitig über uns hereinbrachen und sich zum Teil gegenseitig verstärkten.
Mit welchen Massnahmen haben Sie diese Herausforderungen gemeistert?
Solche globalen Herausforderungen kann man nicht einfach überwinden. Es gilt, mit ihnen umzugehen. Dafür braucht es Offenheit, Agilität und Innovationskraft.
Welche Entwicklungen werden durch die geopolitische und wirtschaftliche Situation vorangetrieben?
Digitalisierung wird weiter eine dominante Rolle spielen und das Reisen prägen. Kurzfristigkeit – und damit die notwendige Flexibilität in der Angebotsgestaltung – nimmt zu. Zudem gewinnt Nachhaltigkeit als Wahlkriterium beim Reisen an Gewicht. Das ist eine riesige Chance für den Schweizer Tourismus.
Gibt es auch Entwicklungen, die durch die aktuelle Situation verzögert werden?
Die Normalisierung des nachhaltig gesunden Gästemixes verzögert sich weiter.
Was steht auf Ihrer Prioritätenliste für 2023 ganz oben?
Die Rückeroberung der Fernmärkte bei gleichzeitiger Festigung des hohen Anteils an Schweizer Gästen hat oberste Priorität. Dann folgt der Ausbau des nachhaltigen Reisens mit Schwerpunkt auf dem öffentlichen Verkehr und der Grand Train Tour of Switzerland. Und schliesslich wird 2023 die Finanzierung von Schweiz Tourismus im Parlament beschlossen. Angesichts leerer Bundeskassen braucht das den vollen Einsatz unserer Branche.
Wäre das Jahr 2023 ein Buch, welchen Titel hätte es und was würden Sie gerne darin lesen?
«Weltmeisterlich unterwegs», ein Fortsetzungsroman über die vielen Erfolge, die den Schweizer Tourismus schon in der Vergangenheit und bestimmt auch 2023 weltweit auszeichnen.
Was hat Ihr Unternehmen in 2022 besonders gefordert?
Wir waren auf diversen Ebenen gefordert. Zum Beispiel waren wir sehr stark in die Organisation der World Skills involviert, die spontan als Special Edition dezentral durchgeführt wurden.
Mit welchen Massnahmen haben Sie diese Herausforderungen gemeistert?
Unsere Herausforderungen sind nicht abgeschlossen. Daher müssen wir konstant für die Interessen unserer Mitglieder einstehen, uns auf die wirklichen Probleme der Branche fokussieren und die Kräfte der Arbeitgebenden und Arbeitnehmenden bündeln.
Welche Entwicklungen werden durch die aktuelle Situation vorangetrieben?
Die Digitalisierung und das auch in der Weiterbildung. Beispiele dafür sind Wigl und Swiss Global Learning. Ausserdem sind die Berufsverbände agiler geworden. Sie müssen sich den wechselnden Situationen anpassen und weit vorausschauend handeln.
Gibt es Entwicklungen, die verzögert wurden?
Bei uns nicht. Klar muss man mit den finanziellen Ressourcen sorgsam umgehen, und es ist nicht alles möglich. Aber Projekte, die uns weiterbringen, wurden keine eingeschränkt.
Was steht auf Ihrer Prioritätenliste für 2023 ganz oben?
Die Nachfolgeplanung für unseren Geschäftsführer, der 2024 in Pension geht. Die Neuorganisation unserer fünf Regionen und unsere Forderungen weiterverfolgen, um so gegen den Personalmangel zu kämpfen.
Was hat Ihr Unternehmen in 2022 besonders gefordert?
Vieles. Um den aktuellen Herausforderungen begegnen zu können, sind Flexibilität und Kreativität in unseren Betrieben wichtiger denn je. Was uns noch länger fordern wird, sind die Auswirkungen der Krisen auf die Psyche unserer Mitarbeitenden und Gäste.
Wie meistern Sie diese Herausforderungen?
Indem wir Höchstleistungen bringen, Veränderungen zulassen, ohne zu werten, und eine Kultur der Wertschätzung pflegen. So gelingt es uns, als Top-Gastgeber unseren Gästen ein Top-Erlebnis zu bieten.
Welche Entwicklungen werden durch die geopolitische und wirtschaftliche Situation vorangetrieben?
Der Gast lässt sich nicht «digitalisieren». Daher sind mehr denn je Gastgeber und -geberinnen mit Herz gefragt.
Gibt es auch Entwicklungen, die durch die aktuelle Situation verzögert werden?
Die Lieferengpässe sind ein grosses Problem und führen teils zu massiven Verzögerungen – bei Reparaturen und beim Ersatz von Geräten oder speziell auch bei Um- und Neubauten.
Was steht auf Ihrer Prioritäten- liste für 2023 ganz oben?
