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Wo die «Chläuse» zauren

Die Appenzeller feiern die Jahreswende einmal nach dem gregorianischen Kalender Ende Dezember und einmal nach dem julianischen Kalender am 13. Januar. Es hat seinen Grund, warum das so ist.

Dass in Appenzell Ausserrhoden das Jahr zweimal beginnt, ist auf den Widerstand der Bevölkerung gegen die Obrigkeit zurückzuführen. «Das protestantische Ausserrhoden, allen voran die Gemeinde Urnäsch, weigerte sich 1582, den durch Papst Gregor XIII. eingeführten gregorianischen Kalender anzuerkennen», weiss Jolanda Spengler von Appenzellerland Tourismus. Auch als der Helvetische Grosse Rat 1798 den julianischen Kalender abschaffte, lebte man in Ausserrhoden noch nach diesem Kalender. «Im Appenzeller Kalender wurde der julianische bis 1958 parallel zum gregorianischen aufgeführt», so Spengler.

Geblieben ist der Brauch rund um die «Silvesterchläuse», die zweimal im Jahr unterwegs sind. Einmal am 31. Dezember und das nächste Mal Mitte Januar. Fallen diese Tage auf einen Sonntag, dann wird am Samstag vorher «gechlaust». Dies deshalb, weil das «Chlausen» früher sonntags behördlich verboten war.

Das nächste Mal unterwegs sind die «Chläuse» am Samstag, dem 13. Januar. Insgesamt sind 150 Gruppen auf Tour, die als Schuppel bezeichnet werden. Einem Schuppel gehören fünf bis sechs Männer an – und zwar nur Männer, Frauen ist die Teilnahme nicht erlaubt. Damit sind rund 800 «Chläuse» in zehn Gemeinden unterwegs, dies vor allem im Appenzeller Hinterland um Urnäsch, Waldstatt, Schwellbrunn, Hundwil und Herisau.

Die Schuppel teilen sich in «Schellenchläuse» mit einer umgehängten Kuhschelle oder mit je zwei Senntumschellen auf Brust und Rücken. Sie repräsentieren männliche Gestalten. Zudem gibt es pro Schuppel mindestens zwei weibliche Gestalten, die am Oberkörper bis zu dreizehn geschlitzte runde Schellen tragen und «Rollenweiber» heissen. Ein weiterer Unterschied sind die Gewänder. Es gibt die «Schönen», die mit Silbertressen verzierte Samttrachten und mit Glasperlen, Folien und Kordeln gestaltete Hauben und Hüte mit geschnitzten Alltagsszenen tragen. Zudem es gibt die «Schöwüeschte» sowie die «Wüeschte», die sich in ein Naturkostüm hüllen.

Vom frühen Morgen an machen die Schuppeln die Tour zu den Höfen. Dort stellen sie sich im Kreis zu einem «Zäuerli» auf, einer lokalen Jodel-Form. Dafür erhalten sie von den Bewohnern der Häuser etwas zu trinken. Abends sind sie bis Mitternacht in den Wirtschaften unterwegs.

Der Brauch zieht jedes Jahr viele Touristen an. Jedoch: «Es war nie unser Ziel, diesen zu vermarkten», hält Jolanda Spengler fest. Deshalb hat Appenzellerland Tourismus die Wertschöpfung noch nie evaluiert. «Es ist für uns jedoch eine nette Nebenerscheinung, da die Hotels vor Ort ausgebucht und alle Restaurants gut gefüllt sind.» Eine kulinarische Spezialität gibt es nicht: «In der Regel werden Appenzeller Gerichte serviert wie etwa Siedwurst oder ‹Chäshörnli›.»

Das Brauchtum Die Schweiz ist voller Bräuche. Während eines Jahres picken wir einige davon heraus wie jenen in Appenzell-Ausserrhoden.

(Ruth Marending)


Mehr Informationen unter:

appenzellerland.ch