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«In Werten, nicht in Generationen denken»

Um Lösungen für den Nachwuchsmangel zu finden, hat sich Anna Heuer mit den Generationen Z ­und Alpha befasst.

Anna Heuer, seit kurzem Hundehalterin, weiss, wie rasch sich Lebensumstände ändern können. Arbeitgeber, die darauf umsichtig reagieren, sind im Vorteil. (ZVG)

HGZ: Anna Heuer, was hat Sie dazu bewogen, sich vertieft mit den Generationen Z und Alpha auseinanderzusetzen?

Anna Heuer: Die Hospitality-Industrie ist eine menschenbezogene Branche – von Menschen mit Menschen für Menschen. Das bedeutet, egal wie technologisiert und digitalisiert die Arbeitsabläufe in Zukunft auch sein mögen, wir werden immer Mitarbeitende brauchen, die sich freudig und professionell um unsere Gäste kümmern. Mit Blick auf den Nachwuchs- und Fachkräftemangel wollte ich prüfen, ob das, was man sich über die neuen Generationen, ihre Eigenschaften, Bedürfnisse und Einstellungen erzählt, tatsächlich stimmt.

Und? Stimmt es?

So generell kann ich das nicht beantworten, zumal die Generation Alpha wortwörtlich noch in den Kinderschuhen steckt. Es gab immer schon in jeder Generation strebsame, einsatzfreudige und zuverlässige Lernende und Arbeitnehmende. Genauso, wie es auch in jeder Generation arbeitsscheue, unzuverlässige Menschen gibt. Daher lautet mein Fazit: Wir können es uns in der Hospitality-Branche nicht erlauben, in Generationen zu denken.

Wie sollen wir dann statt­dessen denken? 

Wir müssen uns auf Werte fokussieren. Denn Werte können generationsübergreifend und damit auch generationsverbindend vermittelt und gelebt werden. Von Babyboomern genauso wie von Vertreterinnen und Vertretern der Generationen X, Y und Z sowie später von den Alphas.

Warum ist das Umdenken auf Werte wichtig? 

In unserer Branche arbeiten nicht nur Menschen aus den verschiedensten Nationen und Kulturen in einem Betrieb zusammen, sondern auch Menschen aus allen Altersgruppen. Neben ihrem Fachwissen bringen sie alle auch ihre Lebenserfahrung und damit ihre Sozialkompetenzen mit ein. Für einen Betrieb kann es unternehmerisch sogar gefährlich werden, sich beispielsweise nur auf die Bedürfnisse von Mitarbeitenden der Gen Z auszurichten.

Worin besteht die Gefahr?

Im schlimmsten Fall könnte der Betrieb nicht genügend Mitarbeitende der Gen Z finden, was zum Abbau von Dienstleistungen oder gar zur Betriebsschliessung führt. Auch verliert er eine wichtige Ressource: erfahrene Mitarbeitende aus älteren Generationen.

Was wäre so schlimm daran?

Jede Altersgruppe hat ihre Qualitäten, von denen ein Betrieb profitiert. Ausserdem muss jeder Betrieb – selbst wenn er sich explizit auf eine spezielle Altersgruppe von Gästen ausgerichtet hat – damit rechnen, Gäste aus allen Generationen im Haus zu haben. Auch diesen muss er gerecht werden können. Es ist daher unternehmerisch intelligent, das Beste aus allen Generationen von Mitarbeitenden zu nehmen und es miteinander zu verknüpfen. So, dass sich vermeintlich altmodische Werte wie Pünktlichkeit, Sauberkeit und Zuverlässigkeit mit neueren Werten wie Offenheit für neue digitale Technologien, Experimentierfreude und Flexibilität verbinden. 


«Wir lernen von Jüngeren mehr, als sie von uns.»


Also sollen die Generationen sich ergänzen und gegenseitig voneinander lernen?

Das wäre ideal. Von heutigen und zukünftigen Jungen können wir zum Beispiel einen unverkrampften, vorurteilsfreieren Umgang mit neuen Technologien lernen. 

Während die Generation Alpha langsam ins Berufswahlalter kommt, steigt die Generation Z in Kaderpositionen auf. Was heisst das für die Branche?

Dass wir das Thema Leadership in der Aus- und Weiterbildung unbedingt fördern müssen. Die älteren Generationen hatten noch ein sehr hierarchisches Bild von Führung. Heute sind aber andere, etwa kreisförmige, projektbezogene Führungsstile gefragt. Wir müssen den jungen Berufsleuten helfen, Führungsskills zu lernen.

Was bedeutet das in Bezug auf den Fachkräftemangel?

Wir sollten nicht davon ausgehen, dass eine neue Generation unsere Probleme löst. Zudem sind wir leider nicht (mehr) cool genug, uns die Leute auszusuchen, die künftig für uns arbeiten sollen. Die Hospitality Branche hat zu Unrecht das Image eines Sklaventreibers. Das müssen wir schnellstens ändern. Unter anderem durch ansprechende Entlöhnung, familien- und weiterbildungsfreundliche Arbeitsbedingungen sowie individualisierbare Arbeitszeiten. Alle Mitarbeitenden haben unterschiedliche Bedürfnisse. Diese gilt es zu erkennen. Denn im Zusammenspiel aller passen die individuellen Bedürfnisse meist perfekt zusammen. Davon profitiert jede Generation.

(Riccarda Frei)


Zur Person

Anna Heuer ist Geschäftsführerin von HSMA Deutschland. Um Synergien zu nutzen und sich über die Landesgrenzen hinaus mit Gleichgesinnten auszutauschen, pflegt die HSMA eine enge Beziehung zum Berufsverband Hotel, Administration & Management. Gemeinsam führen sie Barcamps zu aktuellen Themen der Hospitality-Industrie durch.

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