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Serie: Kurtourismus in der Schweiz (Teil 7) Wie der Bädertourismus das Tessin eroberte

Mit der Eröffnung des Gotthardtunnels 1882 rückte das Tessin in den Fokus des aufkommenden Tourismus.

  • Das Schwimmbad vom Hotel Cademario, erbaut um 1920, war eines der ersten in der Schweiz. (ZVG)
  • So präsentiert sich das Schwimmbad vom «Cademario» heute.

Die Gotthardbahn, die ab 1882 ihren Betrieb von Immensee bis Chiasso aufnahm, brachte zahlreiche Gäste vom Norden in den Südkanton. Für sie bauten die Tessiner neue Hotels und boten einfache Ausflüge an. Die Infrastruktur wurde laufend ausgebaut. Eine spezielle Entwicklung widerfuhr dem Berghang des Monescia oberhalb von Ascona. Dort gründete im Herbst 1900 eine Gruppe Idealisten um den Industriellensohn Henri Oedenkoven, die Pianistin Ida Hofmann und den Künstler Gusto Gräser das alternative Siedlungsprojekt Monte Verità, zu Deutsch Berg der Wahrheit. Nach kurzer Zeit verwandelten die Gründer die Kolonie in eine Naturheilanstalt, in der Behandlungen mit Licht, Wasser und Luft angeboten wurden.

Magischer Blick von Cademario

Der Ruf des Siedlungsprojektes auf dem Monte Verità verhalf dem Tourismus in Ascona zu grossem Aufschwung. Als «kleine Seenriviera auf der Alpensüdseite» wurde der Ort um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert zum Kurort erster Wahl für Deutsche, Engländer, Italiener und Deutschschweizer.

1912 kam der Naturheilarzt Adolf Keller ins Tessin und sah sich den Monte Verità an. Doch da er dort nicht alle nötigen Elemente für seine Therapien fand, suchte er weiter und fand in Cademario, einem kleinen Dorf in der Region Malcantone, einen optimalen Standort. Auf 850 Meter über Meer offenbart sich von hier ein fantastischer Blick auf den Luganersee und die umliegenden Berge. Der 1879 im Thurgau geborene Keller war begeistert. Mit Cademario hatte er einen Ort gefunden, an dem er seine Therapien ganzjährig anbieten konnte.

Sprung in die Neuzeit

1914 errichtete Adolf Keller inmitten eines 10 000 Quadratmeter grossen Parks hoch oberhalb des Dorfes das Kurhaus Cademario, das damals höchstgelegene Kurhaus des Kantons. Fleisch und Alkohol waren untersagt, dafür gab es vegetarische Diätkost, Kräutertee und Sonnenbäder, nach Geschlechtern getrennte Frischluft-Gymnastik, Barfuss-Spaziergänge sowie Bäder im ungeheizten Freiluft-Schwimmbad. Nach dem Tod des Gründers 1969 erlebte das Kurhaus einen dramatischen Einbruch. Noch zwei Generationen wurde das Haus von der Familie Keller geleitet. 2006 kam es in den Besitz der Hotelgruppe Tessal SA. Für 30 Millionen Franken wurde es während vier Jahren umgebaut.

2013 öffnete das neue Kurhaus Cademario Hotel & Spa seine Tore. Es bietet 82 Zimmer und Suiten sowie einen Spa auf 2200 Quadratmeter Fläche. Das Ziel des Gastgeberpaars Rafaela und Peter Hoeck Domig ist, den Geist Adolf Kellers in einer modernen Version aufrechtzuerhalten: «Unsere Gäste sollen sich bei uns erholen, abschalten, relaxen und geniessen können», sagt das Paar.

Grosse Beachtung wird dem kulinarischen Genuss geschenkt. Im Gourmetrestaurant La Cucina bietet Küchenchef Athos Cassani mit internationalen und italienischen Gerichten eine Reise durch die Welt des Geschmacks an. Im Wellnessbereich gibt es eine Sauna, einen Hammam, Innen- und Aussenpool, Pool mit Meersalz, Entspannungsraum und einen Abkühlraum, das so genannte Frigidarium. Ein umfangreiches Behandlungsangebot ergänzt das Ganze. «Bei unseren Gästen besonders nachgefragt ist das Detox-Angebot, ein dreitägiges Angebot mit Vollpension», sagt das Gastgeberpaar. Dabei wird eine Diätform mit so genannten «Dot Eat»-Gerichten serviert.

«Diese Gerichte haben wir auf Grundlage einer sorgfältigen und konstanten Recherche entwickelt», weiss Athos Cassani. Sie enthalten weder Zucker, Gluten, Laktose, Soja und Derivate noch verarbeitete Lebensmittel. Das Ergebnis ist ein vollwertiges Gericht, das sich positiv auf die Gesundheit auswirkt, das Immunsystem stärkt und mit dem sich das Körpergewicht langfristig reduzieren lässt.

(Ruth Marending)


Bäder von Craveggia

Zwei Granitwannen nahe beim ehemaligen Kurhaus von Craveggia laden zum Kneippen ein. Die eine Wanne ist mit 28 Grad warmem Thermalwasser gefüllt, die andere mit kaltem Flusswasser. Die Bäder sind zu Fuss erreichbar. Der Eintritt ist frei.

ticino.ch
kurhauscademario.com