Mediadaten Données Media Olympiade der Köche

Eine Aufgabe für die ganze Gesellschaft

Einem Grundsatz der «Klimastrategie Landwirtschaft und Ernährung 2050» gemäss, müssen alle Agierenden des Schweizer Ernährungssystems ihre Verantwortung wahrnehmen. Sie initiieren Verbesserungen in acht Zielen, die sich sowohl im Inland wie auch im Ausland positiv auswirken.

Die Zahlen der «Klimastrategie Landwirtschaft und Ernährung 2050» des Bundes sprechen eine klare Sprache. Dies ganz ohne Vorwürfe und Anklagen. Mit etwas mehr Achtsamkeit bei der Ernährung könnte jede Schweizerin und jeder Schweizer den aktuellen Fussabdruck von 1,9 Tonnen CO2-Äquivalenten pro Jahr um zwei Drittel reduzieren, ohne auf etwas verzichten zu müssen. Eine Vielzahl von in der Strategie des Bundes zitierten Studien kommt zum Schluss, dass eine Ernährung, die reich an pflanzlichen Lebensmitteln ist und weniger Fleisch enthält, sowohl der persönlichen Gesundheit als auch der Umwelt zugutekommt. Nebenbei erwähnt: Darauf basiert die «Schweizer Lebensmittelpyramide» des BLV und der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung bereits seit Jahren. Innovative Köche reduzieren die Portionsgrössen und achten auf die Zusammenstellung der Gerichte.

Tue Gutes und rede laut darüber

Die wissenschaftlichen Grundlagen zur gezielten Verminderung von Treibhausgasen sind vorhanden. In der «Klimastrategie Landwirtschaft und Ernährung 2050» hat der Bund acht Teilziele definiert. Nun gilt es, den Konsumierenden die Umwelt- und Gesundheitsfolgen der Ernährung aufzuzeigen, so dass diese gut informiert verantwortungsvolle Kaufentscheide treffen können. Gastgeber, die regional und saisonal einkaufen und die Herkunft der Zutaten in die Bezeichnung ihrer Gerichte einbauen, können einen wesentlichen Beitrag dazu leisten.

Jede und jeder Einzelne hat es mit seinem Konsumverhalten in der Hand, sich in Richtung des Netto-Null-Ziels für Treibhausgasemissionen zu bewegen. «Transformieren» wir alle nicht aus freien Stücken, wird die Politik gezwungen sein, Lenkungsabgaben einzuführen. Dies nicht zuletzt zur Sicherung der Lebensgrundlage für die kommenden Generationen.

(Gabriel Tinguely)


Ziel 1

Ressourcenschonende Konsummuster erreichen

Langfristig soll der Anteil der Bevölkerung, der sich gemäss den Schweizer Ernährungsempfehlungen ernährt, weiter steigen. Eine solche Ernährungsweise fördert die individuelle Gesundheit, beugt Krankheiten vor und reduziert gleichzeitig negative Auswirkungen auf die Umwelt. Die Wahlfreiheit der Konsumierenden soll weiterhin respektiert werden.

Das Angebot neu gestalten

Eine wichtige Grundlage zur Erreichung dieses Ziels sind nachhaltige Ernährungsumgebungen. Dazu gehören unter anderem die Transformation des Angebots von Gastronomiebetrieben – 50 Prozent des Lebensmittelkonsums findet ausser Haus statt (lesen Sie dazu «Mensa der Zukunft» auf Seite 14) – sowie des Einzel­handels. Eine besondere Herausforderung stellt die Bewerbung gesunder und ressourcenschonender Lebensmittel dar. Einfacher ist die Bewerbung entsprechender Mahlzeiten in Gastbetrieben. Hervorzuheben ist auch die Transparenz bezüglich der Folgen von Produktion und Konsum von Lebensmitteln sowie die Berücksichtigung der Umwelt- und Sozialkosten bei der Preisbildung. Die Kostenwahrheit ist noch nicht gegeben.

