Lernende während des Shutdowns fürs QV vorzubereiten, ist eine besondere Aufgabe. Zukunftsträger sagen, wie sie diese meistern.
Im Mai beginnen die Qualifikationsverfahren QV. Die Leistungen der Lernenden spiegeln auch die Qualität ihrer Ausbildner als Wissensvermittler. Doch wie bereitet man die Lernenden optimal vor, wenn man keine Gäste hat?
«Bis Ende Februar führten wir für unsere Lernenden dreimal in der Woche Schulungen durch. Seit März finden sie noch öfter statt», sagt Marie-Therese Müller. Sie ist stellvertretende Geschäftsführerin im «Zunfthaus zur Zimmerleuten» in Zürich, Mitglied des Berufsverbands Restauration sowie Zukunftsträgerin. Neben internen Bar-, Wein- und Käseschulung unternahm sie mit ihren Lernenden Exkursionen in den Weinberg, zu einer Käserei und Bierbrauerei und ermöglichte ihnen eine Baristaschulung bei Stoll Kaffee in Zürich. Das alles coronakonform und mit FFP2-Maske.
Marie-Therese Müller hat den Shutdown genutzt, um noch intensiver mit den Lernenden zu üben als vor der Pandemie. «Ich habe noch nie so oft aufdecken lassen wie in diesem Jahr.»
Obschon ihre Lernenden in den letzten vier Monaten keine Gäste bedienen konnten, ist die Ausbildnerin der Meinung: «Die Lernenden haben drei Jahre lang ihren Beruf erlernt. Sie haben Anrecht auf eine mündliche, schriftliche und praktische Abschlussprüfung. Die Monate ohne Gäste sollten kein Hindernis sein.» Gleicher Meinung ist auch Anja Bühler, Leiterin Küche im Congress Hotel Seepark in Thun/BE. Sie ist Mitglied des Schweizer Kochverbands und ebenfalls Zukunftsträgerin. «Das QV sollte unbedingt wie vor Corona durchgeführt werden. Es kann und darf nicht sein, dass die jungen Berufsleute später auf dem Arbeitsmarkt abgestempelt werden, weil sie einen ‹Corona-Abschluss› haben.»
Da das Congress Hotel Seepark während der Pandemie geöffnet war, konnte Anja Bühler ihre Lernenden das ganze Jahr bei sich beschäftigen. Allerdings ist ihr aufgefallen: «Die Lernenden müssen im Pandemiejahr enger betreut werden.» Nach dem ersten Lockdown habe sich gezeigt, dass Homeschooling nicht für alle Lernenden funktioniere. Mit Theorieblöcken im Betrieb, an denen auch Erst- und Zweitjahrlernende teilnahmen, wurden die Wissenslücken geschlossen.
Zur Vorbereitung auf die praktische Prüfung hat Anja Bühler die Pflichtgerichte in die Menüpläne integriert und sie von Drittjahrlernenden kochen lassen. Als weitere Massnahme hat sie ihre Lernenden an einen praktischen Probelauf im Bildungszentrum Interlaken BZI geschickt. Dieser wurde durch die Hotel & Gastro Formation organisiert.
Für seine Lernenden ebenfalls grossen Aufwand betrieben hat René Kaufmann, Inhaber und Gastgeber im Hotel Restaurant Rössli in Illnau/ZH. Auch er ist Mitglied des Schweizer Kochverbands und Zukunftsträger.
«Ich habe mein Netzwerk spielen lassen», sagt René Kaufmann. Damit seine Lernenden Erfahrungen sammeln konnten, hat er sie in befreundete Betriebe geschickt. Die Restaurantfachleute in Blumengeschäfte, Bäckereien, Weinhandlungen und Saisonhotels. Die Köche in Metzgereien, Bäckereien, Spitäler und Heime. Dazwischen gab es immer wieder Treffen im «Rössli» mit QV-Trainings und Standortbestimmung. Während der ganzen Zeit stand der Ausbildner mit seinen Lernenden über Whatsapp in Kontakt.
«Wir hatten Zeit, Warenkörbe durchzukochen und Dossiers dazu zu erstellen.»
Zudem setzte Kaufmann die Lernenden für sein Take-away ein und liess sie am Gastro-Porto-Projekt der Hotel & Gastro Formation Zürich am Ausbildungszentrum Wäbi in Wädenswil teilnehmen. Er ist überzeugt: «Ich konnte für die letzten drei Monate ein tolles Angebot zusammenstellen, das die Ausbildung bereichert hat.»
(Riccarda Frei)
In den Kategorien Bäcker, Koch, Restauration und Fleischfachmann/-frau werden die besten Ausbildner/-innen ausgezeichnet. Nominiert werden sie von ihren Lernenden. Eine Fachjury besucht die Nominierten und kürt die Preisträger.
www.zukunftstraeger.ch
www.zunfthaus-zimmerleuten.ch
www.seepark.ch
www.roessli-illnau.ch