Im Vollzugszentrum Bachtel in Hinwil/ZH gehört tägliche Arbeit für die Insassen dazu. Die Hauswirtschaft ist eins der Arbeitsfelder. Teamwork wird hier grossgeschrieben.
Am zweiten Tag nach Einzug der Insassen ins Vollzugszentrum Bachtel (VZB) kommen sie in die Eintrittwerkstatt. Yvonne Bachofen, seit 2016 Leiterin Hauswirtschaft des VZB, sagt: «In der Werkstatt versuchen wir mittels verschiedener Tests herauszufinden, wo die Stärken der Insassen liegen. Anhand der Ergebnisse wird dann entschieden, in welchen Arbeitsbereich sie geschickt werden.» Selbstverständlich hätten die Insassen ein Mitspracherecht, sagt Yvonne Bachofen. «Wenn sich jemand zum Beispiel in der Küche wohlfühlt und es dort gerade freie Plätze hat, wird er entsprechend eingeteilt.»
Der Grossteil der Insassen des VZB ist wegen so genannter Ersatzfreiheitsstrafen im Vollzug. Sie mussten ins Gefängnis, weil sie eine Geldstrafe nicht bezahlt haben. Der Rest verbüsst normale Haftstrafen. Die Insassen bleiben maximal fünf Monate im VZB und arbeiten je nach Bereich auch ausserhalb der Anstalt. Mit der Arbeitstätigkeit soll unter anderem die Arbeitsmarktfähigkeit der Insassen aufrechterhalten werden.
«Eine Herausforderung ist es, jene zu motivieren, die so gar keine Lust haben zu arbeiten. Dinge zu finden, damit sie sich auf die Arbeit einlassen und mitmachen», sagt Bachofen. Sie verantwortet Küche, Lingerie und Hausdienst. Für jeden Bereich gibt es Bereichsleitende, die ihr unterstellt sind. Die Mitarbeitenden wiederum sind allesamt Insassen. «Es sind Männer unterschiedlicher Nationalität und Altersstufe. Einige können bereits gut Deutsch, andere nicht. Es ist auf alle Fälle ein herausforderndes Arbeitsumfeld», sagt Yvonne Bachofen. Bei der Zusammensetzung der Teams achtet sie darauf, dass diese aus Stärkeren und Schwächeren bestehen. Sie sagt: «Das fördert die Sozialkompetenz und ist gut für den Teamspirit.»
Die Prüfungsexpertin für Hotelfachfrauen und -männer war vor ihrer Zeit beim VZB während gut fünf Jahren für die Martin Stiftung in Erlenbach/ZH tätig, einem Zuhause für Menschen mit einer kognitiven Behinderung. «Die Zeit in der Stiftung hat mich gelehrt, unvoreingenommen auf andere Menschen zuzugehen. Das ist auch eine wichtige Voraussetzung für die Bereichsleitenden. Die Insassen wurden schon verurteilt. Wir müssen das nicht auch noch machen», sagt sie bestimmt. Nebst der Unvoreingenommenheit brauche es ein gutes Gespür für das richtige Mass aus Nähe und Distanz. Das bedeute nicht, dass die Bereichsleitenden während der Arbeit nicht mit den Insassen sprechen oder mit ihnen scherzen dürften. «Nur muss man eine klare Linie ziehen. Wir sind hier nicht per Du und das Leben, das man draussen führt, sollte auch draussen bleiben.»
Wie viel Verantwortung die Insassen bei der täglichen Arbeit tragen, hängt von ihrer Aufenthaltsdauer ab. Jene, die für einige Wochen oder gar Monate in Haft sind, verantworten auch mal eine Frühschicht im Hausdienst selbst. Jene, die nur kurz im VZB sind, laufen in den verschiedenen Bereichen mit und unterstützen dort, wo sie gebraucht werden. Yvonne Bachofen sagt: «Worauf wir bei jedem Insassen Wert legen, ist, dass er ein gutes Verständnis von Hygiene und Sauberkeit hat. Das dient den Insassen schliesslich auch, wenn sie uns wieder verlassen, zumal die Bedeutung von Sauberkeit und Hygiene durch die Pandemie an Bedeutung gewonnen hat.»
(Désirée Klarer)
Das Vollzugszentrum Bachtel (VZB) ist eine auf den offenen Vollzug von Freiheitsstrafen spezialisierte Institution mit 64 Haftplätzen. Im Gegensatz zum geschlossenen Vollzug werden beim offenen Vollzug keine oder nur geringe Vorkehrungen gegen die Flucht von Insassen getroffen.
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