Sparpotenzial beim Konsum

Obwohl die Kalorienzufuhr pro Kopf und Tag abgenommen hat, übersteigt sie den durchschnitt­lichen physiologischen Bedarf nach wie vor um zehn Prozent.

Ein Vergleich von Einkaufskorb und Lebensmittelpyramide zeigt, dass zu wenig Milchprodukte, ­Hülsenfrüchte sowie Gemüse und Früchte gegessen werden.

Mehrwegverpackungen und Rohkost vermindern Emissionen.

Ziel 2

Food Waste minimieren

Rund ein Drittel aller essbaren Anteile von Lebensmitteln geht zwischen Acker und Teller verloren oder wird verschwendet. Vermeidbare Lebensmittelverluste müssen deshalb auf allen Stufen der Wertschöpfungskette minimiert werden. Bis 2050 wird eine Reduktion der Lebensmittelverluste um insgesamt drei Viertel angestrebt. Initiativen wie «Too good to go» oder «frisch von gestern» greifen schon heute.

Aus Resten Koteletts machen

Vermeidbare Lebensmittelverluste umfassen: Ernteverluste, aufgrund von Normanforderungen aussortiertes Obst und Gemüse; Überproduktion, Nebenprodukte der Verarbeitungsindustrie; Lagerungsverluste sowie Essensreste im Handel, in der Gastronomie und den Haushalten. Sofern eine Nutzung für den menschlichen Verzehr nicht mehr möglich ist, soll in erster Linie eine Verwendung in der Tierfütterung wie der Schweinemast und in zweiter Linie in der Energiegewinnung oder der Kompostherstellung angestrebt werden.

Keine Lebensmittelverschwendung

25 Prozent der Umweltbelastung durch die Ernährung sind auf Food Waste durch Konsumentinnen und Konsumenten zurückzuführen.

Mit der vollständigen Vermeidung von Lebensmittelabfällen, welche beim Konsum – inklusive Handel und Gastronomie – auftreten, wäre eine Reduktion der Umweltbe­lastung von insgesamt 66 Prozent möglich.

Ziel 3

Handelsbeziehungen nachhaltig ausrichten

Zu Nahrungsmitteln kommt der Import von Vorleistungen hinzu. Mit Saatgut, Futter- und Düngemittel werden dann in der Schweiz Nahrungsmittel produziert. Gemäss Bundesverfassung (Artikel 104a) sollen die grenzüberschreitenden Handelsbeziehungen zur nachhaltigen Entwicklung der Land- und Ernährungswirtschaft im In- und Ausland beitragen. Die Importe von Lebensmitteln sollen dementsprechend einen geringen Treibhausgas-Fussabdruck aufweisen und aus vielfältigen Quellen oder Produktionsstätten bezogen werden. Dadurch können die globalen natürlichen Ressourcen und Produktionsbedingungen schonend und effizient genutzt und das Risiko für klimabedingte Lieferengpässe gesenkt werden.

Klimawahrheit sicherstellen

Bei der Deklaration des Treibhausgas-Fussabdrucks von beispielsweise einer Tafel Schokolade darf nicht nur das Milchpulver und der Energieverbrauch der Produktion in der Schweiz aufgezeigt werden. Auch der Fussabdruck der Kakao- und Zuckerproduktion, der Verpackung und allenfalls der Export muss eingerechnet sein.

Fakten zum Lebensmittelimport

Die Hälfte der in der Schweiz konsumierten Nahrungsmittel wird importiert.

Von den 16,8 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten pro Haushalt fallen rund 5,8 Millionen in der Schweiz an. Die restlichen zwei Drittel werden in Form von importierten Lebensmitteln, Vorleistungen sowie Mineraldünger oder Futtermitteln im Ausland verursacht.

Ziel 4

Produktions­portfolios optimieren

Die Ressourceneffizienz folgt dem Prinzip der Flächennutzung: Auf ackerfähigen Flächen werden gesunde und nachhaltig produzierte pflanzliche Produkte in erster Linie für die direkte menschliche Ernährung angebaut. Das Grasland ausserhalb der Ackerfläche sowie die unvermeidbaren Verluste aus der Lebensmittelherstellung werden als Futterquelle für Rindvieh und weitere Raufutterverzehrende Nutztiere sowie Schweine und Geflügel genutzt.

