In vielen Zentralschweizer Orten mit Alpwirtschaft finden nach Abschluss der Viehsömmerung religiös abgestützte Erntedankfeste statt. Sie dienen als wichtiger gesellschaftlicher Treffpunkt.
Am Sonntag, dem 20. Oktober, heisst es auf dem Dorfplatz von Stans/NW «säiä-pflägä-ärntä». Ein Motto, das gemäss den Veranstaltern bestens mit dem Anlass harmoniert: «Wo passt ein traditionelles Motto besser als bei unserer geliebten Älperchilbi?», heisst es dazu auf der Website aelper.ch. Die Älperchilbi ist in Stans tief in der Bevölkerung verwurzelt. Und nur hier spricht man von Älperchilbi und nicht wie überall sonst von Älplerchilbi.
Bereits um neun Uhr morgens geht es los mit einem Festgottesdienst, begleitet vom Jodlercheerli Brisäblick. Es folgt ein Volksapéro auf dem Dorfplatz. Und um zwei Uhr nachmittags findet der Umzug mit Alpabzug statt. Höhepunkt sind die «Älperspriich» auf dem Dorfplatz, das Tannenklettern mit Festwirtschaft und Jodelgesang, Ländlermusik und Fahnenschwingen.
Gefeiert und getanzt wird bis spät in die Nacht. Dazu gibt es einen Festbetrieb mit «Älper-Kafe», «Chrapfä», «Älper-Magronä» und «Älper-Wii». Im regionalen Dialekt passend im Menüplan festgehalten: «Rotä» und «Weyssä». Weiter geht das Fest am Montag darauf mit Älpertanz, einem Älpergottesdienst mit Gedächtnis für die verstorbenen Mitglieder der Älperbruderschaft sowie der Segnung der Erntegaben.
Allen Älpler- und Sennenchilbenen der Zentralschweiz ist gemeinsam, dass sie von Gesellschaften durchgeführt werden, die oftmals aus jahrhundertealten Bruderschaften hervorgegangen sind. Die älteste solche Sennenbruderschaft ist jene von Schwyz. Sie formierte sich im Jahr 1575 und führte am 19. Oktober desselben Jahres eine erste Chilbi durch. Gedankt wird dabei für einen schönen, ertragreichen Sommer und eine unfallfreie Alpzeit.
Typisch für die Älplerchilbi sind die beiden Wilden Hude und Läsi, die in Lungern Christä und Triini heissen. Diese tollen mit den Kindern im Dorf herum und sagen am Nachmittag auf dem Schulhausplatz in gereimter Form ihre Sprüche auf, wobei sie die Sünden und Dummheiten der Dorfbewohner in verklausulierter Form ausplaudern.
Die Wilden erinnern an eine Zeit, als in den Bergen noch die heidnische Urbevölkerung lebte, die als Wilde bezeichnet wurden. Diese halfen den zugewanderten Bauern bei der Arbeit auf den Alpen und wurden zum Dank dafür an die Chilbi eingeladen.
In der Zentralschweiz am Verbreitetsten sind die Älplerchilbis in den Kantonen Obwalden und Nidwalden. «Jede Gemeinde handhabt das Brauchtum verschieden», sagt Erika Schawalder von Nidwalden Tourismus. In Stans gäbe es einen grossen Umzug, in Beckenried einen kleineren. Und in Buochs gehen die Älpler vor dem Apéro in die Kirche. Eines aber ist allen gemeinsam: Überall gibt es einen Älplerspruch über die Älpler.
(Ruth Marending)