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«Wir wollen einen GAV, aber nicht um jeden Preis»

Roger Lang leitet auf Arbeitnehmerseite die Verhandlungen über einen neuen Bäcker-GAV. Das sind die Schwierigkeiten.

Roger Lang wird nicht müde, für die Mitarbeitenden einzustehen. (Filipa Peixeiro)

HGZ: Roger Lang, wie verlaufen die Verhandlungen über den neuen GAV der Bäcker-, Konditoren- und Confiserie-Branche, der im Jahr 2025 in Kraft treten soll?

Roger Lang: Sie kommen nur schleppend voran. Der neue GAV wäre bereits per 2024 vorgesehen gewesen. Wir hätten gerne im Frühjahr 2021 mit den Verhandlungen begonnen. Da die Gewerkschaft Unia nach mehrjähriger Absenz wieder an den Verhandlungen teilnehmen und der Schweizerische Bäcker-Confiseur-meister-Verband SBC vorher Abklärungen treffen wollte, verzögerte sich der Verhandlungsbeginn bis November 2021. Denn einen GAV zu verhandeln, ohne dass alle Sozialpartner am Tisch sind, hätte wenig Sinn gemacht.

Warum kommt der GAV denn erst per 2025?

Die Arbeitgeber haben die Verhandlungen unterschätzt. Zusätzlich gestaltete sich 2022 die Terminfindung auf Arbeitgeberseite schwierig. Erst seit alle Parteien unter Zeitdruck sind, klappt es mit den Terminen. Deshalb haben wir entschieden, den geltenden GAV um ein Jahr zu verlängern, um einen vertragslosen Zustand zu verhindern.

«Es ist jetzt an der Zeit, für bessere Bedingungen zu sorgen.»

Roger Lang, Leiter Recht, Sozialpolitik und Kampagnen

Weshalb hat der SBC die Verhandlungen unterschätzt?

Berufe müssen im Bereich der Löhne, der Vereinbarkeit von Beruf und Freizeit und der Wertschätzung attraktiv sein, um am Arbeitsmarkt zu bestehen. Der Konkurrenzkampf um Mitarbeitende wird sich weiter verschärfen. Deshalb ist es jetzt an der Zeit und unser aller Auftrag, für faire Arbeitsbedingungen zu sorgen. Wir wollen einen guten GAV, der die Branche am Arbeitsmarkt konkurrenzfähiger macht, aber keinen GAV um jeden Preis.

Wie meinen Sie das?

Es ist weder die Aufgabe der Union noch der Syna oder der Unia, als verlängerter Arm der Arbeitgeber den Mitarbeitenden zu erklären, dass die Branche keine konkurrenzfähigen Arbeits-bedingungen und Löhne anbieten kann. Wir sind nicht bereit, diese Rolle zu übernehmen. Dafür müssen sich die Arbeitgeber andere Organisationen suchen.

Sind denn die Verhandlungspartner noch so weit voneinander entfernt?

Je nach Thema. Es gelingt uns durchaus, gemeinsam tragfähige Lösungen zu finden. In den Verhandlungen muss jedoch die Balance zwischen den finanziellen Möglichkeiten der Branche und den Erfordernissen am Arbeitsmarkt gefunden werden. Dabei kann man nicht auf jeden Betrieb Rücksicht nehmen. In der Branche gibt es viele Betriebe, die nicht rentieren. Wir müssen akzeptieren, dass man es nicht allen recht machen kann. Die Herausforderung liegt vielmehr darin, das grosse Ganze der Branche genau im Auge zu behalten.

Gibt es wirklich per 2025 einen neuen GAV?

Das können wir nicht garantieren. Es stehen zwei letzte, entscheidende Verhandlungsrunden an. Wir erwarten von den Arbeitgebern nun einen Vorschlag, welcher die Kaufkraft über die Laufzeit des neuen GAV aufrechterhält, sprich, im Minimum jeweils die Teuerung ausgleicht. Nochmals: Wir wollen einen GAV, aber nicht um jeden Preis.

(Andrea Decker)


Zur Person

Roger Lang ist Leiter Recht, Sozialpolitik und Kampagnen der Hotel & Gastro Union. Er leitet unter anderem die GAV-Verhandlungen auf Arbeitnehmerseite.

hotelgastrounion.ch