Frauen in Führungspositionen sind in vielen Branchen selten. Anders in der Hotellerie, wie das Beispiel dreier Direktorinnen aus der Riege der Relais-&- Châteaux-Hotels zeigt.
Séverine Bestenheider-Reynaud kommt aus einer Hoteliersfamilie. Sie war 22 Jahre alt, als sie gemeinsam mit ihrem Mann die Leitung des Hotels Hostellerie du Pas de l’Ours in Crans-Montana/VS übernahm. «Als Eigentümerin des Hotels muss ich niemandem etwas beweisen, was meinen Status als Frau anbelangt. Um in einer Führungsposition erfolgreich zu sein, braucht es Liebe zum Beruf und Organisationstalent», sagt sie. Die Gleichstellung sei in der Hotellerie schon weit, die Balance zwischen Männern und Frauen gut. In ihrem Hotel, einem Saisonbetrieb, seien die Frauen derzeit in der Überzahl, aber das wechsle immer mal wieder. Sie sagt: «Mitarbeitende wähle ich nach ihren Fähigkeiten und ihrem beruflichen Hintergrund aus und nicht aufgrund des Geschlechts.»
Auch für Barbara Gibellini, die das Hotel Villa Principe Leopoldo in Lugano/TI leitet, spielt das Geschlecht eine untergeordnete Rolle. Um als Führungskraft erfolgreich zu sein, brauche es Engagement, Ausdauer und visionäres Handeln. «Dennoch ist nicht von der Hand zu weisen, dass es sich bei der Hotellerie um eine Männerdomäne handelt. Eine Frau muss Opfer bringen, um nach oben zu kommen. Oftmals ist dies ein Stück des Privatlebens.»
Als Gibellini 2015 die Leitung der «Villa Principe Leopoldo» übernahm, führte sie Teilzeitarbeit ein. «Ich wollte, dass Mitarbeitenden Beruf und Familie besser vereinbaren können», sagt sie. Das sei hinsichtlich der Planung nicht ganz einfach und zudem mit Kosten verbunden gewesen. «Doch das war es mir wert. Es hilft, Mitarbeitende zu binden.»
Auch im Chalet Hotel Schönegg in Zermatt/VS ist der Mitarbeitermangel eine Herausforderung. Weitere sind die fortschreitende Digitalisierung und die Eile der Gäste. Hotelière Anna Metry sagt: «Wir sind knapp besetzt, müssen pro Tag unzählige Mails beantworten, unsere Gäste umsorgen und nebenher die Mitarbeitenden in den verschiedenen Tools schulen. Ich hoffe, dass es durch die fortschreitende Digitalisierung bald mehr globale IT-Lösungen gibt, die uns die Arbeit erleichtern und wir uns mehr auf das Gastgebertum konzentrieren können.»
Nebst dem operativen Geschäft müsse Mann/Frau im Hotelgewerbe über grosses Wissen in den Bereichen IT, Technik und Umbau verfügen. Metry setzt sich fortlaufend mit diesen Themen auseinander und wird durch ihr Wissen zum Beispiel auch bei Umbauten ernst genommen. Sie sagt: «Als Mann wird man eher respektiert. Eine Frau in der Führungsebene muss kreativ sein und die Ärmel etwas mehr hochkrempeln, um dieselbe Anerkennung zu erhalten.»
(Désirée Klarer)
Relais & Châteaux besteht aus einer Vereinigung von über 580 einzigartigen und unabhängigen Hotels. Was die Gastgeberinnen und Gast-geber von Relais & Châteaux eint, ist die Leidenschaft zum Beruf und der Wunsch nach aufrichtigen Beziehungen zu ihren Gästen.