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Historisches Hotel 2024: Hotel Chalavaina Müstair

Das Hotel Chasa Chalavaina durfte am 13. November anlässlich der Preisverleihung in der Zürcher Kronenhalle die Icomos-Auszeichnung Historisches Hotel 2024 entgegennehmen.

Wer über die seit Jahrhunderten abgerundeten Steine in die Chasa Chalavaina stakst, begibt sich auf eine Zeitreise. Da überraschen die dicken weiss getünchten Mauern mit ab und an Relikten von früheren Zeiten, wie das Zitat an prominenter Stelle aus dem Jahr 1696 beim Empfang: «Die Vergangenheit tut mir leid, die Gegenwart bestraft mich und die Zukunft erschreckt mich.» Ulrich Veith, Gastgeber und Quereinsteiger in die Hotellerie, erklärt, dass wohl ein italienischer Wanderarbeiter diese finsteren Sätze verfasst hat.

Seither sind Tausende von Einkehrern in der Chasa Chalavaina ein- und ausgegangen, haben hier geruht, gespiesen und sich ausgetauscht. Jetzt, seit letztem Jahr, umsichtig frisch gemacht und Behaglichkeit vermittelnd laden achtzehn individuell angeordnete und gestaltete Gästezimmer zum Verweilen; sie verteilen sich über die beiden aneinander gebauten Häuser. Jedes Zimmer birgt einen individuellen Charme oder eine spezifische Originalität. Die Dachzinne, wo es sich wunderbar abschalten lässt, ein Paar historische Holzbetten, die einen neuen Bettinhalt erhalten haben, wie übrigens alle Schlafstätten im Haus.

Zum Konzept Gutes erhalten gehören die handgenähten weissen Barchent Vorhänge, die aus dem Fundus des Hauses stammen und in allen Gästezimmern für Behaglichkeit sorgen. Ästhetik ist auch bei der Tischwäsche und Schürzen für die Mitarbeitenden auszumachen. Aus Leinen und Halbleinen sind sie in der Handweberei Tessanda im nahen Santa Maria entstanden.

Magnet für Reisende von nah und fern: die Gaststube

Die Gaststube aus Arvenholz erstrahlt in ihrer ganzen alten Pracht; sie wurde nur dort in Stand gestellt, wo wirklich nötig. Sowieso, jeder Handgriff, jede Erneuerung im ganzen Hotel wurde in enger Absprache mit Expert:innen vorgenommen. Tische und Stühle im Restaurant sind die gleichen wie zuvor, auch die legendäre Russküche ist unverändert und bietet Platz für acht Gäste.

Am Herd in der neuen Küche rührt der Südtiroler Oliver Thialer die Kellen. Nach Jahren an der Spitze von grossen Hotelbetrieben fokussiert er sein Können auf das, was da ist. Mit Hingabe schöpft er aus dem Vollen, wenn er die zahlreichen heimischen Produkte zu schlichten, aber überzeugenden Speisen verkocht. Möglichst alles selber machen lautet sein Devise. Dazu gehören Brot, Schmalzkrapfen, Pasta oder Gebäck aus Aprikosen und Äpfeln.

Bezaubernd ist der weitläufige Garten hinter dem Haus, der mit seinem Sommerflor und der Stille des Ortes Städtern und Ruhesuchenden einen willkommenen Rückzugsort bietet. Und ja, hier wird sommers auch Wäsche getrocknet.

Eigentümerschaft

Das Hotel Chasa Chalavaina hat dank der neu gegründeten Stiftung Chasa Chalavaina und der Betriebsgesellschaft Hotel Chasa Chalavaina AG eine solide Zukunft vor sich. Der über 80-jährige Eigentümer und Gastgeber Jon Baptista Fasser hat nach über 50 Jahren im Jahr 2021 eine Nachfolge gesucht. Die Verantwortlichen des  benachbarten UNESCO-Weltkulturerbe Kloster St. Johann setzen alles daran, das Ensemble von Kloster und Hotel um den Plaz Grond zu erhalten. So entstand Ende 2021 die Stiftung Chasa Chalavaina, die das Hotel erwarb. Stiftungszweck ist das Bewahren des ursprünglichen Charakters des Hauses mit achtzehn Gästezimmern, der Gaststube, der legendären von Russ schwarz gefärbten Küche und dem grossen Garten.

Historische Hotel/Restaurant des Jahres von Icomos

Die Auszeichnung «Historische Hotel/Restaurant des Jahres», mit der jedes Jahr gastgewerbliche Betriebe für die Erhaltung und Pflege historischer Bausubstanz gewürdigt werden, wird bereits zum 28. Mal in Folge verliehen. Sie basiert auf der Zusammenarbeit von Denkmalpflege, Gastgewerbe und Tourismus und wird getragen von den Fachverbänden GastroSuisse, HotellerieSuisse, Schweiz Tourismus und Icomos Suisse, der Schweizer Landesgruppe des Internationalen Rats für Denkmalpflege. Eine Jury, bestehend aus Expertinnen und Experten von Denkmalpflege, Architektur, Geschichte, Hotellerie und Restauration, kürt die Preisträger aufgrund der eingereichten Bewerbungen und nach Besuchen vor Ort. Die Auszeichnung wird jeweils im Herbst für das Folgejahr verliehen.

Die Ausschreibung für das «Historische Hotel und Restaurant 2025» wird in den nächsten Wochen auf icomos.ch publiziert. Die Bewerbungsfrist läuft bis Ende Februar 2024.

(mm/ade)