Mediadaten Données Media Olympiade der Köche

Gutes Logis für gute Mitarbeitende

Wohnungsnot und Fachkräftemangel sind die zwei grössten Themen, welche die Gastronomie vor allem in den touristischen Hotspots der Berggebiete beschäftigen. Hoteliers schaffen Abhilfe mit eigenen Unterkünften.

Engadin, Berner Oberland, Wallis: Wer in den Hotspots der Tourismusregionen eine bezahlbare Wohnung sucht, verzweifelt schnell einmal. Nicht selten müssen sich deshalb die Mitarbeitenden aus Tourismus, Hotellerie und Gastronomie für eine Schlafstätte fernab ihres Arbeitsortes entscheiden.

Dieser Umstand ist für Hoteliers meist ein guter Grund, in den Bau eines Mitarbeiterhauses zu investieren. So sind in den letzten Jahren neue Mitarbeiterhäuser vorab in den Berggebieten entstanden. Zum Beispiel in Zermatt: Gastgeber Thomas Abgottspon vom «La Ginabelle» hat bewusst in einen Neubau investiert, der die bisherigen Personalhäuser ergänzt: «Der Fachkräftemangel ist so schon eine grosse Herausforderung. Der Wohnungsmangel in Zermatt macht es umso schwieriger, gute Mitarbeitende zu finden», sagt er. Und ist sich sicher: «Wer den Mitarbeitenden keine bezahlbare Unterkunft bieten kann, wird kaum gute Arbeitskräfte finden.» Mit dem neuen Wohnhaus schafft Abgottspon eine gewisse Unabhängigkeit, was die Wohnungsnot betrifft. Zudem steigert er so seine Attraktivität auf dem Arbeitsmarkt.

Auch Philippe Baud, Generaldirektor HLS Hotels, hat in die Renovation des Mitarbeiterhauses des Ermitage Hotel & Spa in Gstaad/BE investiert. «Mitte Dezember 2022 kehrten die ersten 40 Personen in ihr frisch gestaltetes Zuhause zurück», sagt er auf Anfrage. Dieses ist mit neuem Mobiliar mit Einbauschränken, Tischen, Stühlen, Betten, Matratzen und Kühlschränken ausgestattet. Gebaut ist es im authentischen Chalet-Charakter aus Holz. «Das Projekt war von einer einjährigen Planungsphase und einer gut fünfwöchigen Umsetzungsphase geprägt», so Philippe Baud. Dafür hat das Hotel 1,1 Millionen Franken in die Renovierung gesteckt. Zudem mietet die Direktion in Schönried weitere Studios und Wohnungen an. «Unser Ziel ist, dass sich unsere Mitarbeitenden wohl fühlen», so Baud.

Lex Koller erschwert das Ganze

Wie schwierig es ist, ein Personalhaus für Angestellte zu bauen, zeigt ein Urteil von Anfang Februar. Die strikte Auslegung der Lex Koller erschwert es Betreibern von Hotels mit mehrheitlich ausländischen Besitzern, Personalunterkünfte zu bauen.

Letztes prominentes Beispiel ist ein Hotel in Davos, das in deutschem Besitz ist und ein leer stehendes Hotel zum Mitarbeiterhaus umbauen wollte. Die Bündner Behörden und auch die Justiz gaben dafür grünes Licht. Anders sah es das Bundesgericht. In einem Urteil von Anfang Februar hielten die zuständigen Lausanner Richter fest, dass das Hotel das Gebäude für die Mitarbeiter gemeinsam mit dem Hotel hätte erwerben sollen.

Nach dem Ständerat nahm auch der Nationalrat im letzten Herbst eine Motion zur Änderung der Lex Koller an, damit solche Fälle nicht mehr vorkommen. Der Bundesrat lehnte das Ansinnen ­jedoch ab.

(Ruth Marending)


«Badrutt’s Palace», St. Moritz/GR

Die fast komplett neuen Personalhäuser wurden von bekannten Designern ausgestattet, und das Personalrestaurant Bella Vista ist eines der modernsten der Welt. Konzipiert wurde es vom renommierten Architekten Henan Zanghellini aus Hong Kong. Ein Programm für die psychische Gesundheit der Mitarbeiter und ihrer Familien sorgt dafür, dass Stresssituationen besser bewältigt werden. Damit soll die Motivation der 630 Mitarbeitenden aus rund 30 Nationen erhalten bleiben.

Einheiten
350 Zimmer, aufgeteilt in Einzel- und Doppelzimmer über vier Häuser sowie weitere einzelne Wohnungen.

Miete
Nicht bekannt.

Eröffnung
Die neuesten Zimmer waren im Dezember 2023 bezugsbereit.

Besonderes
Zeitgemässe Ausstattung, modernes Design mit kleinen Küchen, TV, Wlan, grosse Fenster.


«Ermitage» Gstaadt/BE

Das Ermitage Wellness- & Spa-Hotel Schönried hat vor ein paar Jahren den Saisonbetrieb abgeschafft. «Wir kennen nur unbefristete Verträge und bieten den Mitarbeitenden die Möglichkeit, einen Ganzjahreslohn zu verdienen», sagt Philippe Baud, Generaldirektor des «Ermitage» und «Beatus». Die aus dem Jahr 1992 stammenden Mitarbeiterhäuser in Schönried sind vor zwei Jahren saniert, die Zimmer neu gestaltet und möbliert worden.

