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«Wir brauchen ein aktives Nachtleben»

Die Bar- und Club-Kommission Bern hat eine neue Geschäftsführerin. In ihrer neuen Rolle will Corina Liebi das Nachtleben stärken.

Corina Liebi engagiert sich seit ihrer Jugend in Kultur und Politik. (Pascale Amez)

Corina Liebi, Sie sind seit diesem Sommer Geschäftsführerin der Bar- und Club- Kommission Bern BuCK. Womit beschäftigen Sie sich im Arbeitsalltag?
Ich kümmere mich um das Tagesgeschäft und die Mitgliederbetreuung. Wenn Mitglieder Unterstützung brauchen, bin ich die erste Anlaufstelle. Wir versuchen, zu vermitteln und sie dabei zu unterstützen, Konflikte zu lösen, ohne dass es gleich zu Rechtsfällen kommt.

Welche weiteren Aufgaben nimmt die BuCK wahr?
Ein wichtiger Punkt ist politisches Lobbying. Wir sind ein Verband und setzen uns für bessere Rahmenbedingungen für Bars und Clubs im Kanton ein. Das Nachtleben ist nicht in einem Gesetz geregelt. Es ist Teil des Raumplanungsgesetzes, der Bauordnung, des Zivilgesetzbuches und so weiter. Unsere Aufgabe ist, den Überblick zu behalten. Zudem bieten wir Schulungen im Security-Bereich, so dass unsere Mitglieder die gesetzlichen Auflagen erfüllen können.

Hat sich das Berner Nachtleben schon von der Coronakrise erholt?
Es ist nicht einfach, hier eine generelle Aussage zu machen. Im Grossen und Ganzen kann man sagen, es geht den Betrieben tendenziell gut. Wir haben keine spezielle Häufung von Schliessungen festgestellt. Einige Betriebe sind aber sicher noch dabei, ihre Covid-Kredite abzubezahlen.

«Man kann es im Nachtleben nie allen recht machen.»

Mit welchen anderen Herausforderungen haben es Bar- und Clubbetriebe heute zu tun?
Gerade die jungen Leute gehen nach wie vor gerne in den Ausgang. Wir stellen aber fest, dass es für viele heute ein besonderes Programm braucht, damit sie einen Club oder eine Bar besuchen. Pop-ups oder spezielle Konzertveranstaltungen in Clubs und Bars sind gerade sehr beliebt. Die Betriebe müssen agil bleiben und vermehrt auf die Kundenbedürfnisse eingehen, wenn sie bestehen wollen.

Diesen Sommer konnte endlich wieder gefeiert werden. Die vielen Events sorgen aber regelmässig für Lärmklagen. Was kann man dagegen tun?
Man muss hier unterscheiden zwischen Sommer-Open-Air-Geschichten und dem stationären Bereich. Im Open-Air-Bereich wurde diesen Sommer viel bewilligt, und es gab eine Häufung von Veranstaltungen. Wir raten den Veranstaltern jeweils, früh das Gespräch mit den Leuten im betroffenen Quartier zu suchen. Die Anwohner sollen im Voraus wissen, wie lange die Konzerte dauern und wann sie wieder ihre Ruhe haben. Es gibt aber selbst dann Klagen, wenn sich die Veranstalter an alle gesetzlichen Grenzwerte halten. Man muss die Lärmklagen deshalb auch ins Verhältnis dazu stellen, wie viele Menschen von einem Angebot profitieren – das sind in aller Regel viel mehr.

Wie steht es um Konflikte mit Anwohnern in der Innenstadt?
Unsere Stadt wächst und verdichtet sich, es wird zwangsläufig mehr Nutzungskonflikte geben. Wir können uns aber nicht am Status quo wie vor 50 Jahren festhalten. Wir haben schon vor einiger Zeit vorgeschlagen, urbane Wohnzonen einzuführen, wo eine grössere Lärmtoleranz möglich wäre. Wenn Wohnungen über Bars und Clubs vermietet werden, versuchen wir zudem, mit den Vermietern Kontakt aufzunehmen, dass diese schon bei der Ausschreibung auf den Betrieb hinweisen.

Mediterrane Nächte sind in mehreren Schweizer Städten Thema. In Bern können Betriebe mit Bewilligung seit 2016 ihre Aussenwirtschaft bis um 2 Uhr geöffnet haben. Wie bewährt sich diese Lösung für die Branche?
Wir sind grundsätzlich glücklich darüber, dass es die Möglichkeit gibt. Die Beschränkung auf 2 Uhr ist eine Kompromisslösung, aber dahingehend ein Erfolgsmodell, dass sie sehr breit mitgetragen wird. Es gibt insgesamt wenig Kritik und nicht mehr Lärmklagen. Uns stört aber daran, dass die Regelung sehr eng auf die Innenstadt beschränkt ist. Es wäre schön, wenn etwas Ähnliches einmal im Monat auch in den Quartieren möglich wäre.

Für welche weiteren Verbesserungen setzt sich die BuCK aktuell ein?
Wir wollen mehr Transparenz schaffen, gerade bei der Vergabe von Bewilligungen. Hinzu kommt die Konkurrenzsituation zwischen Bars und Pop-ups, wo es eine gewisse Ungleichbehandlung gibt. Stationäre Betriebe dürfen zum Beispiel ihren Aussenbereich nicht beschallen, während Pop-ups draussen unter einer Dezibelbeschränkung bis 22 Uhr Musik abspielen dürfen. Hier sollten gleich lange Spiesse für alle geschaffen werden.

(Alice Guldimann)


Zur Person

Corina Liebi (28) ist Historikerin und Berner Stadträtin für die Grünliberale Partei. Aufgewachsen in der Region Thun, hat sie sich schon als Jugendliche für ein Kulturangebot für junge Menschen eingesetzt und unter anderem Konzerte organisiert. Seit diesem Sommer ist sie Geschäftsführerin der BuCK und betreut die rund 100 Mitglieder des Verbands.

Mehr Informationen unter:

buck-bern.ch