Innert Sekunden liefert Chat GPT Blog-Einträge oder Social Media Posts. Die Auseinandersetzung mit der neuen Technologie lohnt sich.
«Schreibe einen Instagram-Post über die Destination Zermatt, der Outdoor-Sportler anspricht.» Gibt man dieses Kommando an Chat GPT, liefert die künstliche Intelligenz, kurz KI, prompt einen kurzen Werbetext, inklusive der passenden Emojis. Ändert man das Kommando leicht ab, werden Seniorinnen oder Familienväter angesprochen.
Chat GPT wurde im vergangenen November lanciert und befindet sich momentan in der Testphase. Was für viele Nutzer noch Spielerei ist, könnte das professionelle Erstellen von Texten bald auf breiter Front verändern, auch im Tourismus.
Laut Jan Mosedale, Forschungsleiter am Institut für Tourismus und Freizeit der Fachhochschule Graubünden, kann Chat GPT im Tourismus-Marketing grosse Zeitersparnisse bedeuten. «Ich kann dem Chatbot einen Text geben und ihn bitten, diesen für eine andere Plattform oder Zielgruppe umzuschreiben. Das ist definitiv ein Mehrwert.»
Chat GPT liefert bereits heute durchaus ansehnliche Resultate, wie sich beim Testen zeigt. Doch es gibt Grenzen. So ist das Programm nicht in allen Sprachen gleich sattelfest. Am besten funktioniert Englisch.
«Man muss auf jeden Fall überprüfen, was der Chatbot ausspuckt und den Text in der Regel überarbeiten», sagt Jan Mosedale. «Weil Chat GPT sein Wissen aus allen möglichen Quellen bezieht, sind Falschinformationen durchaus ein Problem.» Anders als andere KI-basierte Textprogramme wie Perplexity gibt Chat GPT zudem seine Quellen nicht an. Wer die Infos nachprüfen möchte, muss also selbst recherchieren.
Trotz der Schwierigkeiten empfiehlt der Forschungsleiter unbedingt, Chat GPT auszuprobieren. Denn die künstliche Intelligenz werde die Prozesse im Tourismus verändern. Nicht nur im Marketingbereich. So könnte textbasierte KI Kundenfragen beantworten oder bei Buchungen unterstützen. «Anbieter müssen überlegen, wie sie Anwendungen wie Chat GPT für sich nutzen können, damit sie in der Entwicklung nicht abgehängt werden.»
Mosedale geht davon aus, dass die Texterstellung mittels künstlicher Intelligenz zunächst im Destinationsmarketing angenommen wird, später bei den Einzelbetrieben. Das dürfte auch davon abhängen, wie hoch die Kosten für die Nutzung sein werden. «Interessant wird es, wenn die KI dereinst personalisierte Angebote erstellen kann. Dafür müssen dann aber auch die nötigen Gästedaten vorhanden sein.»
Dass KI menschliche Texterinnen und Texter bald ersetzen wird, glaubt Jan Mosedale nicht. «Solche Anwendungen werden als Hilfsmittel dienen wie ein Taschenrechner, nur fürs Schreiben.» Denn neben der Kontrolle am Schluss ist gerade bei Chat GPT die Fragestellung besonders wichtig, damit man eine gute Antwort bekommt.
(Alice Guldimann)
Im November 2022 lancierte das US-Start-up Open AI Chat GPT den Prototyp eines Chatbots, der auf maschinellem Lernen basiert. Der Chatbot kann Gedichte schreiben, Texte zusammenfassen und sogar programmieren. In der Testphase ist die Anwendung noch für alle angemeldeten Nutzer kostenlos. Allerdings ist die Website aufgrund des grossen Interesses an der KI oft überlastet.