Es war eines der ersten Häuser, die mit dem Lockdown schlossen: das «Atlantis» in Zürich. Nun hat sich ein neuer Investor gefunden. Ein Tropfen auf den heissen Stein der Schweizer Hotellerie.
Bundesrat Guy Parmelin brachte es anlässlich der Generalversammlung des Schweizer Tourismus-Verbandes in St. Gallen auf den Punkt: «Noch nie in der Geschichte des STV-Bestehens war der Tourismus mit einer Krise wie der jetzigen konfrontiert.» Es läge auf der Hand, dass das laufende Jahr mit einem beachtlichen Umsatz- und Übernachtungsrückgang abschliessen werde. Trotz regionaler Rekordbuchungen während der Sommerferien stünden viele Betriebe vor grossen existenziellen Herausforderungen.Gemäss einem Artikel in der Sonntagszeitung werden hierzulande über 200 Hotels zum Verkauf angeboten.
Wohltuend ist da die Nachricht, dass es auch Lösungen für einen Neuanfang geben kann. Kabir Mulchandani hat sich in Zürich und die Schweiz verliebt, lange bevor er auf Hotelsuche ging. Der gebürtige Inder, der mit seiner Familie in Dubai wohnt, lernte dereinst in Arosa Skifahren. Noch ein weiterer Punkt war wichtig bei der Entscheidung für die Schweiz: «Hier steht die Wiege der Gastfreundschaft, die vor über 100 Jahren begründet wurde.»
Mulchandani ist kein Neuling im Hotelgewerbe. Seine Gruppe Five Hotels & Resorts schafft neuartige Konzepte. In den zwei Lifestyle-Häusern in Dubai wird eine erstklassige Gourmetküche, gepaart mit Entertainment in den Bereichen Musik und Mode, zelebriert. Das Zürcher Engagement ist das erste ausserhalb von Dubai. Im ehemaligen «Atlantis» ist ein grosszügiger Umbau geplant. Was konkret umgesetzt wird, steht noch nicht im Einzelnen fest. «Wir haben viele Projekte angedacht», so der Investor. Was fix ist: Die 2000 Quadratmeter grosse Suite im obersten Geschoss wird mit diversen Gastronomiekonzepten bespielt und für die Bevölkerung zugänglich. «Wir wollen nicht nur Übernachtungen, sondern Erlebnisse bieten», sagt der Investor. Das Hotel soll erinnerungswürdige Momente und Lifestyle-Erlebnisse für Instagram bieten. Die Eröffnung ist auf Mitte des nächsten Jahres geplant. 260 Arbeitsplätze werden geschaffen.
Ein Beispiel, das kaum alleine bleiben dürfte. Immobilientreuhänder Jürg Zumkehr, Betreiber der Plattform hotelforsale.ch, sagt dazu: «In den letzten zwei Monaten haben wir bereits drei Hotels erfolgreich vermittelt, zwei an Schweizer und eines an einen Ausländer.» Es gäbe zudem durchaus weitere Interessenten. Durch die aktuelle Situation sei jedoch eine Anreise für einen Besichtigungstermin aus verschiedenen Ländern nicht möglich. Allerdings stellt Zumkehr entgegen der öffentlichen Wahrnehmung kein gesteigertes Potenzial an Hotelverkäufen fest: «Wir haben immer 30 bis 50 Hotels im Angebot, auch in regulären Zeiten.» Ihm gemäss würden heute nicht mehr Hotels auf dem Markt sein als vor der Pandemie.
(Ruth Marending)