Christoph Jenzer, Metzger aus Arlesheim, beteiligt sich an einem wegweisenden Projekt.
Christoph Jenzer, Sie beteiligen sich an einem grossen regionalen Projekt, dem «Metzgerhuus». Worum handelt es sich genau?
Die letzten Metzger des Baselbiets bündeln ihre Kräfte. Wir bauen zusammen ein regionales Schlachthaus mit Fleischverarbeitung und Selbstbedienungsmarkt, das im Frühjahr 2025 eröffnet wird.
Warum braucht es ein solches «Metzgerhuus»?
500 000 Menschen wohnen im Baselbiet. Sehr viele Bauern halten in unserem hügligen Juragebiet ihre Tiere. Aber es gibt kein regionales Schlachthaus mehr. Die Tiere müssen ins Mittelland in grosse Schlachthäuser transportiert werden. Dadurch geht die regionale Herkunft verloren, denn das Fleisch wird so zu allgemeinem Schweizer Fleisch.
Sie bezeichnen Ihr Projekt und sich selber als Gamechanger. Was ist darunter zu verstehen?
Die Konsumenten sind immer kritischer gegenüber der Schlachtung. Daher müssen wir unsere Hausaufgaben machen, wenn wir der zukünftigen Generation noch Fleisch verkaufen wollen. Wir werden Gamechanger in drei Themen: Tierwohl, Transparenz und Umweltfreundlichkeit.
Das heisst konkret?
Tierwohl, weil wir mit dem Standort in Füllinsdorf in der Mitte des Kantons sind: Kein Tier muss länger als 45 Minuten transportiert werden. Der Bauer soll sogar wieder selbst mit dem Traktor oder zu Fuss seine Tiere anliefern können. Transparenz: Die Schlachtung ist ein sehr sensibles Thema geworden. Früher gab es in jedem Dorf einen Dorfmetzger, der selber schlachtete, weil vor 70 Jahren der Kühltransport noch nicht möglich war. Der heutige Konsument kennt den Schlachthof nur von Youtube-Filmen, sieht dort meist einen extremen Film, der ihm den Fleischkonsum verdirbt.
Und das wollen Sie ändern?
Ja. Wir werden der erste Schlachthof mit Fenstern sein. Wir haben nichts zu verbergen, sondern zeigen unsere ganze Wahrheit.
Und warum stufen Sie das Projekt als umweltfreundlich ein?
Wir wissen, dass wir alle dringend CO2 einsparen müssen. Die Metzgerhuus Stadt & Land AG wird die Umwelt mit null CO2-Emissionen belasten. Wir brauchen als Energie nur den Strom von unseren Solarzellen. Weil unser Schlachthaus, das Dach und die 80 Meter breite Fassade aus Solarzellen bestehen, produzieren wir jedes Jahr rund 160 000 kWh. Das ist so viel Strom, wie 40 Einfamilienhäuser benötigen. Damit können wir unseren Bedarf weitgehend abdecken.
(Ruth Marending)
Christoph und Barbara Jenzer führen in vierter und fünfter Generation zusammen mit Sohn Raffael das Familienunternehmen Jenzer in Arlesheim/BL. Neben dem Hauptsitz gehören Filialen in Muttenz/BL und Reinach/BL sowie das Hotel Ochsen in Arlesheim zum Unternehmen. Die Töchter Sonja und Annina sind in der Ausbildung im Gastronomiebereich.