Mitarbeitende in der Hauswirtschaft sorgen schon seit jeher für Sauberkeit und Wohlbefinden in Hotels und Spitälern. Würdigung findet ihre Arbeit oft nur bedingt.
Als Anfang des 19. Jahrhunderts die ersten grösseren Hotels entstanden, nahmen auch viele Zimmermädchen ihre Arbeit auf. «Meistens waren die Hotels Familienbetriebe, in denen die Töchter und Söhne den Eltern bei der Arbeit zur Hand gingen», sagt Evelyne Lüthi-Graf, ehemalige Geschäftsführerin Hotelarchiv Schweiz. Als die Hotels grösser wurden, stellten die Eigentümer junge Frauen aus dem Dorf ein, die sich um die Gäste kümmerten. Oft waren dies junge Mädchen aus kinderreichen Bauernfamilien.
Normalerweise begannen die jungen Frauen ihre Arbeit in der Lingerie oder als Saalmädchen. Wenn sie von ihren Vorgesetzten ein gutes Zeugnis erhielten, wechselten sie in die oberen Etagen des Betriebs. Bis sie es in die erste Etage, also die Beletage geschafft hatten, da wo die reichen und einflussreichsten Gäste logierten. «Jene Frauen, die pflichtbewusst, ehrlich und sauber waren sowie rasch Fremdsprachen lernten, hatten gute Chancen, für diese Gäste arbeiten zu dürfen», erklärt Evelyne Lüthi-Graf.
Zu ihren Aufgaben gehörte, sich um die Kleider und die Wäsche der Gäste zu kümmern. Nach der Ankunft mussten sie die Koffer auspacken. Worin sich unter anderem Schmuck, teure Kleidung und sehr persönliche Dinge befanden. Folglich waren die Zimmermädchen auch Vertrauenspersonen der Gäste, die meistens mehrere Wochen im selben Hotel logierten und deshalb mit sehr umfangreichem Gepäck anreisten. Die Frauen waren für die Zimmerreinigung zuständig und erledigten für ihre Gäste Besorgungen. Sie hatten die Aufgabe, den weiblichen Gästen beim Anziehen und Frisieren zu helfen. Zudem brachten sie die Kleider und die Wäsche in die Lingerie zum Waschen oder besserten defekte Kleidung aus.
Da es sich bei den vielen Hotels um Saisonbetriebe handelte, reisten die Zimmermädchen ihren Gästen nach. Denn diese wollten jeweils «ihr» Zimmermädchen. Die Grossmutter von Evelyne Lüthi-Graf war ein solches Zimmermädchen. «Meine Grossmutter hat sich von der Saaltochter zum Zimmer-mädchen und zur Etagen-Gouvernante hochgearbeitet. Eine Lady nahm sie für ein Jahr sogar mit nach London.» Einige von ihnen waren zum Schluss als Gouvernanten tätig. Ihnen waren die Zimmermädchen sowie die Saal- und Lingeriemädchen unterstellt. Zudem standen sie beim Einkauf der Bett-, Tisch- und Badezimmerwäsche beratend zur Seite. «Oft waren Gouvernanten Frauen, die nicht heiraten wollten oder aus anderen Gründen alleinstehend blieben», sagt die Historikerin.
Eine Ausbildung in der Gastro-nomie konnten Frauen lange nicht absolvieren. Bis zum Ersten Weltkrieg war dies den Männern vorbehalten. «Seit 1886 gibt es eine Koch- sowie eine Kellnerlehre», erklärt die Historikerin. Vor 1920 arbeiteten keine Saalmädchen im Speisesaal des Hotels. Sie waren in der Schankstube der hoteleigenen Restaurants tätig, wo weniger anspruchsvolle Gäste einkehrten.
