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Roger Widmer über Bitcoins

«Das Zahlen und Abrechnen in Bitcoins ist ganz einfach»

  • Roger Widmer hat zusammen mit einem Freund die Firma Martrog GmbH gegründet. Auf Anfrage beraten sie Bitcoin-Neulinge. (Bild ZVG)
  • So läuft eine Bitcoin Transaktion ab. (Bild ZVG)

HGZ: Herr Widmer, Ihr Betrieb, das Hotel Gotthard in Brugg, war das erste Hotel in der Schweiz und vielleicht sogar in Europa, in dem Gäste mit der digitalen Währung Bitcoin zahlen konnten. Wie kam es dazu?

Roger Widmer: Ein Freund von mir ist ein IT-Crack. Aus Plausch fingen wir in der Freizeit an, uns mit der Kryptowährung Bitcoin zu beschäftigen und selber Bitcoins zu minen. Vereinfacht gesagt, heisst das: Wir haben Nutzern die Rechnerleistung unserer Computer zur Verfügung gestellt und so Bitcoins, also digitales Geld generiert.
Als dann in unserer Nähe die technische Fachhochschule eröffnete, fand ich, es wäre doch cool, wenn die Studenten bei uns Essen und ihre Konsumation mit Bitcoins bezahlen könnten. Ich rechnete mir aus, durch diesen Service neue Stammgäste ins «Gotthard» zu holen. Das war 2013.

Ging diese Rechnung auf ?

Nicht ganz. Es kommen zwar Studenten, doch die meisten bezahlen ganz konventionell. Dafür haben wir ältere Gäste, die Bitcoin toll finden. Dazu gehört auch ein über 70-jähriger Mann. Die Idee, digital zu bezahlen, faszinierte ihn so sehr, dass er sich dafür extra ein Smartphone kaufte. Heute bezahlt er regelmässig seinen Kaffee mit Bitcoins.

Gibt es noch mehr so Beispiele?

Wir haben ein sehr junges Pärchen unter den Gästen. Wenn sie Bitcoins haben, lassen sie diese so lange im elektronischen Portemonnaie (Wallet) liegen, bis sie durch Kursgewinn genug angespart haben, um sich bei uns ein feines Essen zu gönnen.

Bitcoins sind aussergewöhnlich starken Kursschwankungen unterworfen. Das ist doch für Sie als Unternehmer ein grosses Risiko.

Nein, überhaupt nicht. Wenn ich auf Nummer sicher gehen möchte, habe ich ja die Möglichkeit, die Bitcoins in Echtzeit, also in dem Moment, in dem der Gast bezahlt, gleich in Schweizer Franken umzuwechseln. Ein weiterer Vorteil ist, dass ich das Geld sofort auf meinem Konto habe. Das ist bei einer Kreditkartenbezahlungen ja nicht der Fall.

Gibt es weitere Vorteile?

Den Gästen das Zahlen mit Bitcoins zu ermöglichen, kostet mich praktisch nichts. Ich brauche kein Kreditkartenterminal zu kaufen, ich muss keine Software installieren und ich muss keine hohen Kartenkommissionen leisten. Ein altes Smartphone oder ein Tablet mit Internetzugang reicht völlig aus.

Wie läuft der Zahlungsvorgang mit dem Gast konkret ab?

Der Gast öffnet auf seinem Smartphone oder Tablet seine Bitcoin-Bezahlapp. Wir tragen auf der App auf unserem Smartphone den Betrag der Konsumation in Franken ein. Die App rechnet den Betrag in Bitcoins um und erstellt einen QR-Code. Der Gast scannt diesen Code ein. Auf seinem Smartphone erscheint nun der Betrag und die Frage, ob er bezahlen will. Drückt er o.k., ist das Geld schon in unserem digitalen Portemonnaie. Auf unserer internen Tagesabrechnung werden Bitcoin-Zahlungen gleich aufgeführt und behandelt wie Zahlungen mit Kreditkarte, Reka- oder Lunch-Checks.

Wie ist es mit Trinkgeld?

 Das läuft im Prinzip gleich wie beim Zahlen mit Kreditkarte. Möchte ein Gast Trinkgeld geben, schreibt er das bei der Kreditkartenbezahlung auf den Beleg. Beim Zahlen mit Bitcoins drückt er den entsprechenden Button auf seiner Bezahl-App.

Welche Tipps geben Sie einem Kollegen, der in seinem Betrieb das Zahlen mit Bitcoin einführen möchte?

1. Such dir eine gute Bezahl-App und eröffne dort dein Bitcoin- Konto. Wir arbeiten beispielsweise mit «Bitpay», es gibt aber auch zig andere, die gut sind.
2. Lade die App deiner Wahl auf ein Smartphone oder Tablet. Es braucht kein teures Gerät zu sein, ein billiges reicht völlig aus. Falls in einem Betrieb mehrere Geräte im Einsatz sind, ist das kein Problem. Ein Bitcoin-Konto kann mit verschiedenen Endgeräten so verknüpft werden, dass alles auf ein Konto läuft, man aber weiss, über welches Gerät die Buchung lief.
3. Mach bekannt, dass du Bitcoins akzeptierst. Es gibt Portale wie Bitcoinmap.org, wo man sich entsprechend registrieren kann.
4. Lass dein elektronisches Portemonnaie und das Passwort nicht rumliegen. Auch digitales Geld kann geklaut werden.

Könnten Sie sich vorstellen, im «Gotthard» weitere Kryptowährungen anzunehmen?

Ja, durchaus. Gewisse technische Vorkehrungen dazu haben wir bereits getroffen.

(Riccarda Frei)