Immer öfter sieht man sie im Strassenverkehr: Lastenvelos, meist mit elektrischer Unterstützung. Sie eignen sich nicht nur für Lieferdienste als Autoersatz.
«In fünf Jahren wird mindestens jedes zweite E-Bike ein E-Cargobike sein», ist Thomas Ernst überzeugt. Er ist Geschäftsführer der Velo Zürich GmbH und kennt sich mit Lastenvelos bestens aus – nicht zuletzt, seit er mit einem Cargobike in fünf Tagen von Zürich nach London fuhr. «Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Leute merken, dass ein E-Cargobike viel mehr ist als ein E-Bike und oft sogar ein Auto ersetzt», sagt er. Lastenvelos sind vergleichsweise günstige und schnelle Transportmittel. Gerade in der Gastronomie und Hotellerie sind die Einsatzmöglichkeiten vielfältig.
Besonders für Kurzstrecken eignet sich ein Lastenvelo perfekt. «In Städten sind Cargobikes optimal. Sie erleichtern die Parkplatzsuche, und man kommt mit ihnen schneller und energiesparender durch den Stop-and-go-Verkehr als mit einem Auto», so Thomas Ernst. Lastenvelos sind zudem selten breiter als der Lenker. «Mit der üblichen Breite von rund 70 Zentimetern kommt man überall durch, wo man auch mit einem normalen Velo durchkommt», sagt Ernst.
Und auch die Sportlichkeit ist kein Problem: «Wer Velofahren kann, kann auch Lastenvelo fahren», so Ernst. Die ersten paar hundert Meter seien vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig, man gewöhne sich aber sehr schnell an das spezielle Lenkverhalten. Und dank der elektrischen Unterstützung sind E-Cargobikes auch auf längeren Strecken problemlos einsetzbar.
Bei den meisten Lastenvelos können etwa 140 Kilogramm zugeladen werden. Genug also nicht nur für Take-away-Gerichte, sondern auch für andere Transporte wie Material, Gepäck oder Getränke. Und auch für Hotelgäste sind Lastenvelos ein interessantes Mietobjekt. Pro Velo können zwei Kinder vorne mittransportiert werden – perfekt für den Familienausflug rund ums Hotel. Beispielsweise, wenn die Strecke für kleine Kinder zum Selberfahren etwas zu anspruchsvoll ist.
Gemäss Thomas Ernst sind Cargobikes zudem sicherer als ein Anhänger: «Dies, weil man nur eine Spur hat, welche sich in der Mitte des Velos befindet. Beim Anhänger besteht zudem die Gefahr, dass er kippt, wenn man zu schnell in eine Kurve fährt oder mit einem Rad auf einen Randstein trifft.» Und im Gegensatz zum Anhänger hat man die Kinder immer im Blick.
Der Cargobike-Profi rät Interessierten zu einem Zweirad-Lastenvelo. «Viele Kunden denken, ein Dreirad-Lastenvelo sei sicherer oder einfacher zu fahren. Dem ist in der Regel aber nicht so.» Am besten sei es, ins Geschäft zu gehen und verschiedene Modelle zu testen: «Probieren geht über Studieren.» Da Lastenvelos gerade einen wahren Boom erleben, werden die Velogeschäfte derzeit allerdings fast überrannt. Auch Thomas Ernsts Filialen in Winterthur und Zürich sind derzeit so ausgelastet, dass für eine Beratung und Probefahrt unbedingt ein Termin vereinbart werden sollte.
(Angela Hüppi)