Der 20. Oktober ist als «Tag der in Schnaps eingelegten Früchte» bekannt. Er erinnert daran, den Rumtopf rechtzeitig anzusetzen. Doch was hat es mit diesem inoffiziellen Feiertag auf sich?
Er ist ein Kuriosum: der Online-Kalender der nicht offiziellen Feiertage. Da gibt es fast alles: den Welt-Nudeltag, einen Ehrentag für das gefüllte Ei oder den Tag des Weinessigs. Und der 20. Oktober ist der «Tag der in Schnaps eingelegten Früchte».
Wer diese seltsamen Tage festgelegt hat, ist nicht bekannt. Doch es lohnt sich, den Fokus auf den zuletzt genannten Ehrentag zu legen. Auf der Website rp-online.de ist zwar dazu nachzulesen: «Der weltweite ‹Tag der in Schnaps eingelegten Früchte› fällt wohl eher unter die Kategorie ‹Unnützes Wissen›.» Doch auch wenn dieser Ehrentag für Fruchtschnäpse eher als unnütz betrachtet wird, sind diese alkoholischen Erzeugnisse für die Gastronomiebranche von grosser Bedeutung.
Da sind zum einen die Obstbrände. Gerade jetzt im Herbst werden die saisonalen Früchte Birnen, Quitten und Zwetschgen verarbeitet. Da sind zum anderen aber auch Liköre, deren Basis oftmals Früchte und Obst sind. Für deren Herstellung kommen zwei Methoden zur Anwendung. Entweder durch Destillation, bei der die Aromen der Früchte, Körner oder Pflanzen in einem Destiller herausfiltriert werden oder durch Mazeration, bei der man die Früchte oder Pflanzen mit neutralem Alkohol vermischt. Vielmals werden Liköre heute auch durch Mischung von Fruchtsirup und Aromen mit Zucker, Alkohol und Wasser gewonnen.
Michèle Arnet, Sensorikerin bei Diwisa in Willisau/LU, kennt zwar den speziellen «Tag der in Schnaps eingelegten Früchte» als solches nicht. Doch ihr kommt spontan der Rumtopf in den Sinn: «Gerade jetzt im Herbst, wo die Festtagszeit immer näher rückt, wäre es an der Zeit, einen Rumtopf mit weihnächtlichen Aromen wie Zimt, Orangen und Nelken anzusetzen.» Doch sie hält fest: «Beim Ansetzen eines Rumtopfes lässt sich sehr gut mit den verschiedensten Aromen spielen und die Wahl der Früchte kann unter dem Jahr dem Saisonkalender angepasst werden.»
Wer den Rumtopf erfunden hat, ist geschichtlich nicht dokumentiert. Eine Legende erzählt, dass zur Kolonialzeit beim Überqueren des Ozeans auf einem Schiff zufällig Früchte in Rumfässer gefallen seien. Dabei haben die Seeleute festgestellt, dass die Früchte dadurch konserviert wurden. Zudem habe das daraus entstandene Rum-Aroma die Früchte schmackhafter gemacht.
Rumtopf lässt sich einfach ansetzen. Es braucht einen grossen Topf mit Deckel aus Steingut, Keramik oder Porzellan, reife Früchte der Saison, Zucker und Rum mit mindestens 54 Volumenprozent Alkohol. Jetzt im Hinblick auf die Weihnachtszeit eignen sich auch Trockenfrüchte. Das Angesetzte vier Wochen reifen lassen, damit das Aroma gut durchziehen kann.
(Ruth Marending)