Buurezmorge, Festansprachen, 1.-August-Weggen und Lampions: Der Schweizer Nationalfeiertag steckt voller Traditionen. Dabei ist es reiner Zufall, dass der Geburtstag auf diesen Tag fällt.
Am Bundesfeiertag zelebriert die Schweiz die Gründung unseres Landes. Seit 1994 ist es ein offizieller Feiertag. Dies dank einer erfolgreichen Initiative der Schweizer Demokraten SD, welche eine zuvor noch nie dagewesene parteiübergreifende Unterstützung fand und an der Urne mit 83,8 Prozent angenommen wurde.
Der 1. August als traditioneller Nationalfeiertag ist allerdings wesentlich jünger als die Eidgenossenschaft. Das Datum wurde einst vom Bundesrat festgelegt. 1891 hatte nämlich die Regierung die Idee, den 600. Geburtstag mit einem Bundesfeiertag zu zelebrieren. Die Schweiz war im 19. Jahrhundert eines der letzten Länder ohne Nationalfeiertag. So wurde der 1. August zum Gründungsdatum der Eidgenossenschaft erkoren. Dabei berief man sich auf den Bundesbrief von 1291. Dieser gilt als das älteste Verfassungsdokument der Schweiz und ist auf «Anfang August 1291» datiert.
Seit 1899 wird der 1. August jährlich gefeiert. Der Bundesrat forderte in jenem Jahr die Kantone auf, fortan jeweils am Abend des 1. August die Glocken läuten zu lassen. Heute ist dieser Tag umstritten. Dies, weil er keine historische Grundlage hat. Aus diesem Grund haben einige Politiker schon mehrfach dessen Abschaffung als Feiertag gefordert.
Ein Ansinnen, das seine Mühe haben könnte. Denn in der ganzen Schweiz ist der 1. August als Festtag tief verwurzelt. Traditionell wird er mit Feiern, Festreden, Musik, Höhenfeuern und Feuerwerk gefeiert. Verschiedene Bundesrätinnen und Bundesräte halten Ansprachen, ebenso Prominente aus Politik, Wirtschaft und Kultur. Öffentliche sowie zahlreiche private Gebäude sind mit Schweizer-, Kantons- oder Gemeindefahnen geschmückt.
Seit 1993 laden Bauernbetriebe zum 1.-August-Brunch ein. Die ersten Brunches gab es in der Westschweiz. Diese Idee wurde zum nationalen Projekt, als 1993 das Volk die Initiative «für einen arbeitsfreien Bundesfeiertag» annahm. Im letzten Jahr luden 262 Höfe ein. «Wir schätzen, dass bis zu 150 000 Gäste teilnahmen», freut sich Andrea Camadini vom Schweizer Bauernverband.
Auch das Gastgewerbe profitiert von den Feierlichkeiten. Allerdings meistens nicht am arbeitsfreien Geburtstag, dafür am Vorabend. Diese Vorabendfeste gibt es quer durchs ganze Land von Basel bis ins Val Müstair/GR, von St-Luc/VS bis zum Rheinfall von Neuhausen/SH. Besonders am Rheinfall ist das vorabendliche Feuerwerk spektakulär. Aber auch in Basel herrscht an beiden Rheinufern Feststimmung. Rund hundert Verkaufsstände sorgen in Gross- und Kleinbasel für ein stimmungsvolles Stadtfest.
Überall steht die Nationalwurst, der Cervelat, im Zentrum. Rund 160 Millionen Stück werden jährlich verzehrt. Viele davon an diesem Geburtstag.
(Ruth Marending)