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Eine Branche zwischen Pandemie und Krieg

Wie hat sich die Tourismusbranche während der Pandemie entwickelt? Welche Herausforderungen stellen sich aktuell? Eine Lageeinschätzung der Uni St. Gallen.

Insbesondere die Berggebiete haben während der Pandemie von vielen Schweizer Gästen profitiert. Ob dieser Trend anhält, ist fraglich. (Keystone-SDA)

Die Masken sind gefallen und damit auch die für den Tourismus einschneidenden Pandemiemassnahmen. Das Forschungszentrum für Tourismus und Verkehr der Universität St. Gallen hat gemeinsam mit Expertinnen und Experten aus Praxis und Lehre eine Lageeinschätzung der Branche vorgenommen. Die Studie «Die Zukunft des Tourismus nach SARS-CoV-2: Was bleibt?» zeigt: Geblieben ist zwar ein grosser Nachholbedarf nach Reisen, aber auch das generelle Unbehagen gegenüber grossen Menschenansammlungen. Diese versuchen die Destinationen und Anbieter durch aktives Management des Gästeaufkommens zu verhindern.

Internationale Gäste bleiben zurückhaltend.


Geblieben ist auch das grössere Bewusstsein in der Politik für die Bedeutung des Tourismus und dessen Anliegen beispielsweise nach Deregulierung und Entbürokratisierung. Die Einschätzung der Experten zeigt zudem: Die Tourismusbranche hat in der Pandemie stark gelitten und nicht nur viele Arbeitskräfte verloren, sondern auch an Investitionskraft eingebüsst.

Produktiver dank Digitalisierung

Die Pandemie hat die Bereitschaft der touristischen Betriebe für Digitalisierung und Automatisierung erhöht. Vor allem im Backoffice gibt es grosses Potenzial: von der automatisierten Beschaffung über eine papierlose Rezeption bis hin zu automatisiertem Pricing. Je nach Zahlungsbereitschaft können auch gewisse Dienstleistungen wie Registration, Bezahlung oder auch Bestellungen von Gästen automatisiert oder an die Kunden delegiert werden. Darüber hinaus könnten zunehmend Roboter routinisierte Prozesse wie das Beladen einer Bergbahn oder die Reinigung übernehmen.

Die Verfasser der Studie weisen zudem auf die Möglichkeit hin, mittelmässig ausgelastete touristische Anlagen mehrfach zu nutzen. Aus Hotels werden so genannte «Co-Living Spaces» für Gäste mit längerer Aufenthaltsdauer. Speicherseen für die Pistenbeschneiung werden für die Energieproduktion genutzt und in der Nebensaison könnte eine touristische Unterkunft auch an Flüchtlinge vergeben oder als Quarantäne-Station umfunktioniert werden.

Auch wenn der Wintertourismus in der Schweiz in Pandemiezeiten boomte und mehr Nachfrage und Zahlungsbereitschaft für hochwertige Produkte zu beobachten waren, raten die Studienverfasser davon ab, daraus einen längerfristigen Trend abzuleiten. Zu unsicher seien die makroökonomischen Rahmenbedingungen rund um Covid-Regulierungen, Ukraine-Krise, Ressourcenmangel und steigende Inflation.

Vor diesem Hintergrund werden ihrer Einschätzung nach auch die internationalen Gäste mit Reisen in die Schweiz zurückhaltend bleiben. Immerhin habe das Ausbleiben der Ferngäste einen positiven Effekt auf die Nachhaltigkeit des Tourismus. Es bleibe die Frage, ob es künftig noch Overtourism geben werde und wie der Tourismus weniger abhängig von Mengenwachstum sein könne.

(ahü)


Informationen

imp.unisg.ch