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Europas beste Berufsleute

Für Celine Maier und Carmen Többen hätten die Euro Skills nicht besser laufen können. Beide holten sich bei den Berufs-Europameisterschaften den Titel in ihrer Kategorie. Ein Rückblick.

  • Celine Maier
  • Carmen többen

Unzählige Stunden haben sie in die Vorbereitungen auf die Euro Skills 2023 im polnischen Danzig investiert: Köchin Celine Maier und Hotel-Kommunikationsfachfrau Carmen Többen. Letztere vertiefte sich in die griechische Kultur, um im fiktiven Euro-Skills-Hotel Acropolis Athens auf jede Situation vorbereitet zu sein. Es galt, Zimmerpläne zu studieren, die Umgebung zu kennen und in Rollenspielen auf die unmöglichsten Situationen und Gäste angemessen zu reagieren. Zudem machte sich Többen mit der Hotelsoftware Gastrodat vertraut, um damit in der stressigen Wettbewerbssituation souverän und effizient arbeiten zu können.

Celine Maier fuhr als erste Schweizer Köchin an die Euro Skills. An drei Tagen musste sie ihr Können in sieben Modulen unter Beweis stellen. Dekonstruierte spanische Tortilla, eine Fischsuppe mit Sauce Rouille, ein Dessert mit Sellerie und schwarzem Pfeffer – dies sind nur einige der Gerichte, die es zu kochen galt.

Am Ende hat sich die intensive Vorbereitung ausgezahlt. Die beiden Schweizer Kandidatinnen aus der Hotel- und Gastrobranche standen bei der Siegerehrung zuoberst auf dem Podest. Damit trugen sie zu einem historischen Erfolg der Schweizer Delegation bei den Euro Skills bei. Die Schweizer Berufsfachkräfte holten sich insgesamt 15 Medaillen, davon zwölf goldene und drei silberne. Ein Resultat, welches die Bedeutung des dualen Berufsbildungssystems in der Schweiz wieder einmal unterstreicht.

Im Interview lassen Carmen Többen und Celine Maier ihre Zeit in Danzig noch einmal Revue passieren und erzählen von Herausforderungen, Coaching-Tipps und Zukunftsplänen.

(ahü)


5 Fragen

1  Was war Ihr Erfolgsrezept für den Sieg?

2  Welches war die grösste Herausforderung während des Wettbewerbs?

3  Welcher Tipp Ihres Coaches war Gold wert?

4  Die Schweizer Delegation hat gemeinsam trainiert und sich gegenseitig unterstützt. Welche Eindrücke sind Ihnen geblieben?

5  Welches ist Ihre nächste berufliche Herausforderung?


Celine Maier

Schüpberg Beizli, Schüpberg/BE Euro Skills Coach: Martin Amstutz

1 Ich denke, ich konnte mir am ersten Tag einen Vorsprung vor den anderen Teilnehmenden verschaffen. Am zweiten Tag wurden wir von der Jury auf einige Dinge hingewiesen, so dass meine Konkurrenten aufholen konnten. Danach war mein Erfolgsrezept wohl einerseits die Konstanz, die ich über die drei Wettbewerbstage gezeigt habe. Und andererseits sicher auch meine positive Art. Ich habe immer versucht, auch während des Wettbewerbs ab und an zu lachen und Sicherheit auszustrahlen. Die Jury und das Publikum sollten sehen, dass ich weiss, was ich tue.

2 Am zweiten Tag fiel der Schockfroster aus, und wir starteten eine Stunde später. Dabei ruhig zu bleiben und nicht nervös zu werden, war sicher eine Herausforderung. Überhaupt durfte man sich von nichts aus der Ruhe bringen lassen. Ich erhielt beispielsweise Trauben von schlechter Qualität, die sich nach dem Auf­schneiden braun verfärbten und optisch unschön aussahen. Das konnte ich aber nicht ändern – also bin ich ruhig geblieben und habe mein Programm weiter durchgezogen.

3 Natürlich waren alle Tipps sehr hilfreich. Jeden Tag machte Martin mich auf etwas anderes aufmerksam, worauf ich noch mehr Wert legen sollte. Am letzten Tag zum Beispiel darauf, die Putzlappen öfter zu wechseln und die Oberflächen noch einmal mehr mit dem Desinfektionsspray zu reinigen.

4 Ich fand es sehr spannend, mir die anderen Berufswettkämpfe anzuschauen, obwohl dafür natürlich nicht sehr viel Zeit blieb. Bei manchen Berufen habe ich mehr gesehen, bei anderen weniger. Teilweise gab es Berufe, unter denen ich mir vorher gar nichts vorstellen konnte, beispielsweise der Beruf Steinmetz. Dort hat man auch extreme Unterschiede zwischen den Kandidaten gesehen: Manche haben den Stein sehr schnell und kräftig bearbeitet, während die Schweizer Kandidatin sehr fein und ruhig gearbeitet hat – was sie letztlich auch zum Sieg führte.

5 Ich bin noch zwei Monate im Schüpberg-Beizli tätig, danach geht es im Winter nach Sils Maria im Engadin, wo ich eine Wintersaison absolvieren werde.


Carmen Többen

Hotel Baur au Lac, Zürich Coach Egidio Marcato

1 Wir haben in der Vorbereitung viele Rollenspiele gemacht. Die Schauspieler versuchten, mich in eine Stresssituation zu bringen, so dass ich die Nerven verliere. Immer ruhig zu bleiben, ist sicher etwas vom Wichtigsten. Am ersten Wettbewerbstag hatten wir viele technische Probleme, da war es Gold wert, sich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen. Und dann war es sicher auch sehr wichtig, die Freude am Beruf zu zeigen.

2 Eine der grössten Herausforderungen war der sogenannte Competitor’s Room. Uns wurde morgens das Handy abgenommen, und wir verbrachten die gesamten Wettbewerbstage in diesem Raum, wenn wir nicht gerade im Einsatz standen. Jedes Mal, wenn jemand vom Wett­bewerb zurückkam, sah man am Gesichtsausdruck, ob es gut oder schlecht gelaufen war. Und beides machte einen nervös: War die Konkurrenz zu gut? Oder der Wettbewerb zu schwierig? Ich musste lernen, mich gegen diese Eindrücke abzuschotten.

3 Ich bin eine eher ruhige und zurückhaltende Person. In den Trainings übten wir immer wieder mit einem Gast, der selbst kaum etwas sagte. So war ich gezwungen, aus mir herauszukommen und noch mehr Wärme und Freude am Beruf zu vermitteln.

4 Ich fand es sehr schön, dass Celine und ich von Anfang an eine gute Verbindung hatten. Schon seit dem Infotag verstanden wir uns sehr gut, und nun stehen wir nach dieser intensiven Zeit gemeinsam hier und haben beide den Europameistertitel gewonnen. Ich habe Hotel-Kommunikationsfachfrau gelernt und dabei auch ein dreimonatiges Praktikum in der Küche absolviert. Ich war schon immer Fan des Berufs und sogar eine Zeit lang überzeugt, dass ich eine Zusatzlehre als Köchin absol­vieren würde. Umso interessanter war es für mich, auch einige Trainings mit Celine zu bestreiten.

5 Da ich im vergangenen Jahr den Wettbewerb Switzerland’s Best Receptionist gewonnen habe, darf ich bei der diesjährigen Ausgabe in der Jury sitzen. Ich freue mich sehr, den Wettbewerb von einer anderen Seite zu erleben. Nächsten September werde ich zudem an den World Skills in Lyon (FR) teilnehmen. Aber nun freue ich mich erst einmal auf eine kurze Wettbewerbspause.