Gemeinsamkeit stärken, positiv denken, Erfahrungen teilen – mit diesen «Zutaten» finden wir immer wieder gute Lösungen.
Wäre das Jahr 2023 ein Buch, welchen Titel hätte es und was würden Sie gerne darin lesen?
«Gemeinsam weiterkommen – wie wir Krisen gemeinsam als Gelegenheit nutzen und was wir daraus lernen können.».
Was hat Ihr Unternehmen in 2022 besonders gefordert?
Anfang des Jahres beschäftigte uns die Pandemie und die damit verbundenen Unsicherheiten. Im zweiten Halbjahr kamen die Energiekrise und steigende Preise hinzu. Auch hat sich der Fachkräftemangel weiter akzentuiert.
Wie haben Sie diese Herausforderungen gemeistert?
Durch all die Herausforderungen sind wir als Branche gemeinsam hindurchgegangen. Zudem hat die Beherbergungsbranche ihren Teil zur Energiespar-Initiative des Bundes beigetragen, und unser Verband unterstützt mit entsprechenden Hilfsmitteln.
Welche Entwicklungen werden durch die aktuelle Situation vorangetrieben?
Neben der Digitalisierung ist dies vor allem die Nachhaltigkeit. Und in diesem Zusammenhang auch bewusstes Reisen sowie die Individualisierung und die sich verändernden Bedürfnisse der Gäste.
Gibt es auch Entwicklungen, die verzögert wurden?
Durch die Krisen hat sich der Fokus auf Themen verschoben, die zuvor nicht auf der Prioritätenliste standen. Aber auch Projekte und Themen, die bereits angestossen waren, haben wir gemeinsam mit unseren Mitgliedern und der Branche vorangetrieben.
Was steht auf Ihrer Prioritätenliste für 2023 ganz oben?
Der Fachkräftemangel. Fehlt es an Mitarbeitenden mit geeigneter Ausbildung, schadet das der hohen Dienstleistungsqualität, welche die Gäste in unserem Land erwarten. Unter dem Schwerpunkt «Future Hospitality» setzen wir Akzente, um dem Fachkräftemangel gemeinsam mit der Branche entgegenzuwirken. Die Frage der Energieversorgungssicherheit ist ein weiteres grosses Thema.
Wäre das Jahr 2023 ein Buch, welchen Titel hätte es und was würden Sie gerne darin lesen?
«Resilient und nachhaltig – die neue Stärke des Schweizer Tourismus». Ich würde gerne lesen, wie sich der Tourismus mit Innovationen und neuen Produkten den veränderten Gästebedürfnissen angepasst hat.
Was hat Ihr Unternehmen in 2022 besonders gefordert?
Die drohende Energieknappheit und die gestiegenen Energie- und Warenkosten bereiten vielen unserer Mitglieder Sorge. Die teils explodierenden Strompreise können für einige Betriebe sogar ex-stenzbedrohend sein. Auch der Fachkräftemangel bleibt akut.
Mit welchen Massnahmen haben Sie diese Herausforderungen gemeistert?
Gegen den Fachkräftemangel haben wir einen Fünf-Punkte-Plan gestartet. In Sachen Energiemangellage haben wir die gastgewerblichen Betriebe frühzeitig sensi-bilisiert. Zudem unterstützen wir sie mit umfassenden Energiespartipps und Energieberatung.
Welche Entwicklungen werden durch die aktuelle geopolitische und wirtschaftliche Situation vorangetrieben?
Die steigenden Preise haben zu einem noch sparsameren Umgang mit den Produktionsfaktoren Energie, Waren und Arbeitszeit geführt. Viele Betriebe haben deshalb ihre Öffnungszeiten und ihr Angebot angepasst.
Gibt es auch Entwicklungen, die durch die aktuelle Situation verzögert wurden?
Nein. Unsere Branche hat einmal mehr bewiesen, wie unglaublich resilient, anpassungsfähig und innovativ sie ist.
Was steht auf Ihrer Prioritätenliste für 2023 ganz oben?
Wir werden uns weiterhin gegen den Fachkräftemangel und für attraktive Mitgliedervorteile einsetzen. Und wir engagieren uns dafür, dass unsere Mitglieder eine Energiemangellage möglichst gut überstehen. Die Schweiz braucht das Gastgewerbe. Wir lösen eine Bruttowertschöpfung von rund 34 Milliarden Franken in der Volkswirtschaft aus.
Wäre das Jahr 2023 ein Buch, welchen Titel hätte es und was würden Sie gerne darin lesen?
«Gibt es ein Zurück in die Normalität?» – Ich wünsche mir dieses Zurück in eine Zeit, wie sie vorder Pandemie war. Eine Zeit, ohne ständige Panik- und Angstmache, ohne Krieg und mit einer umsetzbaren Nachhaltigkeit.
(Riccarda Frei)