Ein Hotel, das während der Pandemie eröffnet, startet leise. Das «Bellerive au Lac» im Zürcher Seefeld verdient es aber, im Scheinwerferlicht zu stehen.
Mit der Wiedereröffnung des «Ameron Zürich Bellerive au Lac» im vergangenen Jahr verstärkt die Lifestyle-Marke Ameron der Kölner Hotelgruppe Althoff ihre Präsenz in der Schweiz. Es ist das dritte Hotel in der Schweiz nach den Betrieben in Luzern und Davos/GR. Nach zweijährigem Umbau strahlt das Interieur des Baus in neuem Glanz. Die Lage des Hotels am Ufer des Zürichsees bleibt ein Top-Verkaufsargument – so ist es nur wenige Gehminuten vom Sechseläutenplatz, der Bahnhofstrasse und dem Paradeplatz entfernt. Das Haus wurde 1928 als Apartmenthaus mit Restaurant erbaut und 1932 als Hotel eröffnet.
Trotz Renovation sind Zeitzeugen einer jahrzehntelangen Geschichte weiterhin sichtbar. So durfte beispielsweise der unter Denkmalschutz stehende, in dunkelgrünem Marmor gehaltene Ein-gangsbereich nicht angefasst werden. Die etwas schwer anmutenden Elemente fügen sich trotzdem optimal in das neue Interieur-Konzept ein. Läuft man an Réception, Lounge, Co-Working-Bereich und Cigar Lounge vorbei in die Räumlichkeiten von Restaurant, Bar und Lounge, taucht man in eine andere Welt ein. Die Farbwahl in Smaragdgrün, Weiss, Schwarz und Gold, die hohen Decken und grossen Leuchten, das ansprechende Mobiliar sowie die kunstvoll verzierten Tapeten laden zum Entspannen ein. Auch wenn der Verkehr am Utoquai für Grossstadtflair sorgt, ist man im Innern weit von Hektik entfernt.
Für die architektonische Planung und Umsetzung zeichnet die Monoplan AG verantwortlich, die vorwiegend Hospitality-Projekte umsetzt. Sie hat eine modern interpretierte Weiterführung des bestehenden Designs unter Berücksichtigung seiner Geschichte entwickelt. Getreu dem Leitsatz «Urban Lifestyle with a Touch of Mediterranean Flair» präsentiert Monoplan das Hotel auch nach dem Umbau im Art-déco-Stil. Dieser kombiniert zeitgemässes Design mit einem klassisch eleganten Ambiente. Viele der Möbelstücke wurden von Monoplan gezeichnet und von der Firma Stilles angefertigt und montiert. Die Betten und Matratzen stammen von Treca, die Kissen und Duvets von Mühldorfer. Lokale Kunst zu zeigen, ist Teil des Hotelkonzepts. Aktuell zieren Bilder der Schweizerin Brigitte Lustenberger den Eingangsbereich.
Im Erdgeschoss des Hotels befindet sich das «Studio Bellerive – Signature Grill & Bar», das seinen Namen mit dem Filmstudio teilt, das 1953 hier entstand. Im ersten TV-Studio des Schweizer Fernsehens wurde 1963 die deutsche Version von «Dinner for One» mit den Originaldarstellern Freddie Frinton und May Warden gedreht. Die denkmalgeschützte Freddie-Frinton-Bar in der ersten Etage ist eine Hommage an den Sketch.
Executive Chef des «Studio Bellerive» ist Marcel Oesterreich. Er arbeitete schon für die Zür-cher Betriebe «Riithalle», «Frau Gerolds Garten» und die «Blaue Ente». Auch sammelte der 33-Jährige Erfahrungen in Hotels wie dem «Four Points by Sheraton», dem Renaissance Zürich Tower Hotel und dem «Park Hyatt Zürich». Oesterreich bereitet Cuts von ausgesuchten Zuchten zu, ausserdem Fisch aus nachhaltiger Fischerei und Zucht sowie Gemüse und Früchte vom Bauernhof. Ergänzt wird das Angebot von Brasseriespezialitäten, die als Bei-lage oder zum Teilen serviert werden. Auch vegetarische und vegane Gerichte sind Teil der Karte. Der Einbezug lokaler Produkte geht bis an die Bar, wo unter anderem mit dem «Deux Frères»-Gin und dem «Gents»-Tonic Zürcher Produkte kredenzt werden.
Für den Service ist Restaurant-Manager Matthias von Maltzan verantwortlich. Zuletzt amtete er im Sterne-Betrieb «Die Rose» von Tobias Buholzer in Rüschlikon/ZH. Von Maltzan, der ebenfalls schon als privater Butler tätig war, hat versiert Empfehlungen abgegeben und galant durch den Abend geführt. «Ohne das Ceviche vom Kingfish mit Ponzu, Miso-Radieschen, Koriander und Kataifi oder den Schweinebauch à la chinoise mit Misocrème, Grenadinerettich in Umami-Bouillon probiert zu haben, möchte ich den Gast ungern gehen lassen», sagt von Maltzan lächelnd. Ebenfalls zu den Vorspeisen gehören Austern, Tatar oder eine Langous-tinen-Bisque. Vom Grill gibt man unter anderem einen Pulpo, irisches Angus-Entrecôte, marinier-te Short Ribs vom Rind oder ganz traditionell die Kalbsleberli mit Rösti. Das Team um den Deutschen ist gut eingespielt, was auch seiner Beobachtungsgabe, seinen klaren Ansagen sowie seiner freundschaftlich-kollegialen Art zu verdanken ist.
(Andrea Decker)
«Studio Bellerive»
48 Sitzplätze Restaurant
35 Sitzplätze Bar und Lounge
Hotelzimmer
55 Zimmer
6 Suiten (inkl. Turmsuite über zwei Etagen mit Rundumblick)
Events
Food Zurich Event: 8. Sept.
Zurich Film Festival Partner: 22. September bis 2. Oktober