Einheiten
42 Zimmer in 3 Chalets direkt neben dem Hotel. Davon 2 Studios mit Küche für 2 Personen, 4 Doppelzimmer und 36 Einzelzimmer. Alle mit privatem Bad und meist mit Balkon.

Miete
Einzelzimmer 430, Studio 810 Franken.

Sanierung
Von Oktober 2022 bis Mai 2023.

Besonderes
Waschraum mit vier Maschinen und Tumbler, Keller für Bikes und Wintersportausrüstungen. Der Aufenthaltsraum «Artisti» ist zentral im Hotel gelegen und bietet neben TV mit Streaming-­Kanälen weitere Vergnügungsmöglichkeiten an sowie einen Snack- und Getränkeautomaten.


«Maistra 160», Pontresina/GR

«Das Thema Talent-Management, Benefits für Mitarbeitende und Förderung von Talenten entwickeln wir sehr bewusst», so das Direktorenpaar Irene und Martin Müller. Das Hotel beschäftigt 45 Mitarbeitende aus 13 Nationen. Dazu passt das eigene Mitarbeiterhaus am Ausgang von Pontresina, die Chesa Curtinella. 

Einheiten
20 Einheiten bestehend aus 7 Einzelzimmern, 10 Studios Double mit Küche, 3 Wohnungen mit je 2 Schlafzimmern, Garten, Gemeinschaftsraum inklusive Küche, Parkplätzen.

Miete
800 Franken fürs Studio, 550 bis 650 Franken für Einzelzimmer mit Dusche, 1800 Franken für 3,5-Zimmer-Wohnung – alle möbliert, inkl. NK.

Eröffnung
Herbst 2023.

Besonderes
Gemeinschaftsraum mit Küche, Lounge, Fitness, TV und Garten im Erdgeschoss, Waschküche und Raucherbalkon auf jedem Stock, zehn Minuten Fussweg zur Arbeit, Garagenplätze und E-Ladestationen, Velo- und Skiraum.


«La Ginabelle», Zermatt/VS

Im Familienhotel La Ginabelle arbeiten im Sommer 50 Mitarbeitende, im Winter bis zu 55 Mitarbeitende aus zehn Nationen. Um ­den Mitarbeitenden eine gute Wohngelegenheit zu bieten, hat die Familie Abgottspon ­­in ein neues Mitarbeiterhaus investiert, dasmit CO2-neutraler Geothermie beheizt wird. Die meisten Einheiten haben einen Balkon und ein paar von ihnen Blick aufs Matterhorn. Alle haben Bad und Küche. Je nach Grösse sind diese mit Geschirrspüler, Ofen, Kochfeld und Kühlschrank ausgestattet.

Einheiten
Sieben Einzelstudios, sieben Doppelstudios und zwei Wohnungen mit 2,5 und 3,5 Zimmern.

Miete
700 bis 800 Franken.

Eröffnung
Dezember 2023.

Lage
Das neue Mitarbeiterhaus ist zwei Gehminuten vom Hotel entfernt.


«Eine eigene Crew umsorgt unsere Mitarbeitenden»

Alexander Marakovits


Das «Badrutt’s Palace» hat im Zuge der Erneuerung des Mitarbeitendenhauses auch das Restaurant erneuert. Warum?
Alexander Marakovits: Einerseits stellt das Mitarbeitendenrestaurant einen sehr wichtigen Faktor in einem Hotel dar, andererseits ist es in den Pausen ein wichtiger Treffpunkt. Daher ist uns eine gewisse Wohlfühlatmosphäre wichtig. Mit aussergewöhnlichen Designelementen, einer Lounge Area, einem Chef’s Table, kombiniert mit einer unvergleichlichen Aussicht auf den See, ist uns dies sehr gut gelungen. Das Feedback der Mitarbeitenden war von Beginn weg sehr positiv.

Wie sieht das Angebot aus?
Das neue Restaurant Bella Vista hat einen eigenen Küchenchef und täglich wechselnde Mittags- und während der Saison auch Abendmenüs. Pasta, Fleisch und Vegetarisch stehen täglich auf dem Programm. Viele Speisen und Spezialitäten kommen aus den Herkunftsnationen unserer Mitarbeitenden.

Was wäre das?
Es gibt zum Beispiel einmal in der Woche einen speziellen Nationentag. Da kommen die drei Lunch-Gerichte aus einem Land, zum Beispiel aus Griechenland, Spanien oder Deutschland. Bestellt wird über ein elektronisches ­Kiosk-System, serviert werden die Bestellungen im Tellerservice. Es gibt deshalb kein Buffet und auch kein langes Anstehen.

Haben die Mitarbeitenden ausreichend Gelegenheit, die Dienste des Restaurants zu beanspruchen?
Das Restaurant ist täglich geöffnet, auch in der Nebensaison. Zudem haben die Mitarbeitenden die Möglichkeit, nebst dem Gastro-Angebot vor Ort, ein auf ihre Wünsche ausgerichtetes Take-away-Angebot aus der «Bella Vista»-Küche zu nutzen. 


Zur Person

Alexander Marakovits ­ist seit Februar 2023 PR-Manager des «Badrutt’s Palace». Er ist seit mehr als zwanzig Jahren in der Kommunikation tätig.


Mehr Informationen unter:

badruttspalace.com