Lange Zeit setzte Accor Hotels in ihren Häusern auf einen gleichen Standard. Jede Kategorie war einheitlich aufgestellt. Im Jahr 2012 änderte Accor diese Strategie.
Philippe Alanou: Accor Hotels passt ihre Dienstleistungen und Produkte den wechselnden Kundenbedürfnissen an. Noch vor einigen Jahren hatten unsere Gäste ein stärkeres Bedürfnis nach Sicherheit. Dieses konnte mit standardisierten Hotelprodukten gut bedient werden. Heute denken Gäste viel weniger in Sternekategorien, sondern suchen nach individuell zugeschnittenen Erlebnissen. Es ist also sinnvoll, dass sich auch unsere Produkte und Marken den Kundenwünschen anpassen.
Sie sind heute vielschichtiger. Unsere Gäste buchen Flitterwochen im «Sofitel», nehmen an einem Seminar im «Mercure» teil, machen Familienurlaub im «Novotel» oder legen unterwegs einen Zwischenstopp im «Ibis» oder «Ibis Budget» ein. Eine Kategorie schliesst die andere heute nicht mehr aus. Bei einigen Produkten oder Serviceleistungen wie zum Beispiel der Bettenqualität erwarten die Gäste einen gewissen Standard. Bei anderen Angeboten wie zum Beispiel dem Frühstück oder Lunch sind sie experimentierfreudiger. Je nach Standort des Hotels bieten sich spannende Konzepte an. Für ein Hotel in der Nähe eines Bahnhofs eignet sich ein Co-Working Space zum Beispiel besser als ein grosses Restaurant.
Unsere Gäste haben die Positionierungen der einzelnen Marken klar verstanden. Für uns hat sich diese Strategie also gelohnt, besonders für Ibis Styles, eine Marke, die aktuell mit dem Franchise-Modell stark wächst. Die hohe Bekanntheit der Marke Ibis hat uns den Wechsel zu den drei Untermarken der Ibis-Familie erleichtert (Ibis, Ibis Styles und Ibis Budget). In letzter Zeit haben wir zum Beispiel viel in die Entwicklung der Marke Ibis Budget investiert mit neuen öffentlichen Bereichen und neuen Zimmern. Das stärkt die Identität der Marke.
Mit mehr als 40 Jahren Erfahrung im Franchising bietet Accor Hotels eine umfangreiche Expertise in den Bereichen Distribution, Marketing, Einkauf, Bau und Design sowie Innovation, Qualitätssicherung und nachhaltige Entwicklung. Zudem hat die Gruppe mit TARS ein eigenes Reservierungssystem entwickelt. Von diesem Know-how profitieren unsere Franchise-Partner. Dank des breiten Marken-Portfolios, vom Economy- bis Luxussegment, findet jeder unserer Partner die passende Marke.
Eine massgebende Rolle bei der Evaluation von Expansionsmöglichkeiten spielen Faktoren wie Marktbeurteilung, Wachstumspotenzial, Bedürfnisse pro Segment Business oder Leisure, das nötige Investment pro Hotel und Return on Investment. Ausserdem sollte ein Standort eine gewisse Dynamik mitbringen und sein eigenes Angebot stets weiterentwickeln.
Allgemein möchten wir unser Angebot in den grössten Schweizer Städten ausbauen. Aber auch in den kleineren wie St. Gallen oder Baden sehen wir viel Potenzial. Bei der Evaluation der Standortattraktivität und des Wachstumspotenzials einer Region spielen unterschiedliche Faktoren eine Rolle. Neben Informationen zur Auslastung müssen auch die Standortbedingungen und Bedürfnisse der Region genau abgeholt werden. Welche Gäste zieht die Region an? Wie viele Hotels gibt es? Wie innovationsfreudig ist der Standort?
In der Schweiz hat sich die Gruppe bis anhin auf die Entwicklung des Budget- und Economysegments fokussiert. In diesem Segment sehen wir das grösste Wachstumspotenzial. Heute sind mit 24 Ibis, fünf Ibis Styles und elf Ibis Budget 61 Prozent aller Schweizer Accor Hotels im Budget- und Economysegment angesiedelt. Hier werden wir weiterwachsen. Als letzte von fünf Neueröffnungen in 2017 eröffnen wir Ende November Ibis Budget und Ibis Styles Genève Palexpo.
(Interview Ruth Marending)