Der Barkeeper des Jahres hat sein Wissen und seine Bar über die Jahre selbst aufgebaut. Die familiäre Barszene schätzt er trotzdem.
Lorenz Struchen ist ein gefragter Mann. Nachdem er sich Ende Oktober in Baden den Titel «Barkeeper of the Year 2023» gesichert hatte, standen die Bieler Lokal-medien bei ihm für Interviews Schlange. In seiner Stadt war die Freude über den Triumph des 34-jährigen Geschäftsführers der Twentys Cocktailbar gross.
Lorenz Struchen wollte es nach längerer Wettbewerbspause noch einmal wissen und holte prompt den Sieg bei den Swiss Bar Awards. (BIlder: Bar News)
Der gelernte Lebensmitteltechnologe hat das Lokal unter den Arkaden der Altstadt vor rund zehn Jahren gemeinsam mit zwei Kollegen als Quereinsteiger übernommen. Seit neun Jahren hat er die alleinige Verantwortung. «Ich habe damals schnell gemerkt, dass das Arbeiten hinter der Bar genau mein Ding ist», erzählt Lorenz Struchen, der zuvor in einer Brauerei gearbeitet hatte. Die Gastronomie hat ihn schon lange fasziniert. Das Konzept im «Twentys» ist – wie der Name verrät – von den goldenen Zwanzigerjahren inspiriert. «Wir wollen unseren Gästen hier etwas Besonderes bieten», sagt Lorenz Struchen.
Lorenz Struchen, Geschäftsführer Twentys Cocktailbar
Seine besondere Leidenschaft gilt den Cocktails. «Am liebsten mache ich die Klassiker und ergänze meine Eigeninterpretation. Man muss nicht immer das Rad komplett neu erfinden.» Das Handwerk hat sich der Barkeeper des Jahres, der auch schon zu seiner Zeit als Lebensmitteltechnologe gerne hinter der Bar aushalf, über die Jahre hinweg selbst erarbei-tet. «Dabei ist mein Repertoire gewachsen, ich bin detailverliebter geworden, lasse mir länger Zeit und mache mehr selber.»
Darüber, was im «Twentys» in den Mixbechern landet, entscheiden auch die vorhandenen frischen Zutaten. Das Cocktailangebot in der Bar orientiert sich immer an der Saison. «Not macht dabei oft erfinderisch», erzählt der Geschäftsführer. So entstand im letzten Sommer aus überschüssigen Zitronen der hauseigene Limoncello. Lorenz Struchen lässt sich auch gerne von der Kreativität anderer Barkeeper inspirieren. «Die Schweizer Barszene ist relativ klein und familiär, daraus kann viel Schönes entstehen», sagt er. Man müsse aber immer bedenken: «Was in Zürich gut ankommt, muss hier bei uns in Biel noch lange nicht funktionieren.»
Für seine Kreationen, die er am Finalabend der Swiss Bar Awards präsentierte, hat Struchen – unterstützt von Freunden und Kollegen – sämtliche Register gezogen, wie er erzählt. «Es war keine Vorbereitung im stillen Kämmerlein.» In einem gemeinschaftlichen Effort entstanden so die Cocktails «Art of a Geisha» und «Rêves de Vacances», die ihm den Sieg brachten.
Lorenz Struchens Cocktail «Rêves de Vacances» besteht aus Tequila, Cognac, Zitronensaft, Select Aperitivo und einem hausgemachten Soda-Mix-Filler.
Jetzt will der Barkeeper des Jahres bei den Competitions wieder etwas kürzer treten. «Für mich steht nun im Vordergrund, meine Mitarbeitenden zu unterstützen, die auch vom Wettbewerbsfieber gepackt wurden.» In seiner Freizeit will sich der leidenschaftliche Motorradfahrer ausserdem mehr Zeit nehmen, um kleinere Reisen und Ausflüge zu unternehmen.
In seiner Bar fühlt sich Lorenz Struchen auch nach zehn Jahren Betrieb noch so wohl, dass er oft auch hinter dem Tresen anzutreffen ist, wenn er eigentlich frei hätte. «Die Arbeit hier macht mir einfach Spass. Wir wollen das Angebot für unsere Gäste Schritt für Schritt verbessern und weiter ausbauen.»
(Alice Guldimann)
Die Twentys Cocktailbar besteht seit dem Jahr 2013. Hier serviert Lorenz Struchen zusammen mit drei festangestellten Barkeepern sowie Aushilfen unter anderem eine grosse Auswahl an klassischen Cocktails. Die Bar ist von dienstags bis sonntags jeweils ab 17 Uhr geöffnet.