Ein Roboter an der Réception und als Concierge? Oder sogar als Koch? In Japan erobern Maschinen das Gastgewerbe.
Sie werden nicht müde, sie brauchen keine Pause und verlangen keine Ferien. Klingt nach einem Traumangestellten. Doch ihnen fehlen das Fleisch und Blut, die Intelligenz, die Emotion. Die Rede ist von Hotelrobotern, die in vielen Hotels der Welt eine Anstellung gefunden haben. Sie stehen an der Réception, machen den Room Service oder tragen das Gepäck aufs Zimmer. So auch im japanischen Hotel Henn-na in der Nähe von Nagasaki, das 2015 mit viel Rummel eröffnet worden war.
«Wenn Sie einchecken wollen, drücken Sie bitte die Eins», brummt der Roboter in Form eines Dinos an der Réception. Klingt auf den ersten Blick spannender, als es in Wirklichkeit ist, wie Thomas Niederberger erzählt. Vor einem halben Jahr besuchte der Geschäftsführer der Luzerner Online-Agentur Mexan das Hotel und erlebte es hautnah: «Nach dem Check-in sah ich mich um und erkannte viele verwirrte Gäste, die eine Zimmerkarte erhalten hatten, aber nicht wussten, wo ihr Raum war, da das Hotel aus mehreren Häusern besteht.» Auch für den Portier gibt es einen mechanischen Ersatz: ein fahrender Gepäckwagen, der die Koffer automatisch vor das Zimmer rollt. Ein Roboterarm kann das Gepäck auch in speziellen Fächern einlagern. Schlüssel gibt es im gesamten Haus nicht. Die Tür öffnet sich per Gesichtserkennung. Der Grund ist einfach: Roboter können schlecht einen verlorenen Schlüssel wiederfinden. Auch in den Zimmern geht es minimalistisch zu: Es gibt beispielsweise kein Telefon. Ein digitaler «Zimmerhelfer» in Form einer Tulpe steuert per Sprachbefehl das Licht, stellt den Wecker und gibt Auskunft über Zeit, Wetter und Ausflüge. Klingt einfacher, als es war: «Ich testete es und liess das Licht automatisch löschen. Bei den Ausflugstipps scheiterte er aber. Ich versuchte es später nochmals, konnte ihn aber auch nach etlichen Versuchen nicht aktivieren», erzählt Niederberger. Die Technologie ist das Herzstück des Hotels. Direktor Hideo Sawada möchte sie nutzen, um effizienter zu arbeiten und um etwas gegen die hohen Preise zu tun. Eine Übernachtung im «Henn-na» kostet umgerechnet 125 Franken, für japanische Verhältnisse mittlerer Durchschnitt. Restaurants gibt es keine, nur Snackautomaten. Das Hotel arbeitete jedoch an einem System, Essen aus umliegenden Betrieben mit einer Drohne zu den Gästen fliegen zu lassen. Doch bevor es so weit war, eröffnete vor einem Jahr ein nahegelegenes Lokal. Und wer hätte es gedacht: ganz ohne Menschen. Drei Roboter und ganz viele Maschinen sorgen für den Ablauf. «Ich liess mir einen Drink mixen und schaute zu, wie der zweite Roboter Softeis zubereitete und der dritte kochte. Charme hatten die Maschinen ja keinen, aber faszinierend war es allemal», sagt Niederberger.
Doch so ganz ohne Menschenhand läuft es doch nicht. Rund um die Uhr wird das Hotel videoüberwacht, um bei Problemen einzugreifen. «Als ich in der Nacht zurückkehrte, sah ich einen Wachmann die Roboter bewachen – welch eine Ironie», erinnert sich Niederberger. (Anna Shemyakova)
Infos und Anmeldung
5. Juli 2017
Hotel Schweizerhof Luzern
Preise
Lernende (Mitglieder) Fr. 20.00
Mitglieder Fr. 39.00
Nichtmitglieder Fr. 188.00
Moderation:
Stephan Klapproth
Anmeldung
<link http: www.gastrotrendday.ch _blank>www.gastrotrendday.ch oder Tel. 041 418 22 22
Die Platzzahl ist beschränkt, frühe Anmeldung empfohlen.