Mit ihr verbinden sich viele Kindheitserinnerungen: der roten Le-Parfait-Tube. Und bis heute sind auf vielen Festbuffets Canapés mit dem beliebten Leberaufstrich fester Bestandteil.
In den 1950er-Jahren ging es aufwärts. Seitdem 1948 auch in der Schweiz die Rationierung von Lebensmitteln aufgehoben wurde, gab es wieder genügend zu essen. Die Schrecken der Nachkriegszeit nahmen allmählich ab. Schluss mit fleisch-losen Tagen, Ersatzkaffee, Chicorée-Zusatz von Franck-Aroma und mit Kartoffelmehl gestrecktem Brot. Schluss auch mit all jenen Produkten, die das Wort Ersatz im Namen hatten.
Das betraf auch die vom Freiburger Claude Blancpain 1942 entwickelten beiden pflanzlichen Brotaufstriche: Dyna SA und Tartex, die Vorläufer von Le Parfait. Beide Produkte waren in ihren Anfängen ein grosser Erfolg, der nach Aufhebung der Lebensmittelrationierung einbrach.
Anfang der 1940er-Jahre, als Fleisch und Frischprodukte rationiert waren, suchte Claude Blancpain, dessen Vater die Brauerei Cardinal gehörte, nach einem Produkt aus Bierhefe. Unterstützung erhielt er von Erwin Haag, der mit ihm am Pariser Institut Pasteur studierte. Diese Forschung war einerseits nötig wegen des Mangels an gesunden Ernährungsquellen und andererseits, weil die Brauerei mit massiven Umsatzrückgängen zu kämpfen hatte und eine neue Einnahmequelle willkommen war. Es dauerte jedoch bis 1941, bis ein erster Brotaufstrich auf Hefebasis auf den Markt kam. Die Nachfrage nach dem einheimischen Fleischersatz, reich an Proteinen und Vi-tamin B1, war gross. In den folgenden Jahren verfeinerten die beiden Chemiker ihre Methode und entwickelten weitere Produkte.
Nach Kriegsende kehrte die Schweizer Bevölkerung jedoch bald wieder zu ihren Essensgewohnheiten der Vorkriegszeit zurück. Der Umsatz der Produkte aus Freiburg, die den negativen Beigeschmack von Ersatz hatten, brach zusammen. Die Produktion wurde eingestellt.
Erst Ende 1949 gelang es Erwin Haag dank einer neuen Kombination von Bierhefe mit Leberpastete und kleinen Trüffelstücken, einen Brotaufstrich zu entwickeln, der nicht mehr das Image eines Ersatzproduktes hatte. Er servierte die so aufgepeppte Paste an Silvester 1949 seinem Kollegen Claude Blancpain. Als dessen Frau den angereicherten Brotaufstrich probierte, rief sie vor Begeisterung: «C’est parfait!» Das war die Geburtsstunde von Le Parfait, 1950 lanciert.
Noch heute wird die Paste aus Hefe, Herbsttrompeten, Leber, Pflanzenfett und Gewürzextrakten nach der Rezeptur von 1950 produziert. Allerdings nicht mehr in der Schweiz, sondern seit 2021 in Bendern (LI) beim Familienunternehmen Ospelt. Vor dem Verkauf gehörte die Marke 50 Jahre lang zu Nestlé.
Den Brotaufstrich gibt es mittlerweile in fünf Sorten. Seit letztem Jahr werden alle Tuben aus recyceltem Aluminium hergestellt.
(Ruth Marending)