Wer in der Schweiz von Fasching spricht, wird ausgelacht. Hier heisst es in der Regel Fasnacht. Und doch bedeutet der Brauch überall dasselbe: Narrenfreiheit vor der vierzigtägigen Fastenzeit.
Sie gilt als Hochburg der Fasnacht und ist auf der Unesco-Liste als immaterielles Weltkulturerbe eingetragen: die Basler Fasnacht. Touristischer Magnet ist der Morgenstreich, der dieses Jahr am Montag, 19. Februar, stattfindet. Punkt vier Uhr morgens werden in der Innenstadt die Lichter gelöscht und Piccolo- und Trommelklänge hallen durch die Gassen.
Die Basler Fasnacht, lokal auch die «drey scheenschte Dääg» genannt, ist mit 20 000 Aktiven die grösste Fasnacht der Schweiz. Sie dauert exakt 72 Stunden und endet am Donnerstagmorgen wiederum um vier Uhr morgens mit dem «Ändstraich». Über Geld redet das Basler Fasnachts-Comité nicht gerne. Doch einem Artikel der «Basler Zeitung» ist zu entnehmen, dass die vermutliche Wertschöpfung jährlich zwischen 50 und 70 Millionen Franken liegt.
Über 300 Formationen melden sich jeweils für den Cortège an, wie der Umzug heisst. Durchschnittlich kommen 200 000 Besucher nach Basel. Viele konsumieren die Spezialitäten «Määlsuppe», «Kääs- und Ziibelewaaie».
Wie die meisten Fasnachtsbräuche ist die Basler Fasnacht keltischen und germanischen Ursprungs und bezieht sich auf das Austreiben des Winters mit Lärm und Masken, in Basel als Larven bezeichnet.
Am Rheinknie beginnt die Fasnacht eine Woche nach Aschermittwoch und damit später als in den katholischen Gebieten der Schweiz. Der Grund sind bis ins 11. Jahrhundert zurückreichende Meinungsverschiedenheiten über den Beginn der Fastenzeit.
Eine der ebenfalls grossen Anlässe zum Austreiben des Winters ist die Luzerner Fasnacht. Sie beginnt am Schmutzigen Donnerstag mit dem Urknall um fünf Uhr morgens und geht bis Aschermittwoch. Das Luzerner Fasnachtsdatum richtet sich nach der jahrhundertealten katholischen Fasnacht.
Die Fasnachtstage halfen früher, die Vorräte an verderblichen Speisen aufzubrauchen: Würste und typische Nachtische wie Ziegerkrapfen, Schenkeli oder Chneublätze (Fasnachtschüechli). Die Süssigkeiten sind rund um die Fasnacht noch heute in Detailhandel und Bäckereien erhältlich.
Die Tage vor dem Aschermittwoch und der dann beginnenden Fastenzeit sind die Fasnachtstage, laut kantonalem Gesetz der Schmutzige Donnerstag, der Güdismontag und der Güdisdienstag. Oder wie die Luzerner sagen: «die drei rüüdigen Tage». Letztes Jahr erzielte die Fasnacht in der Reussstadt gemäss der «Luzerner Zeitung» mit 314 000 Gästen einen Besucherrekord.
Doch auch in anderen Landesteilen wird der Winter ausgetrieben. So etwa in Bellinzona/TI, wo vom 8. bis 13. Februar der «Rabadan» rund 150 000 Besucher anzieht. Der Name bedeutet im piemontesischen Dialekt Lärm. Dieses Jahr wird das 160-jährige Bestehen gefeiert.
(Ruth Marending)