Der Hotel & Gastro Union steht ein spannendes Jahr bevor. Präsidentin Esther Lüscher sagt, wo der Fokus liegt.
Esther Lüscher, Ende November haben Sie zum Abschluss der Aktion «Gemeinsam gegen Personalmangel» 22 200 Unterschriften an Gastrosuisse übergeben. Welches Fazit ziehen Sie aus der Unterschriftensammlung?
Ich habe sie durchwegs positiv wahrgenommen. Über 22 000 Menschen haben unsere Forderungen unterzeichnet. Menschen, die sich für unsere Branche interessieren, die für ihre Anliegen einstehen und sich Verbesserungen wünschen. Sie haben aber auch verstanden, dass wir für ein gutes Arbeitsumfeld zusammen mit den Arbeitgebern Lösungen suchen müssen.
Wie haben Sie die Reaktion von Gastrosuisse wahrgenommen?
Wie immer, wenn man etwas polarisiert und «Kante zeigt», reichten die Reaktionen von wohlwollend bis ablehnend. Schlussendlich sehe ich den Ausgang der Übergabe jedoch positiv, Gastrosuisse hat Bereitschaft zu Gesprächen signalisiert. Präsident Casimir Platzer hat sich klar ausgedrückt: «Wir stehen zu einer echten Sozialpartnerschaft und nehmen die Anliegen der Arbeitnehmenden ernst.»
Wie wird sich die Hotel & Gastro Union nach Ende der Kampagne dafür einsetzen, dass die Forderungen von «Gemeinsam gegen Personalmangel» umgesetzt werden?
Wir werden der Einladung von Gastrosuisse zur Vorstandssitzung im Februar 2024 natürlich Folge leisten. Jetzt ist es wichtig, eine Grundlage zu finden, um mit allen Sozialpartnern die Verhandlungen zum L-GAV wieder aufnehmen zu können. Wir bleiben auf jeden Fall dran und verfolgen dies auch im neuen Jahr konsequent weiter.
Neben der Unterschriftensammlung, was hat Sie im Jahr 2023 sonst bewegt?
Bewegt hat mich der unermüdliche Einsatz der Miliz für die Union. Dazu gehören alle, die sich im Berufsverband, am Stammtisch und am Arbeitsplatz für die Belange der Hotel & Gastro Union einsetzen. Sie haben erkannt, dass wir für unsere Branche selber verantwortlich sind.
Was meinen Sie damit?
Schimpfen und besserwissen kann jeder, sich jedoch mit Herz für unseren Verein und unsere Berufsfelder einzusetzen – dazu braucht es Cleverness, Mut und eine tiefe Überzeugung. Unsere Mitglieder sorgen dafür, dass auch alle Nichtmitglieder von dem Erreichten profitieren. Ich wünsche mir, dass auch sie endlich aufwachen und mithelfen, unsere Branche weiterzubringen, sich zu ihrem Beruf bekennen und Mitglied in ihrem Berufsverband werden.
Blicken wir auf 2024: Die Strukturänderung der Union mit neu fünf statt acht Regionen wird vollzogen und die Generalversammlungen finden erstmals in den neuen Regionen statt. Was bedeutet das für die Mitglieder?
Die Regionen erhalten mehr Gewicht, da deren Präsidenten neu automatisch im Zentralvorstand vertreten sind. So wird auch der Informationsfluss vereinfacht. Wer einen Anlass in der Region plant, hat zudem bald kürzere Entscheidungswege. Durch das neu erstellte Milizkonzept, das die Aufgaben, aber auch die Wertschätzung der Miliz umfasst, sind die Abläufe künftig besser erkenn- und umsetzbar.
Wie sehen Sie der Umsetzung entgegen?
Der Respekt vor der Umsetzung ist da. Ich bin sehr gespannt auf den Zusammenschluss der Regionen und damit auch auf die Wahl der neuen Vorstände, Präsidenten und Präsidentinnen. Alles in allem bin ich jedoch davon überzeugt, dass es uns gemeinsam gelingen wird.
Esther Lüscher ist beeindruckt vom Einsatz der Mitglieder der Hotel & Gastro Union im vergangenen Jahr. Das stimmt sie auch für 2024 positiv. (Filipa Peixeiro)
Welche weiteren wichtigen Ereignisse und Entwicklungen stehen dieses Jahr aus Sicht der Union an?
Neben dem Zusammenschluss der Regionen, der Umsetzung des Milizkonzepts und der Delegiertenversammlung im November stehen auch personell wichtige Veränderungen an. So werden zwei für den Verband und auch für mich selbst prägende Persönlichkeiten dieses Jahr pensioniert.
Um wen geht es dabei?
Einerseits ist es Elvira Schwegler, die Geschäftsführerin des Berufsverbands Hotellerie & Hauswirtschaft. Mit ihr zusammen habe ich den Berufsverband sechs Jahre lang geführt. Zudem geht Urs Masshardt in Pension, der Geschäftsleiter der Union. Mit ihm verbindet mich eine neunjährige Zusammenarbeit. Gemeinsam haben wir ein paar Stürme erlebt und auf die jetzige Entwicklung der Union hingearbeitet. Die Wahl eines neuen Geschäftsleiters oder einer Geschäftsleiterin ist ganz klar ein wichtiger Punkt in diesem Jahr. Die Findungskommission befindet sich bereits mitten im Evaluationsprozess.
Trotz all der Herausforderungen, mit denen die Branche zu kämpfen hat. Was stimmt Sie für 2024 zuversichtlich?
Die Freude und Ausdauer, der spürbare Optimismus unserer Mitglieder und die Zuversicht, unseren Verein und damit auch unsere Branche weiterzubringen. Des Weiteren die Menschen mit Rückgrat, die gemeinsam ein grosses Ziel erreichen wollen. Alles ist möglich, jedoch geht es nicht ohne unsere aktive Miliz und alle Mitarbeitenden der Geschäftsstellen in Luzern und Lausanne.
(Alice Guldimann)
Esther Lüscher ist seit 2015 Präsidentin der Hotel & Gastro Union. Davor präsidierte sie sechs Jahre lang den Berufsverband Hotellerie & Hauswirtschaft. Ausserdem ist Esther Lüscher Mitglied in den Stiftungsräten von Gastrosocial und der SHL Schweizerischen Hotelfachschule Luzern.