Florian Berset, Projektverantwortlicher beim Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation SBFI, spricht am Forum HGU Fokus über die Berufsreform und Berufsbildung 2030.
Florian Berset, Sie sind am SBFI für die berufliche Grundbildung zuständig. Was ist Ihre Aufgabe?
Wir sind für die strategische Steuerung und Entwicklung der Berufsbildung verantwortlich. Zusammen mit den Kantonen und den Organisationen der Arbeitswelt erarbeiten und erlassen wir Bildungsverordnungen und stimmen zu Bildungsplänen für über 240 Berufe ab. Unsere Aufgabe besteht unter anderem darin, die verschiedenen Berufsbildungsakteure bei der (Weiter-)Entwicklung ihrer Berufe zu unterstützen und die Qualität des Gesamtsystems zu sichern.
Welchen Regeln unterliegt die Berufsausbildung?
Einerseits muss jede Branche, die ein neues Eidgenössisches Fähigkeitszeugnis EFZ oder ein Eidgenössisches Berufsattest EBA einführen will, von einem Berufsverband unterstützt werden. Andererseits verpflichtet das Berufsbildungsgesetz die Berufsverbände dazu, ihre beruflichen Grundbildungen alle fünf Jahre zu überprüfen. Dies mit dem Ziel, den Revisionsbedarf zu beurteilen. Hier kommt das SBFI ins Spiel, indem es die Arbeitsmarktfähigkeit der Berufsbildungsabgängerinnen und -abgänger aller Branchen sicherstellt. Es darf kein Abschluss ohne Anschluss sein: Das ist der Grundsatz unseres Staatssekretariates.
In welchen Branchen haben Sie in letzter Zeit interveniert?
Letztes Jahr haben wir die neuen Bildungserlasse für Köche EFZ und Fachfrau/-mann Hotellerie-Hauswirtschaft EFZ veröffentlicht. In Kürze werden wir die Bildungsverordnung für den neuen Beruf Systemgastronomiepraktiker/-in EBA sowie die komplett überarbeiteten EFZ-Bildungserlasse veröffentlichen. Zudem führen wir die alle fünf Jahre fällige Überprüfungsbefragung für den Beruf Hotel-Kommunikationsfachfrau/-mann EFZ durch.
Kann die Erarbeitung einer neuen Bildungsverordnung zu Schwierigkeiten führen?
Das ist möglich und hängt von der Komplexität der betroffenen Branche ab. Im Hotel- und Gastgewerbe ist es aufgrund unterschiedlicher Interessen manchmal schwierig, einen Konsens zu finden. Deshalb musste der Revisionsprozess der Köche verlängert werden, um zu einer neuen Version zu gelangen, die von allen Beteiligten akzeptiert werden konnte.
Sie selbst haben Ihre Karriere mit einer Kochausbildung EFZ begonnen. Wie hat sich der Beruf seitdem verändert?
Es ist schwierig, die Entwicklung eines Berufs über einen so langen Zeitraum zu beschreiben. Allerdings lassen sich die wichtigsten Punkte gut erkennen: Einerseits sind für Berufsbildnerinnen und Berufsbildner sowie für Lernende handlungskompetenzorientierte Bildungserlasse aussagekräftiger geworden und entsprechen eher der Berufspraxis. Zum anderen gab es eine Rückkehr zu regionalen Produkten und eine Gewichtung der Nachhaltigkeit.
Florian Berset ist Projektverantwortlicher im Ressort berufliche Grundbildung des Kompetenzzentrums des Bundes für Bildung, Forschung und Innovation. (zvg)
Blicken wir in die Zukunft. Wie sieht es mit der Berufsbildung 2030 aus?
Es handelt sich um eine Initiative von Bund, Kantonen und Organisationen der Arbeitswelt. Ziel ist, Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt und in der Gesellschaft zu antizipieren und die Berufsbildung auf die Zukunft vorzubereiten. Eine der Initiativen, die in diesem Rahmen gestartet wurde, ist das Projekt Top-Ausbildungsbetrieb, das gute Lehrbetriebe mit guten Ausbildungsansätzen belohnt und fördert.
Nennen Sie uns zum Schluss Ihren grössten Wunsch.
Es ist wichtig, die Berufsbildung weiter zu fördern. Sie ermöglicht den Jugendlichen den Einstieg in die Arbeitswelt und sorgt für Nachwuchs an qualifizierten Fach- und Führungskräften. Die berufliche Grundbildung ist Basis für lebenslanges Lernen und öffnet eine Vielzahl an Berufs- und Karriereperspektiven.
(Patrick Claudet)
Das Forum HGU Fokus zum Thema Ausbildung findet am Montag, 2. September, in Lausanne/VD, statt.