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Ein Paradies schliesst seine Tore

Das Luxushotel Paradies schliesst wegen Umbaus für zwei Jahre. Um keine Mitarbeitenden und Stammgäste zu verlieren, wurde vorgesorgt.

  • Seit 1910 steht das 5-Sterne-Hotel Paradies und entwickelt sich stetig weiter. Der Kern des Hauses bleibt aber erhalten. (zvg)
  • Meike-Cathérine Bambach führt das «Paradies» seit 2008 und begleitet das Projekt Um- und Ausbau mit einem Expertenteam.

Bereits 1910 erstand am Rande des Dorfes Ftan im Unterengadin ein Künstlerhaus, erbaut von Kunstmaler Hans Walter Beyer. Der Ort wurde aufgrund seiner erhöhten Lage mitten in der Natur damals schon «Il Paradis» genannt. Das Haus umfasste ein Wohnhaus und ein Atelier für das Ehepaar Beyer, zudem wurden in der damaligen Wohnstube und heutigen Bibliothek die ersten Gäste bewirtet. Heute zieht das mehrmals umgebaute und erweiterte Fünfsternehotel Paradies luxusverwöhnte Gäste aus aller Welt an. Das Motto: Alles kann, nichts muss. Ab 495 Franken pro Person und Nacht ist alles inklusive, vom Chauffeurservice über Yogastunden im Garten bis zum privaten Wanderführer.

Doch nun wird das Haus ab September vorübergehend geschlossen – für mindestens zwei Jahre. Hauptgrund: Energieeffizienz, Barrierefreiheit und Infrastruktur. «Die jetzige Infrastruktur wurde ein letztes Mal umfassend erweitert, nachdem die Familie Rahe das Haus 1995 übernommen hatte», sagt Hoteldirektorin Meike-Cathérine Bambach. «Nun ist es Zeit, aktuellen Themen wie Umweltbewusstsein, soziale Verantwortung und Nachhaltigkeit im ‹Paradies› noch mehr Raum zu geben.»

Schweizweiter Benchmark

Ein Hotel für zwei Jahre zu schliessen, ist keine Kleinigkeit. Aber Meike Bambach stellt klar: «Wir machen immer ganze Sachen im ‹Paradies›.» Die geplanten Neuerungen betreffen grundsätzliche Infrastruktur, ohne die man nicht hätte geöffnet bleiben können – auch nicht teilweise. «Wir erneuern das Kerngebäude und erweitern dieses durch ganzjährig betriebene Einheiten», so Bambach. Unter anderem sei ein ganzjährig nutzbarer Pool geplant. Ziel ist, aus dem «Paradies» künftig einen Ganzjahresbetrieb zu machen. Während das Herzstück des Hauses, nämlich das ehemalige Künstlerhaus mit der historischen Bibliothek sowie der Kunstsammlung der Familie Rahe, erhalten bleibt, wird es zusätzliche bewirtschaftete Apartments geben. Zudem werden die bestehenden Gebäude für Mitarbeitende und die Garage neu konzipiert.

«Wir planen Gebäudeformen und -hüllen, welche den höchsten Standards an Minergie – also in puncto Baumaterialien, aber auch Isolationstechnologie sowie Energieproduktion – gerecht werden.» Da man noch am Anfang der Planungsarbeiten stehe, könne man noch keine Details bekanntgeben. Nur so viel: «Wir wollen hier einen Benchmark im Unterengadin und schweizweit setzen.»

Treue Mitarbeitende werden in das Umba­uprojekt einbezogen.

Wer zwei Jahre lang schliesst, riskiert, zu verlieren: einerseits Gäste, andererseits Mitarbeitende. Bei den Stammgästen seien die Reaktionen durchwegs positiv gewesen: «Die meisten freuen sich auf das neue ‹Paradies›. Einige sind natürlich – wie wir auch – wehmütig, so lange auf das Hotel verzichten zu müssen», sagt Meike Bambach. Damit den Gästen das 5-Sterne-Haus trotz langer Abwesenheit in Erinnerung bleibt, möchte man vorsorgen und prüft derzeit verschiedene Ideen wie beispielsweise Pop-up-Konzepte, um auch während des Umbaus etwas bieten zu können.

Und auch bei den Mitarbeitenden habe man vorgesorgt. «Unsere sehr treuen Mitarbeitenden werden weiterhin bei uns aktiv bleiben und in das Projekt eingebunden», so Bambach. Andere Mitarbeitende werden innerhalb der DSR Holding, zu denen nicht nur das «Paradies» gehört, sondern auch die Aja-Resorts oder die Arosa-Hotels, eingesetzt. Ausserdem werden bei der Erstellung des neuen Foodkonzepts, welches weiterhin auf die Verwendung von ausschliesslich regionalen Zutaten setzen wird, bestehende und ehemalige Mitarbeitende miteinbezogen.

In Erinnerungen schwelgen

Man darf gespannt sein, wie sich das Hotel Paradies in den kommenden zwei Jahren verändert. Nun werden bis September noch einmal die besten Events des Hauses zelebriert, etwa die legendäre Küchenparty, die Bündner Sushis, Bouletourniere auf der Terrasse oder die Kochhütte «Chasa da Fö» mit dem höchsten Kochstudio Europas. «Wir schwelgen gemeinsam in Erinnerungen», so Meike Bambach. «Und freuen uns schon, unsere Gäste bald wieder in Empfang nehmen zu können.»

(Angela Hüppi)


Geschichte

Das «Paradies» hat seinen Ursprung in einem 1910 von Kunstmaler Hans Walter Beyer erbauten Refugium mit Wohnhaus und Atelier. ­Schon damals bewirteten er und seine Gattin die ersten Gäste in der Wohnstube. Nach mehreren Besitzerwechseln wurde das Haus in den Jahren 1966/67 zum Hotel umgebaut und diente als Rückzugsort für Persönlichkeiten wie Konrad Adenauer und Winston Churchill. 1995 erwarb die Hamburger Reeder- und Hoteliersfamilie Rahe das Anwesen. Damals wurde das Haus letztmals aufwendig umgebaut und erweitert. Das Haus funktioniert im Club-Prinzip, empfängt aber auch Nicht-Mitglieder.

Mehr Informationen unter:

paradieshotel.ch