Der bekannteste Rotwein der Schweiz hat viele Gesichter. Doch niemals fehlte es ihm an Charakter und Eleganz.
In der Jugend ist sein Charakter wild und ungestüm, aber immer auch kirschenfruchtig saftig. Das macht ihn zum idealen Essensbegleiter. Als 1854 im Wallis die ersten Flaschen Dôle abgefüllt wurden, war der Rotwein sortenrein aus Gamay-Trauben gekeltert.
Die Geschichte des Dôle beginnt jedoch schon 1820. In einer Schrift des Schweizer Botanikers Augustin-Pyramus de Candolle tauchte der Name erstmals auf. Damit bezeichnete er eine Rebsorte aus der Umgebung der Stadt Dole im französischen Jura. Dort war Gamay die meistverbreitete Rebsorte. Erste Dôle-Pflanzen gelangten um 1850 ins Wallis.
Rotbeerig saftig, mit seidenfeiner Struktur bei zunehmender Reife zeigt der neue Dôle viel Eleganz. Ein süffiger Tropfen für gesellige Tafelrunden. Das war zu der Zeit, als Dôle als Bezeichnung für Pinot Noir benutzt wurde.
Später erlangte Dôle als Mischung von Pinot Noir und Gamay schweizweite Beliebtheit. Zur glei-chen Zeit wurde der Dôle zu einer geschützten Walliser Marke. Doch die Bekanntheit sank. Kannten 2004 noch 95 Prozent aller Schweizerinnen und Schweizer den Dôle, waren es 2017 nur noch 88 Prozent. Um diesen Trend umzukehren, hat die Walliser Weinbranche dem Dôle eine Verjüngungskur verordnet. Mit dem Jahrgang 2021 modernisierte sie das Rezept. Neben den mit 38 Prozent flächenmässig wichtigsten Rebsorten Pinot Noir und Gamay sind neu auch andere Sorten wie Gamaret, Syrah oder Merlot zugelassen. Mit der Anpassung an den aktuellen Sortenspiegel sowie der «künstlerischen Freiheit» will die Weinbranche die Kreativität junger Önologen und deren Interesse für den Dôle fördern. Mit innovativer Werbung soll die Begeisterung der Produzentinnen und Produzenten auf die neue Generation von Weinliebhaberinnen und Weingeniessern überspringen.
Den traditionellen Dôle bezeichnen die Winzer als gesellig und sympathisch mit Struktur und seidiger Eleganz. Mit Preisen unter 20 Franken ist Dôle interessant für die Gastronomie. Beispielsweise für den glasweisen Ausschank. An Banketten serviert gefällt er Laien ebenso wie Kennern. Übrigens: Seit 2012 gehört der Dôle zu den acht Weinen, die in der kantonalen Selektion des Wallis mit einem Stern ausgezeichnet werden.
(gab)
Dôle ist ein Walliser AOC-Wein aus Pinot Noir, sortenrein oder in Assemblage mit anderen roten Sorten. Dabei müssen Pinot Noir und Gamay mindestens 51 Prozent betragen. Der Anteil Pinot Noir muss überwiegen.
ist ein Walliser AOC-Rosé. Für die Traubenzusammensetzung gilt die gleiche Regelung wie für den roten Dôle. Dôle Blanche darf zudem mit zehn Prozent weissen Walliser AOC-Weinen assembliert werden.