Die Pandemie hat gezeigt: Zum Thema Hygiene gehört nicht nur die Reinigung von Oberflächen, sondern auch jene der Luft.
Das Thema Hygiene spielte in Gaststätten und Hotelbetrieben schon immer eine sehr wichtige Rolle. Spätestens seit Ausbruch der Corona-Pandemie sind die Gäste aber besonders auf das Thema sensibilisiert. Gerade die Verbreitung von Aerosolen – ein Gemisch aus Luft mit darin verteilten festen oder flüssigen Partikeln – ist vermehrt ins Bewusstsein gerückt. Denn die wissenschaftliche Forschung hat gezeigt, dass Aerosole eine entscheidende Rolle bei der Verbreitung von Viren spielen.
Mittlerweile gelten in der Schweiz weder eine Maskenpflicht noch Abstandsregeln, obwohl das Coronavirus – und andere über die Luft übertragbare Krankheiten – keineswegs verschwunden sind. Daher rückt die Qualität der Raumluft derzeit umso mehr in den Fokus. Die Gesellschaft für Aerosolforschung hat in einem Positionspapier einige Tipps zusammengetragen, wie eine hygienische Luftreinigung sichergestellt werden kann.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, gegen Viren und Verschmutzungen in der Raumluft vorzugehen. «Massnahmen wie Lüften und Filtration zielen darauf ab, die Virenkonzentration zu reduzieren. Die Bestrahlung der Luft hingegen oder das Filtern mit UV-Licht wird angewendet, um Viren zu inaktivieren», hält die Gesellschaft für Aerosolforschung fest. Beim Lüften gilt: Dieses hilft zwar, die Virenlast zu reduzieren, die Frischluft von aussen ist aber nicht frei von anderen Luftschadstoffen: «So kann die Raumluftqualität durch Lüften sogar verschlechtert werden.» Wer trotzdem in erster Linie aufs Lüften setzt, kann sich relativ günstig einen CO₂-Monitor anschaffen, der die Notwendigkeit des Lüftens überprüft und anzeigt.
Mobile Luftreiniger haben gemäss der Gesellschaft für Aerosolforschung praktisch denselben Effekt wie das Lüften mit sauberer Aussenluft. «Vorteile von Luftreinigern sind, dass dem Raum insbesondere in der kalten Jahreszeit keine Wärme entweicht und die Effektivität unabhängig von der Partikelkonzentration in der Aussenluft ist», heisst es im Positionspapier. Nachteile sind Anschaffungskosten, Stromverbrauch und die Geräuschemissionen. Zudem erfolgt lediglich eine Luftumwälzung, kein Luftaustausch. Reinigungsgeräte, die mit UV-Filter ausgestattet sind, inaktivieren zwar Viren, können aber die menschliche Haut angreifen und zur Bildung von Ozon führen.
Bei fest eingebauten Lüftungsanlagen empfiehlt die Gesellschaft für Aerosolforschung anstelle von Umluftbetrieb die Zufuhr von 100 Prozent Frischluft mit möglichst hohem Volumenstrom und Wärmeaustausch. Benno Zurfluh, Experte für Gebäudetechnik, rät bei der Anschaffung einer Anlage immer zu einer professionellen Beratung: «An eine Lüftungsanlage für eine Gastroküche werden andere Anforderungen gestellt als an die Anlage für den Restaurantbereich oder für die Hotelzimmer. Eine fachgerechte Planung aufgrund der Raumnutzung und der Personenbelegung ist daher unumgänglich.» Eine Beratung stelle auch sicher, dass die Anlage energieoptimiert betrieben werde.
Umstritten ist in Fachkreisen derzeit der Einfluss der Luftfeuchtigkeit auf die Verbreitung von Viren. «Die Resultate verschiedener Forschungsergebnisse zeigen dazu kein eindeutiges Bild», sagt Benno Zurfluh. Eindeutig sei jedoch die Tatsache, dass das aktive Befeuchten der Zu- oder Raumluft sehr energie- und instandhaltungsintensiv sei. «Bevor aktive Systeme für die Luftbefeuchtung eingebaut werden, sind daher die Möglichkeiten der passiven Massnahmen wie zum Beispiel der Einbau von Feuchterückgewinnungsgeräten oder die Optimierung der Luftvolumenströme zu prüfen und wenn möglich umzusetzen.»
(Angela Hüppi)