Alte Rassen und Sorten gewinnen

Die im Pflanzenbau verwendeten An­bausysteme, Kulturen und Sorten sind divers, robust und nutzen die Vorteile von ausgewogenen Fruchtfolgen oder Mischkulturen. In der Tierzucht wird der Fokus auf eine gute Gesundheit, eine hohe Nutzungsdauer und hohe Futtereffizienz gelegt. Die angebauten Kulturen und gehaltenen Tiere sowie die Produktionssysteme und die Bewirtschaftung sind an die lokalen Gegebenheiten und an die sich verändernden Klimabedingungen angepasst. Dies entlastet die Umwelt und erhöht die Resilienz der Landwirtschaftsbetriebe gegenüber zunehmenden Witterungsschwankungen und Extremereignissen.

Die Summe der Einzelteile

Der Treibhausgas-Fussabdruck von einem Stück Rindfleisch ist rund halb so gross, wenn es als Koppelprodukt der Milchproduktion anfällt. Dies im Vergleich mit einem Stück von einem Tier, das ausschliesslich der Fleisch­produktion dient.

Piwi-Sorten im Rebbau müssen deutlich weniger behandelt werden als konventionelle Sorten.

Ziel 5

Tier- und Pflanzenernährung verlustarm gestalten

Dünger und Futtermittel dienen dazu, die Erträge aus der Tierhaltung und Pflanzenproduktion zu steigern. Durch den effizienten Einsatz sind die Nährstoffverluste in der Umwelt so gering wie möglich.

Ein komplexer Kreislauf

Eine optimale Verwertung der Nährstoffe im System Boden-Pflanze-Tier sowie das Ausbringen von Mist und Gülle kann die Stickstoffeffizienz erhöhen. Als Folge kann der Düngemitteleinsatz reduziert werden. Dabei dient die Suisse-Bilanz des ökologischen Leistungsnachweises ÖLN der Beurteilung, ob ein ausgeglichener betrieblicher Nährstoffhaushalt besteht. Der ÖLN ist eine Voraussetzung für Subventionen des Bundes.

Wiederkäuer in Wanderherden haben in der Frühzeit der Geschichte zur Fruchtbarkeit der Felder beigetragen. Ohne sie würde die Idylle der Schweizer Alpenlandschaft rasch verbuschen.

Fakten zu Düngemitteln

Organische Dünger aus Pflanzenteilen oder Ausscheidungen von Tieren tragen aufgrund ihres Kohlenstoffanteils zum Erhalt des ­Humusgehalts der Böden bei.

Mineralische Dünger oder Kunstdünger werden unter hohem Energieaufwand aus fossilen Stoffen (Erdöl) hergestellt.

Ziel 6

Wasserressourcen schonendbewirtschaften

Wasser ist eine stark vom Klimawandel betroffene und gleichzeitig lebenswichtige Ressource. Weil sich die Niederschläge saisonal anders verteilen, wird der Wasserbedarf von Nutzpflanzen in Zukunft steigen. Bei einer frühzeitigen Planung können bereits vor einer Trockenheit klare Prioritäten beim Wasserverbrauch festgelegt werden, wodurch die Wassernutzenden ihre Bewirtschaftung entsprechend anpassen können und mehr Planungssicherheit besteht. Die Wasserhoheit liegt bei den Kantonen. Sie sind für die Wassernutzung und den Gewässerschutz zuständig. Nicht zuletzt wurde die Bewässerung sparsamer und effizienter.

Niederschläge anders verteilt

Extreme Wetterereignisse wie Starkniederschläge und Trockenphasen treten häufiger auf. Das beeinflusst die Saat- und Pflanztermine sowie die Wahl der Kulturen, Sorten und Produktionssysteme. Auch die Tierdichte orientiert sich am nachhaltig nutzbaren Wasserangebot. Auf vielen Alpen werden Zisternen und Wasserreservoirs gebaut als Reserve für die Versorgung der Tiere in trockenen Sommern.

