Der Spruch zierte lange die Werbeflächen von Gondelbahnen, Plakatwänden und Zeitungen: «Häsch dini Ovo hüt scho ghaa?» war Kult und verlieh dem malzigen Getränk Auftrieb.
Man schreibt das Jahr 1904. Die Sozial-demokratische Partei der Schweiz SP nimmt den Arbeitnehmerinnen- und Arbeitnehmerschutz ins Parteiprogramm auf. Der US-Amerikaner Ira Rubel erfand den Offsetdruck und John Ambrose Fleming, britischer Elektroingenieur und Physiker, die Elektronenröhre.
Auch die Geschichte der Ovomaltine startete im Jahr 1904. Bis heute basiert das Ovomaltine-Getränkepulver auf der alten Zauberformel von Albert Wander.
Wander war der älteste Sohn des aus Rheinhessen (DE) stammenden Georg Wander. Nach Praktika in Apotheken von Nyon und Zürich studierte Wander in Bern, Zürich und Genf Pharmazie, Chemie und Medizin. Es folgten Aufenthalte in Dänemark, Italien und England. 1892 erwarb Wander die Doktorwürde in Chemie.
Als Nachfolger seines Vaters in dessen Firma entwickelte Albert Wander verschiedene diätetische Lebensmittel, unter anderem pharmazeutische Produkte wie zum Beispiel Alucol, ein Magenmedikament, und eben die erfolgreiche Ovomaltine. Für seine Verdienste verlieh ihm die Universität Bern 1930 den Ehrendoktor für Medizin und die Universität Zürich 1940 den Ehrendoktor für Naturwissenschaften.
Angefangen hat alles 1865 in einem Laboratorium in der Berner Altstadt. Der Apotheker Georg Wander suchte nach einem Mittel, um der Mangelernährung entgegenzuwirken. Als Basis für seine Forschung wählte er ein Naturprodukt, das schon über 2000 Jahre als Heilmittel galt: Malz. Sein Sohn Albert entwickelte um die Jahrhundertwende das Kraftnährmittel seines Vaters weiter. Er stellte aus den gekeimten, getrockneten Gerstenkörnern ein Malzextrakt her, indem er es im Vakuum eindampfte. Damit nahm er dem Malz die Bitterkeit, ohne dass die wertvollen Inhaltsstoffe verloren gingen. Zur geschmacklichen Abrundung gab er Kakao bei.
Bei der Markteinführung 1904 wurde Ovomaltine noch als medizinisches Aufbaugetränk verkauft, denn das Getränkepulver sollte Schwache stärken. Doch bald entdeckten Sportler das Getränk für sich. 1923 sponserte die Wander AG den ersten Sportevent. Markante Werbesprüche machten das stärkende Aufbaugetränk stetig bekannter: «Häsch dini Ovo hüt scho ghaa?» in den 1980er-Jahren oder der von 1999 bis 2004 und wieder ab 2012 verwendete Claim «Mit Ovomaltine kannst du’s nicht besser. Aber länger».
Heute umfasst das Ovo-Sortiment über 25 Produkte vom Brotaufstrich über das Müesli bis zum Drink. Seit 2002 gehört das Unternehmen der Associated British Foods ABF. Die Produkte für ganz Europa werden in Neuenegg/BE hergestellt. Pro Jahr verlassen 18 000 Tonnen Nahrungsmittel das Werk, was einem Gewicht von 3600 ausgewachsenen Elefanten entspricht.
(Ruth Marending)