350 unabhängige Hotels gehören zur Marke Worldhotels. CEO Geoff Andrew sagt, weshalb diese Hotels eine Chance auf dem Markt haben.
Geoff Andrew: Es ist inzwischen leichter geworden, Hotels zu buchen. Durch die vielen Bewertungsportale sind gewisse Gästegruppen unabhängigen Hotels gegenüber nicht mehr skeptisch.
Wir stellen fest, dass besonders Millennials einheimische, authentische Häuser bevorzugen. Hotels mit Charakter. Hotels, die sich unterscheiden. Etwas, was Kettenhotels nicht bieten können. Grosse Gruppen haben es schwer, eine persönliche Geschichte zu definieren. Unabhängige Hotels hingegen wurden dafür konzipiert, einzigartige Geschichten zu erzählen.
Die grossen Ketten werden weiterhin bestehen, denn es wird immer eine Zielgruppe geben, die auf der ganzen Welt denselben Standard vorfinden möchte.
Wir sehen, dass viele Hotelgruppen individueller werden möchten und an «unabhängigen» Konzepten für jüngere Zielgruppen arbeiten. In den nächsten Jahren werden noch mehr von diesen vermeintlich unabhängigen Marken dazukommen. Das setzt unseren Hotels natürlich zu. Auch die Online-Buchungsportale setzen unsere Mitgliederhotels unter Druck. Daher beraten wir unsere Hotels besonders beim Thema digitales Marketing.
Eine gute Webseite ist Pflicht. Doch das allein genügt nicht. Die Sharing Economy wächst immer weiter, eine Herausforderung, der sich auch unsere Hotels stellen müssen. Aus diesem Grund ist es wichtig, sich abzuheben und eine eigene Geschichte zu erzählen.
Im heutigen Wettbewerbsdruck mit mehr Auswahl können nur einzigartige Geschichten eine Verbindung zum Gast schaffen. Mit unserem Programm «Start With Why» helfen wir unseren Hotels, ihre Geschichte zu entwickeln und in den Fokus zu stellen. Eine Bewertung mit fünf Punkten, die den Titel «Schön, aber langweilig» trägt, ist heutzutage ein Desaster. Langweilig ist gefährlich. Reisende wollen etwas erleben. Nur die Hotels, die sich diesen Anforderungen anpassen, werden künftig erfolgreich sein.
Die erfolgreichsten Hotels haben eine Gemeinsamkeit: Sie denken darüber nach, wie sich ihre Gäste während des Aufenthaltes fühlen und was sie erleben sollen. Wenn ein Hotel diese Fragen beantworten kann, kann es Gäste zu Stammgästen machen.
Die Schlagwörter sind: Authentizität und Individualität. Grosse Hotelgruppen müssen sich ändern, um den Bedürfnissen der neuen Generationen gerecht zu werden. Individuelle Hotels bieten bereits authentische Erlebnisse an, daher müssen sie sich weniger Sorgen machen.
Wir merken, dass sich der Begriff von Luxus ändert. Luxus wird heutzutage durch Service definiert. Doch es geht nicht nur darum, sich verwöhnen zu lassen, sondern Verbindungen zu schaffen. Reisen wie ein Einheimischer, das ist die Devise von Millennials. Sie möchten in Bars und Restaurants gehen, in denen Ortsansässige verkehren. Viele Hotels verändern deshalb ihre Lobbys und schaffen Orte, an denen sich Touristen, Geschäftsleute und Einheimische mischen. Nicht nur als Gäste unterscheiden sich Millennials von den vorherigen Generationen, auch als Arbeitnehmer ticken sie anders. Sie erwarten Feedbacks, wollen gecoacht und gefördert werden, wertschätzen Work-Life-Balance und flexible Arbeitszeiten. Hotels müssen sich auf diese Bedürfnisse einstellen, denn ab 2020 werden Millennials mehr als 50 Prozent der arbeitenden Gesellschaft ausmachen.
Die Hotellerie ist ständig in Bewegung. Was heute Trend ist, ist morgen ein Allerweltsprodukt. Was gestern noch hoher Standard war, wird heute bereits erwartet. Die emotionale Komponente gewinnt an Bedeutung. Reisende wollen Geschichten mit nach Hause nehmen. Hotels müssen bleibende Erinnerungen schaffen. Nur mit Design und hochwertigen Produkten kann heutzutage niemand mehr überzeugt werden.
Es wird sich viel im Bereich Kundenbindung tun. Kundenbindungsprogramme sind das Rückgrat einer jeden Hotelstrategie. Menschliche Begegnungen werden wichtiger denn je. Tipps vom Concierge oder Cocktailrezepte vom Barkeeper: In den Online-Bewertungen von Hotels spielen Mitarbeiter bereits eine grosse Rolle.
(Interview Ruth Marending)