In anderen Ländern sind die Arbeitsbedingungen zum Teil rudimentär. Piera Dalla Via nahm einen Augenschein.
Wer in der Tourismusbranche arbeitet, schaut auf Reisen das Wirken der Berufskolleginnen und -kollegen mit anderen Augen an, so auch Piera Dalla Via, Präsidentin des Berufsverbands Hotellerie & Hauswirtschaft. «Wenn ich in die Ferien fahre, interessiert es mich sehr, wie die Hauswirtschaft im Ausland erledigt wird», erklärt sie. Wenn sie die Möglichkeit habe, versuche sie, einen Blick hinter die Kulissen der Hotelbetriebe zu werfen.
Hierzulande arbeite man in der Reinigung und der Wäscherei in den meisten Betrieben sehr professionell. Die Mitarbeitenden haben Hilfsmittel wie einen Reinigungswagen zur Verfügung. Man arbeite mit verschiedenfarbigen Mikrofasertüchern, Handschuhen und geeigneten Reinigungsmitteln. «Und wir achten auf Ergonomie und Arbeitssicherheit.» Im Ausland sei dies nicht immer so. Da werde mit sehr einfachen Methoden geputzt, selten gebe es ergonomische Hilfsmittel.
Wenn sie auf Reisen sei, sehe sie in den südlichen Tourismusregionen einiges, was in der Hotellerie nur mangelhaft funktioniere. Die Ausbildung Fachfrau oder Fachmann Hotellerie Hauswirtschaft existiere im Ausland nicht oder nur annähernd. «Als ich mit meinen italienischen Verwandten über meinen Beruf sprach, konnten sie es nicht verstehen, dass ich zum ‹Putzen und Waschen› eine Ausbildung benötige», erinnert sie sich. In der Zwischenzeit habe sich das geändert. In den umliegenden Ländern gelten in der Hauswirtschaft ähnliche Richtlinien wie in der Schweiz. Wenn man Länder anschaue, die weiter entfernt sind, sehe es jedoch anders aus. Da fehle eine Ausbildung und die Mitarbeitenden müssen mit einfachen Hilfsmitteln arbeiten, die auch ergonomisch fragwürdig seien.
In Kuba beispielsweise seien die Hilfsmittel sehr einfach. Oft habe sie erlebt, dass die Mitarbeitenden mit alten Leintüchern oder Frotteewäsche reinigen und die Seifen aus den Hotelzimmern benutzen. Reinigungsmittel seien rar und sehr teuer. «Nach wie vor ist viel Handarbeit gefragt. Die Mitarbeitenden sind mit Schrubber und Eimer unterwegs.»
In Costa Rica arbeiten die Reinigungsfrauen mit verschiedenen Plastiksäcken und tragen die saubere Bettwäsche auf den Schultern. «Von Ergonomie ist keine Rede», resümiert die Verbandspräsidentin. Auch die Reinigungswagen waren stets überladen. Dafür werden die Zimmer kreativ dekoriert. Praktisch täglich war die Frotteewäsche auf eine andere Art gefaltet oder die Betten waren mit Blumen geschmückt.
In La Fortuna in Costa Rica verbrachte Piera Dalla Via ihre Ferien in einem grossen Resort. Darin befand sich unter anderem eine grosse Wäscherei. Die Wäsche wurde intern gewaschen. «Ich habe es mir nicht nehmen lassen, einen Blick hineinzuwerfen», erinnert sie sich. Ein kleiner Teil der Wäscherei befand sich unter freiem Himmel. Da lagen grosse Berge von Wäsche auf Holzpaletten.
Da die Löhne vielerorts kaum zum Leben reichen, seien die Mitarbeitenden in vielen Tourismusdestinationen in der Reinigung auf Trinkgeld angewiesen. «Wir legten oft etwas Geld auf das Kopfkissen», sagt Piera Dalla Via. Was sie beeindruckte, egal wo sie unterwegs war: «Obwohl die Menschen mit sehr wenig Ressourcen zurechtkommen müssen, das Leben in einfachen Verhältnissen nicht immer einfach ist, sind sie stets freundlich und fröhlich unterwegs.»
(Daniela Oegerli)