Ein Glas Orangensaft gehört für viele Gäste zum Frühstück. Das nutzen einige Hoteliers, um nicht nur Säfte aufs Frühstücksbuffet zu stellen, sondern beim Restaurantumbau neue Wege zu gehen.
Das Hotel Beatus in Merligen/BE hat sie in einer Nische, das «Ginabelle» in Zermatt/VS hat extra ein Häuschen dafür in den Frühstücksraum bauen lassen: eine Saftecke. In beiden Hotels wurde bei einem kürzlichen Restaurantumbau unabhängig voneinander diese neue Plattform für die Herstellung von Säften durch die Gäste geschaffen. «Als ich damals die Umbaupläne mit den Handwerkern besprach, verstanden sie zuerst nicht, was die Juice Box genau sein sollte», erinnert sich Hotelier Thomas Abgottspon-Schell vom «Ginabelle». Heute werden an Spitzentagen darin von den Hotelgästen bis zu 25 Kilogramm Orangen zu Saft gepresst. Neben Orangen stehen auch Gemüse und Früchte wie Stangensellerie, Äpfel, Ingwer und Karotten zum Auspressen zur Verfügung. Doch: «Der Fokus liegt auf der Orangenpresse, die andere Saftpresse wird weniger benutzt.»
Obwohl die Geräte ausschliesslich von den Gästen bedient werden, ist die Pannenanfälligkeit gering. «Es gibt sehr wenig Zwischenfälle mit der Maschine», so Abgottspon. «Das hat uns, ehrlich gesagt, überrascht.» Es sei allerdings wichtig, dass die Servicemitarbeitenden die Abfallbehälter regelmässig leeren, damit es zu keiner Verstopfung kommt. «Die Juice Box kommt bei unseren Gästen sehr gut an und ist eines unserer Highlights des Frühstücksbuffets», so Abgottspon. Er würde sie jederzeit wieder realisieren.
In eine ähnliche Richtung ist das Hotel Beatus gegangen, das zu den HLS Hotels gehört. Beim zwei Millionen teuren Umbau des Restaurants im vergangenen Frühjahr wurde eine Saftecke miteingeplant, die wie ein türloser Raum vom Restaurant abgegrenzt, dennoch aber für die Gäste gut einsehbar ist. Bei den Geräten hat sich das Hotel für eine Saftpresse der Marke Citrocasa für Orangen und eine Rotor Lips für Gemüse entschieden. «Die Ecke kommt bei den Gästen sehr positiv an», sagt Hoteldirektor Sebastian Moser. Neben den von den Gästen selber hergestellten Säften sind auf dem Frühstücksbuffet weitere bereits frisch gepresste Säfte zu finden: Grapefruit, Randen, Karotten und Apfel. Auf Wunsch werden auch Säfte aus Sellerie, Zitrone, Limette oder Mandarine angeboten.
Doch wie ist es dazu gekommen, dass Säfte mit meist exotischen Früchten unsere Frühstücksbuffets eroberten? Der Orangenbaum stammt ursprünglich aus Südostasien. Portugiesische Seefahrer brachten im 15. Jahrhundert die Orange nach Europa. Während der Überfahrt stellten die Seeleute fest, dass die tägliche Einnahme von Zitronen- oder Orangensaft vor Skorbut schützte, eine damals auf der Schifffahrt weit verbreitete Mangelkrankheit. Die Entdeckung von Vitamin C in den 1930er-Jahren machten Orangen endgültig zum Symbol für gesundes Obst.
(Ruth Marending)