Hanspeter Ott ist der Schweizer Cocktail-Champion 2023. Ein Sieg, auf den er seit über 30 Jahren hingearbeitet hat.
Das Wort «aufgeben» findet sich nicht im Wortschatz von Hanspeter Ott, der von allen Hasi genannt wird. Der 63-Jährige hat vor gut 40 Jahren sein Hobby zum Beruf gemacht. «Ursprünglich bin ich gelernter Bauer», erzählt er. Nach der Lehre arbeitete er sechs Jahre lang als Betriebshelfer. Sein weiterer Weg entschied sich eines Tages an der Bar. «Ich habe schon immer gerne Cocktails getrunken und wurde damals in eine Diskussion mit einer Barkeeperin verwickelt. Da entschloss ich mich, das Handwerk selbst zu lernen.»
Er absolvierte den Barkurs an der Hotelfachschule in Luzern, wo er auch seinen ersten Arbeitgeber aus der Barszene traf. Der damalige Kursleiter fragte Ott, ob er mit ihm in der Seeger-Bar in St. Gallen zusammenarbeiten wollte. «Seither habe ich keinen Tag mehr gearbeitet. Ich stehe auf und gehe meinem Hobby nach.»
1989 entschloss sich Hasi Ott, der Schweizer Barkeeper-Union SBU beizutreten. «Damals musste man dafür noch eine Prüfung ablegen und von zwei Götti empfohlen werden.» Einer davon war die Schweizer Barkeeper-Legende Peter Roth von der Zürcher Kronenhalle-Bar. «Ihm habe ich beim Arbeiten immer genau auf die Finger geschaut, vom Garniturschnitzen bis zum Mixen.»
1991 folgte die erste Schweizer Meisterschaft. Seither hat er mit drei oder vier Ausnahmen jedes Jahr teilgenommen und musste viele Niederlagen einstecken. «Klar, war ich manchmal frustriert, wenn es nicht gereicht hatte. Aber Cocktails sind einfach eine subjektive Sache, das darf man nicht persönlich nehmen.» Dazu komme beim Mixen die Tagesform, die wie bei einem Sportler mal besser, mal schlechter sei.
2020 wendete sich das Blatt für Hasi Ott. Mit dem Drink «Silver Wings» entschied er die Mocktail-Kategorie für sich. Drei Jahre später, Anfang Oktober 2023, passte dann alles: Mit dem Cocktail «Last Chance» sicherte er sich den Sieg.
«33 Jahre habe ich darauf gewartet. Man sieht, steter Tropfen höhlt den Stein», lacht Hasi Ott. «Ich habe mich wirklich sehr gefreut. Auch darüber, dass die anderen mit mir gefeiert haben.»
Mit dem Sieg qualifiziert sich Ott für die Weltmeisterschaften 2024. Nervös sei er nicht. «Ich lasse mich darauf ein, und es kommt so, wie es kommen muss.» Wettbewerbserfahrung hat der Barkeeper mehr als genug: «Bei mir hängen insgesamt etwa 80 Diplome.» Bei seinen Wettbewerbs-Drinks bleibt er seinem Stil treu. «Ich greife gerne auf das Klassische, Einfache, Kräftige zurück. In meiner Jugend gab es Manhattan, Sidecar oder Dry Martini.» Trends solle man aber trotzdem nicht ausser Acht lassen. Es gelte, mit einem eigenen Twist den Geschmack der Zeit zu treffen.
Im Alltag führt Hasi Ott seit 2017 die Rütli-Bar in Brunnen/SZ. «Meine Frau Isabel führt die Geschäfte, ich übernehme die Bar, das ist eine super Aufteilung.» Bis 2027 läuft der Vertrag noch. Danach hofft er, dass jemand die Bar übernimmt und weiterführt. «Ich würde dann gerne noch ab und zu aushelfen.»
(Alice Guldimann)
Dream of Asia
Ergibt einen Mocktail
10 ml Ingwersirup
10 ml Litschisirup
40 ml Martini Floreale, alkoholfrei
40 ml Passionsfruchtsaft
100 ml Schweppes Tonic mit wenig Matcha-Tee-Pulver
Den Drink «Dream of Asia» kreierte Hanspeter Ott für die Mocktail-Weltmeisterschaft 2021. Ingwersirup, Litschisirup, Martini Floreale, alkoholfrei, und Passionsfruchtsaft mit Eis in den Shaker geben, mixen und ins Gästeglas abseihen. Tonic mit einer Messerspitze Matcha-Pulver mischen und sorgfältig als zweite Schicht ins Glas geben.