Terroir ist eines der Alleinstellungsmerkmale der spanischen Weinbauregion Ribera del Duero.
Die Traubenernte begann dieses Jahr am 29. August. Regenfälle in den ersten Tagen im September verlangsamten den Start. «Nach einem heissen, trockenen Sommer haben die Niederschläge eine positive Auswirkung auf die Qualität», sagt Pablo Baquera Peironcely, Direktor Marketing des Consejo Regulador der DO Ribera del Duero. «Das Wasser sorgt für eine ausgewogene Ernte in Bezug auf den Säure- und Alkoholgehalt, auf die Anthocyane sowie die Polyphenole.» Obwohl die Ernte noch nicht abgeschlossen ist, wird eine Menge im Schnitt der letzten zehn Jahre erwartet. Die Geschichte von Ribera del Duero geht also erfolgreich weiter.
Gerade schreiben die Winzerinnen und Winzer an einem neuen Kapitel. Sie haben die Böden vieler der 63 630 Parzellen analysiert. Als Folge vinifizieren sie zunehmend einzelne Parzellen und füllen diese als Einzellagenweine ab. Dabei spielen zwei grosse und zahlreiche kleinere Faktoren eine Rolle. Bei den grossen stellt sich die Frage nach Lehm oder Kalk. Die rotbraunen, sandigen Lehmböden ergeben fruchtbetonte, füllige Weine. Solche vom Kalkstein sind frischer, eleganter und haben mehr Struktur. «Die einen sind nicht besser als die anderen», sagt Pablo González Beteré, CEO des Weinguts Valtravieso in Piñel de Arriba. «Weine vom Kalkstein haben jedoch eine einzigartige Persönlichkeit.» Valtravieso liegt auf einem Hochplateau auf 950 Meter über Meer. Der Boden besteht aus purem Kalkstein. Dennoch unterscheidet Beteré zwischen Parzellen mit feinkörnigem Grund und solchen mit grösseren Steinen – was die kleineren Faktoren wären.
Jaime Suárez, Weinmacher auf Dominio de Atauta
Ein weiteres Plus sind alte Reben. Diesbezüglich pflegt Jaime Suárez von Dominio Atauta ein besonderes Erbe. Auf 59 Hektaren sandigem Boden gedeihen nämlich über 130-jährige Reben. Sie wurden vor dem Einfall der Reblaus gepflanzt und sind demzufolge wurzelecht. Für Suárez stehen Einzellagenweine im Fokus. Seine exklusivsten Crus wie der Llanos del Almendro oder der Valdegatiles reifen zwar in Barriques, jedoch nie in neuen Fässern. Beide Weine sind an Intensität, Finesse und Eleganz nicht zu überbieten. Die geringe Produktion von 1700 respektive 1100 Flaschen ist jeweils rasch vergriffen.
Im 41. Jahr nach der Gründung der DO Ribera del Duero scheint der Pioniergeist ungebrochen. Klein- und Grossbetriebe treiben die Qualität ihrer Weine mit neuen Ideen voran. So sieht es Michael Zaccagnini von Bodegas y Viñe-dos Sei Solo in Roa nicht ein, dass nur voll ausgereifte Trauben gute Weine ergeben. Er erntet immer etwas früher. So besticht sein «Preludio» mit rotbeeriger Frische und eleganter Leichtigkeit.
Auch Grosskellereien wie Protos mit Kellergewölben unter dem Castell de Peñafiel haben viel investiert. In einem Neubau reifen Weine in 40 000 Fässern und Barriques. Die Palette umfasst jedoch nur ein gutes Dutzend Crus. Allesamt sind sie hervorragende Essensbegleiter zu mediterranen Gerichten.
(Gabriel Tinguely)
Auf 90 Prozent der 26 123 Hektaren Rebfläche wachsen Tempranillo-Reben. Dazu kommen Cabernet, Merlot und Malbec sowie die weisse Sorte Albillo Mayor. Weissweine und Rosé gewinnen zunehmend an Bedeutung. Rosé-Liebhaberinnen dürfen sich dabei nicht von gewöhnungsbedürftigen Etiketten wie dem Flamingo im Barockkostüm von Conde de San Cristóbal verunsichern lassen. Der Wein ist klasse.