Trotz wirtschaftlicher Erholung und steigender Produktivität sinken die Reallöhne seit drei Jahren. Ein inakzeptabler Zustand, findet Travail Suisse.
Die Schweiz befindet sich in einer historischen Kaufkraftkrise. Die Löhne sind auf dem Niveau von 2014 und dies in einer Situation, in der die Menschen mit stetig wachsenden Lebenshaltungskosten konfrontiert sind. Besonders die Krankenkassenprämien stellen für viele Arbeitnehmende eine erhebliche finanzielle Belastung dar. «Während die Wirtschaft seit 2021 real um über sieben Prozent gewachsen ist, sind die Reallöhne um mehr als drei Prozent gefallen. Es besteht deshalb dringender Nachholbedarf bei den Löhnen», sagt Thomas Bauer, Leiter Wirtschaftspolitik bei Travail Suisse. Dieser Dachverband und die ihm angeschlossenen Arbeitgeberverbände – darunter die Hotel & Gastro Union – fordern zur Überwindung der Kaufkraftkrise Lohnerhöhungen von bis zu vier Prozent.
Die Voraussetzungen dafür sind gut: Die Wirtschaft erholt sich, der Preisdruck auf Betriebe nimmt ab. Nun ist es an der Zeit, die Produktivitätsgewinne an die Arbeitnehmenden weiterzugeben, schreibt Travail Suisse.
Im Gastgewerbe sind die Lohnverhandlungen allerdings bereits abgeschlossen. Dies mit erneut ernüchternden Resultaten. Trotz des wirtschaftlich hervorragenden Jahres 2023 und äusserst positiver Aussichten für das laufende Tourismusjahr sind die Arbeitgeberverbände nicht bereit, allen Beschäftigten einen Lohn zu bezahlen, der diesen zum Leben reicht, und die Mindestlöhne entsprechend anzuheben.
Roger Lang, Leiter Sozialpolitik bei der Hotel & Gastro Union, stellt klar: «Die Mindestlohnverhandlungen im Gastgewerbe sind gescheitert. Angesichts der kompromisslosen Haltung der Arbeitgeberverbände sind die Arbeitneh-mendenvertretungen nun vor das Schiedsgericht gezogen.»
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