Dan Roznov ist Creative Director, Social-Media-Profi und Champagner-Blogger. An der Fachtagung «Weiterkommen» verrät er, wie man sich online gut vermarktet.
Dan Roznov, das Schlagwort Storytelling ist derzeit in aller Munde. Aber was bedeutet es eigentlich?
Storytelling ist das Gegenteil von profaner Werbung, die nur das Produkt beschreibt, lobt und verkauft. Beim Storytelling erzählt man Geschichten rund um das Produkt herum. Diese erhöhen seinen Wert, indem sie lehrreich, unterhaltsam, inspirierend, originell oder alles zugleich sind. Storytelling darf authentisch und persönlich sein.
Das klingt super, aber wie schafft man es, beispielsweise auf Instagram mit einem einzigen Bild bereits eine Story zu erzählen?
Das ist tatsächlich schwierig, weil Idee und Umsetzung harmonieren müssen. Das können meist nur Profis. Dies ist heute aber immer weniger gefragt, weil die Plattformen mehr Präsenz durch mehr Content fordern, mit jährlich Hun-derten Fotos und Videos für Posts, Storys und Reels. Per se geht es nicht darum, mit wenig Content viel zu sagen, sondern dank kreativem Storytelling auf Dauer mit der Community verbunden und für sie relevant zu bleiben. Mein ehemaliger Chef bei Apple hat mal gesagt: Ein Fotograf verkauft keine einzelnen Fotos, sondern seine Weltanschauung.
Wie schafft man es, dass die gesamte Social-Media-Präsenz eines Unternehmens einen roten Faden hat?
Indem man mich als Consultant bucht (lacht). Der rote Faden ist ein Mix aus Positionierung, Thema, Rhythmus, Tonfall, Workflow und Persönlichkeit. Bei meinen Kundinnen und Kunden nehme ich als Basis ein Planungstool namens Lean Canvas und erarbeite so Strategie und Umsetzung im Kontext der Ziele und Ressourcen. Ich persönlich erachte das «Why», die Zielgruppe und das Leistungsversprechen als zentrale Faktoren jeder Marke.
Welche Rolle spielen Hashtags heutzutage noch für erfolgreiches Marketing?
Fast keine mehr. Bei Instagram waren es mal dreissig, heute empfehle ich drei bis sieben Hash-tags. Viele machen den Fehler, diese Handgelenk mal Pi einzufügen, anstatt sie zu recherchieren. Wichtig ist der Mix aus Themen- und Community-Hashtags. #paris ist ein Thema, aber #paris-jetaime eine Community. Genau-so ist es bei #champagne und #champagnefriends oder #architecture und #archilovers.
Derzeit dreht sich alles um Videos. Sind Fotos überhaupt noch gefragt?
Auf Instagram schon: CEO Adam Mosseri hat neulich gesagt, dass der Algorithmus der App im Jahr 2022 Videos zu stark bevorzugt hat. Er verspricht, die Balance zu Fotos bald wieder herzustellen. Tiktok und Youtube bleiben video-basiert, und Statistiken sagen, dass Videos über drei Minuten massiv abfallen. Kurzvideos sind und bleiben also populär.
Ziel ist es, auf Social Media nicht nur Follower zu haben, sondern eine Community zu bilden. Wie schafft man das?
Es braucht eine Strategie für mindestens drei bis fünf Jahre, bei der die Essenz unumstösslich, aber die Umsetzungen agil und progressiv bleiben und sich den wandelnden Plattformen anpassen. Dazu braucht es eine Balance aus Haltung, Kreativität, Ressourcen, Workflow und Businessmodell. Am Ende des Tages muss man auf seine Community eingehen, sie hegen und pflegen. Es gibt kein Universalrezept, aber die Grundzutaten sind immer gleich: Leadership, Kreativität, Engagement und Care. Sie bilden so zusagen das Soffritto von Community-Building (lacht).
Welches sind die grössten Fehler, die Unternehmen auf Social Media machen?
Weil sie langfristig zu wenig Content haben, versagen viele Unternehmen mit ihrer Social-Media-Strategie. Dies oft wegen dilettantischer Planung und Budgetierung. Weitere Erfolgskiller sind Ressourcen-Unterschätzung, schlampige Workflows, chaotische Contentarchive und realitätsfremde Redaktionspläne. Meistens widerspiegelt dies die Einstellung, dass Social Media nicht wichtig sei, weil der Return on Investment schwammig ist. In meinen Augen ein Denkfehler: Wer seine Kanäle nicht pflegt, wird es später bereuen – denn sie sind langfristig sowohl für die Marke wie auch für das Geschäft wertvoll.
(Interview Angela Hüppi)
Fachtagung des Schweizer Kochverbands und des Berufsverbands Bäckerei & Confiserie.
Zeit und Ort
Montag, 13. März, von 8.45 bis 18.15 Uhr, im Casinotheater Winterthur
Tagungskosten
Lernende 20 Franken Mitglieder 80 Franken Pistor-Kunden 100 Franken Nicht-Mitglieder 150 Franken
Die Infos zu Anmeldung und Programm
Presenting Partner: Pistor