(Daniela Oegerli)
Anfang des letzten Jahrhunderts verdienten diejenigen Mitarbeitenden in den Hotels, die sichtbar waren, also Gästekontakt hatten, keinen oder nur einen kleinen Lohn. Sie lebten vom Trinkgeld und erhielten vom Betrieb Kost und Logis. Wenn sie ihre Arbeit gut machten, konnten sie sich mit dem Trink-geld einen echten Lohn erwirtschaften. Mitarbeitende wie das Küchenpersonal oder die Lingerie-Mädchen erhielten einen teilweisen Lohn von den Hotelbesitzern. Die Gouvernanten oder die Saaldiener erhielten ebenfalls einen Lohn, weil sie oft eine Festanstellung hatten. Die Zimmermädchen wohnten in den Hotels in den Mansarden unter dem Dach. Oft teilten sich mehrere ein Zimmer. Das schützte sie zu einem gewissen Grad vor Übergriffen. Laut Evelyne Lüthi-Graf kamen sexuelle Übergriffe auf weibliche Mitarbeitende oft vor. Damals war vieles tabuisiert, und die jungen Frauen wussten nicht, wie sie sich wehren sollten.
Nach dem Ersten Weltkrieg gab es unter dem Begriff «Hotelangestellte» eine Mischung verschiedener Berufe. Das Gast-gewerbe kannte vier Lehrberufe: Koch, Köchin, Kellner und Serviertochter. Für diese gab es eidgenössische Lehr- und Prüfungs-reglemente. Zudem existierten die Anlernberufe, zu denen das Etagen- und Portier-personal, aber auch Bereiche in Küche, Keller, Economat, Büro und Service gehörten. 1942 wurde die Berufsordnung eingeführt. Diese sah die Ausdehnung der Lehrberufe, die Einführung höherer Fachprüfungen und eine Hotellehre vor. 1974 wurde die zweijährige Lehre zur Hotelfachassistentin mit eidge-nössischen Fähigkeitszeugnis eingeführt. 2004 fielen mit dem Inkrafttreten des neuen Berufsbildungsgesetzes die zweijährigen Grundbildungen mit eidgenössischem Fähig-keitszeugnis weg. 2005 startete die Grundbildung Hotelfachfrau/Hotelfachmann EFZ sowie Hotellerieangestellte/Hotellerieangestellter EBA.
Früher waren oft Klosterfrauen in Heimen und Spitälern beruflich tätig. Denn das Gesundheitswesen war jahrhundertelang eine kirchliche Aufgabe. Man glaubte, dass Krankheiten und Seuchen eine Strafe Gottes wären. In diesen Spitälern wurden die hauswirtschaftlichen Tätigkeiten meistens von Frauen erledigt. Die Vorläufer vieler Spitäler wurden von Pfarrherren geführt. Die Oberschwester war als «Hausmutter» oder «Hausvorsteherin» des Spitals für die Umsetzung eines geordneten Tagesablaufs zuständig. Nebst dem Pflegedienst waren der Oberschwester auch die Hausbeamtin und der Hauswart direkt unterstellt. Schon früh gab es höhere Fachschulen für hauswirtschaft-liche Tätigkeiten. Die Hauswirtschaftliche Betriebsleiterin HF ist noch vielen bekannt. In Privathaushalten gab es das einjährige Haushaltslehrjahr. Es erlaubte – oft jungen Frauen – eine kurze Grundbildung oder sogar den Einstieg in die weitere Berufsbildung.
2022 haben 256 Personen eine Ausbildung als Hotel-fachmann oder Hotelfachfrau EFZ abgeschlossen.
Das Hotelarchiv Schweiz verfügt über zahlreiche Informationen zur Geschichte der Hauswirtschaft.
startet die Grundbildung Hotellerie-Hauswirtschaft. Die neuen Berufe heissen in Zukunft Fachfrau Hotellerie-Hauswirtschaft EFZ oder Fachmann Hotellerie-Hauswirtschaft EFZ sowie Praktikerin Hotellerie-Hauswirtschaft EBA oder Praktiker Hotellerie-Hauswirtschaft EBA.
Der Dachverband «Hauswirtschaft Schweiz» entstand aus der früheren schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für hauswirtschaftliche Bildungs- und Berufsfragen.
gründete die Union Helvetia die SHL Schweizerische Hotelfachschule Luzern.
Bis 1920 arbeiteten keine Frauen in den Speisesälen von Hotels. Die Gäste wurden ausschliesslich von Männern bedient.
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