Mediadaten Données Media Olympiade der Köche

«Wir müssen besser kommunizieren»

Der neue Präsident des Zürcher Cercle will etablierten und neuen Mitgliedern mehr bieten. Und er träumt von einem internationalen Summit für Köche.

Oliver Fischer, Sie sind seit vielen Jahren im Zürcher Cercle dabei und haben sich bis vor kurzem noch als U-Boot-Mitglied bezeichnet. Was muss man genau darunter verstehen?
Oliver Fischer: Ich war abgetaucht (lacht). Im Ernst: Ich war in den letzten zehn Jahren ein inaktives Vereinsmitglied und habe mich nur sehr selten gezeigt. Dank der toleranten Haltung des Cercle durfte ich weiterhin Mitglied sein. Nun ist es Zeit, dem Cercle und seinen Aktivmitgliedern etwas zurückzugeben.

Und das gleich als Kommandant oder besser gesagt, seit Mai 2023 als neuer Präsident des Cercle.
Genau. Es ist mir ein Anliegen, unser Handwerk und unseren Beruf sichtbarer zu machen und positiver darzustellen. Der Erfolg eines Vereines zeichnet sich durch seine gute Organisation aus. Durch seine aktiven Mitglieder, tollen Events mit exklusiven Themen und durch den Austausch. Dies wollen wir gemeinsam als Team mit Partnern in Zürich erreichen.

Oliver Fischer will den Zürcher Cercle mehr ins Rampenlicht rücken. (zvg)

Was wollen Sie als Präsident konkret anpacken?
Wir planen, nächstes Jahr am Festival Food Zürich teilzunehmen und sind strategische Partner von «Gastro Futura», dem wichtigsten Nachhaltigkeitsprogramm der Stadt Zürich. So können wir unseren Mitgliedern einen Zugang zu spannenden Events und Projekten geben und Nichtmitglieder begeistern, bei uns im Cercle mitzumachen.

Viele Vereine sind überaltert. Wie sieht es diesbezüglich beim Zürcher Cercle aus?
Nun, wir sind es auch. Der Zürcher Cercle ist ein Spiegel der Gesellschaft. Wir müssen lernen, besser nach aussen zu kommunizieren und Küchenchefs einen Grund geben, bei uns dabei zu sein. Nur wenn wir attraktive Anlässe und berufs- und branchenrelevante Themen präsentieren, haben wir Erfolg. Im Verein braucht es massgeschneiderte Foren für alle Altersgruppen.

Was ist der Schlüssel, um vor allem an junge Küchenchefs heranzukommen?
Wir müssen ihnen unsere Werte und unser Know-how aufzeigen. Und wir müssen in Zürich die beste Plattform sein, wo sich die Berufsleute austauschen, kennen- und schätzen lernen. Jedes Mitglied soll einen Mehrwert haben. Kommunikation ist der Schlüssel, da wir überinformiert, aber leider manchmal handlungsunfähig sind. Es braucht eine sehr persönliche und individuelle Betreuung durch den Cercle. Als Küchenchef möchtest du selber entscheiden können und ein wichtiger Teil der Gesellschaft sein.

«Wir wollen unseren Küchenchefs globale Kulinarik präsentieren.»

Suchen Sie auch den Kontakt zu den anderen Cercles?
Unbedingt. Wir müssen uns mehr und besser austauschen. Dieses Jahr waren wir an den Jubiläen der Cercles in Bern und Luzern eingeladen. Wir planen übrigens eine überregionale Klausursitzung im Januar 2024, auf die ich mich schon jetzt freue.

Mit Dominik Altorfer und Ivan Capo sind zwei Ihrer Cercle-Mitglieder in der Kochnati. Stellt der Zürcher Cercle auch wieder einmal eine eigene Regionalequipe auf die Beine?
Das ist im Moment nicht auf der Agenda, da es ein grosser Aufwand wäre, eine eigene Mannschaft aufzubauen und zu trainieren. Unser Fokus liegt auf der Allgemeinen Berufsschule Zürich, der grössten Berufsschule für Köche in der Schweiz. So unterstützen wir sowohl unsere Kochfachlehrer als auch unsere Lernenden. Die dortige Talentklasse Köche ist ein erfolgreiches und vielversprechendes Projekt, das unsere volle Aufmerksamkeit benötigt.

Man hört munkeln, dass Sie einen internationales Chef Summit in Zürich auf die Beine stellen wollen. Was steckt genau dahinter?
Wir sind auf der Suche nach einer geeigneten internationalen Plattform, wo wir für unsere Küchenchefs und unseren Nachwuchs wichtige globale, kulinarische Themen präsentieren und besprechen können. Der Summit ist auf drei Säulen aufgebaut: Innovation, Bildung und Gesellschaft. Dies eingebettet in bestehende Anlässe, jedoch aber an unsere Bedürfnisse angepasst. Sozusagen von Köchen für Köche. Es gibt gute Formate im Ausland, von denen wir lernen und die wir in die weltoffene Stadt Zürich bringen können. Wann und wo klären wir derzeit ab.

(Jörg Ruppelt)


Zur Person

Der 57-jährige eidgenössisch-diplomierte Küchenchef kochte ab Mitte der 1990er-Jahre im Hotel Atlantis Sheraton in Zürich, bevor er 2004 für den internationalen Airline-Caterer Gategroup tätig wurde. Aktuell ist er dort Director Group Culinary Excellence. Im Mai dieses Jahres übernahm er von David Lienert das Amt des Präsidenten des Cercle des Chefs de Cuisine Zurich (CCCZ).


Mehr Informationen unter:

cerclezuerich.ch