Wasserschloss Schweiz

Wasserverbrauch in der Schweiz: 55 Prozent Handel und Industrie 25 Prozent Haushalte und nur 20 Prozent in der Landwirtschaft

Obwohl 150 Milliarden Kubikmeter Wasser, so viel wie in keinem anderen europäischen Land, durch die Gesteine und Sedimente fliessen, kann es in trockenen Sommern zu Wasserknappheit kommen.

Ziel 8

Energiebedarf reduzieren und erneuerbare Energien stärken

Für eine langfristige Ertragssicherheit ist die Bodenfruchtbarkeit zentral. Sie wird, wo nötig, verbessert und erhalten. Bodenverdichtung, Bodenerosion und Schadstoffeinträge werden vermieden. Die bereits in den Böden vorhandenen Kohlenstoffvorräte werden langfristig erhalten und wo nötig oder möglich erhöht. Spezielles Augenmerk gilt dem Schutz und der nachhaltigen Bewirtschaftung von organischen Böden, weil diese besonders hohe Kohlenstoffvorräte aufweisen.

Humus speichert Wasser

Durch die verbreitete Anwendung der konservierenden Bewirtschaftung und einem gezielten Humus-Management wird die Wasser- und Nährstoffspeicherkapazität der Böden verbessert. Überdies könnten die Erosionsanfälligkeit bei Starkniederschlägen und Ertragsausfälle bei Trockenheit reduziert werden. Agroforstsysteme wie Hecken sowie Bäume in Gärten und Rebanlagen speichern besonders viel Kohlenstoff (CO2). Insgesamt soll die Kohlenstoffbilanz auf der landwirtschaftlich genutzten Fläche positiv sein.

Ohne Boden keine Nahrung

Kohlenstoff ist mit etwas mehr als 50 Prozent mengenmässig der wichtigste Teil des Humus.

Humus enthält Stickstoff, Phosphor und Schwefel. Er ist krümelig, luftig und bietet ein angenehmes Nährstoffpolster für den Pflanzenbau. Auf nährstoffarmen und verdichteten Flächen kann kein Humusaufbau stattfinden.

Ziel 7

Bodenfruchtbarkeit erhalten, Kohlenstoffspeicherung erhöhen

Wie alle Sektoren der Wirtschaft ist auch die Land- und Ernährungswirtschaft aktuell in hohem Mass von nicht erneuerbaren Energien abhängig. Die Nutzung fossiler Quellen in Treib- und Brennstoffen sowie Elektrizität führt zu Treibhausgas-Emissionen. In der Land- und Ernährungswirtschaft bestehen Potenziale zum Ausbau der Produktion erneuerbarer Energien. Ein Beitrag zum Klimaschutz resultiert dort, wo dadurch fossile Energieträger substituiert werden können. Insgesamt soll die Landwirtschaft mengenmässig mehr erneuerbare Energie erzeugen, als sie an direkter Energie verbraucht.

Agri-Photovoltaik hat Zukunft

Förderliche Rahmenbedingungen, finanzielle Unterstützung und Sensibilisierung begünstigen die Entwicklung zu einer auf erneuerbaren Energien beruhenden Versorgung. Agri-Photovoltaik, die gleichzeitige Nutzung landwirtschaftlicher Flächen für die Nahrungsmittelproduktion und die Stromerzeugung, kann unter bestimmten Voraussetzungen sinnvoll sein, wenn für die unterliegende Kultur ein Nutzen entsteht wie der Schutz vor Hitzeschäden in Beerenanlagen.

Energiesparpotenzial ist gross

Durch den optimalen Einsatz energieeffizienter Maschinen und Geräte und die energetische ­Opti­mierung der Gebäude wird der Gesamtenergieverbrauch reduziert.

Frisch zubereitete Speisen sind in vielen Fällen energieeffizienter als zubereitete, gekühlte, gelagerte und regenerierte Convenienceprodukte.


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Suchbegriff: Klimastrategie