Die Brüder Dutruy keltern in der La Côte beste Weine. Nun finden sie im Lavaux eine neue Herausforderung.
Christian und Julien Dutruy stehen mitten im Leben. Mit ihrem Weingut in Founex, ganz im Südwesten der Waadtländer La Côte haben sie bereits viel erreicht. Winzer Christian Dutruy (46) leitet die Kulturen. Dazu gehören 26 Hektaren biologisch kultivierte Reben und fünf Hektaren Rebschule. Mit hoher Stockdichte und strikter Begrenzung der Erträge produziert er gehaltvolle, aromatische Trauben.
Diese zu Wein zu keltern, ist die Aufgabe seines Bruders Julien Dutruy (41). Er studierte Önologie an der Universität Bordeaux. Seit 2015 vinifiziert er in einem neuen Kellergebäude mit hochmoderner Ausrüstung, die eine Weinbereitung mit minimalen Eingriffen ermöglicht. Sein Ziel ist es, Weine zu produzieren, die das Terroir so präzise wie möglich widerspiegeln. Aus diesem Grund wird bei Les Frères Dutruy jede Parzelle einzeln vinifiziert.
Ihr Herzstück, die 20 Hektaren von «La Treille» in Founex, liegen auf 400 Meter über Meer auf kalkhaltigen Sand- und Tonböden. Die dazu gepachteten 5,7 Hektaren von «La Doye» in Coppet verteilen sich auf Schwemmland mit zahlreichen Kieseln. In der La Côte sind die Parzellen grösser und können maschinell bearbeitet werden. Nun kommen mit «Les Chenaux» und «Donjanne» zwei terrassierte Lagen in Epesses/VD im Lavaux dazu, die viel Handarbeit erfordern. «Donjanne» liegt auf 600 Meter über Meer und verfügt über steinigen Boden, bei dem Niederschläge rasch abfliessen. «Les Chenaux», gleich oberhalb des Dorfes Epesses, verfügt über Sand-, Ton- und Lehmböden, die 80 Prozent des Regenwassers aufnehmen und speichern. Zudem kaufen Christian und Julien Dutruy die Ernte von drei Parzellen in der AOC Dézaley. Dort wachsen die Reben auf Sandstein und Nagelfluh. Auch diese sind gute Wasserspeicher. Die Bodenprofile hat Hervé Detomasi von Solum, ein Büro für Bodenstudien, erarbeitet. «Für eine Flasche Wein, so viel gibt ein Rebstock durchschnittlich her, braucht die Rebe rund 600 Liter Wasser», sagt der ehemalige Mitarbeiter der Forschungsanstalt Agroscope Chan-gins. «Diese Menge fällt in Form von Regen und Schnee. Je feinkörniger ein Boden ist, desto besser speichert er das Wasser. Die Verfügbarkeit von Wasser für die Reben bestimmt den Geschmack des Weins und spiegelt das Terroir.» So kommt es, dass ein Winzer mit derselben Sorte auf der gleichen Unterlagsrebe und identischer Vinifikation so unterschiedliche Crus keltern kann.
Christian und Julien Dutruy begannen ihre berufliche Laufbahn im Lavaux. Dass sie nun dort Reben kaufen konnten, wo sie als Lernende in den Steillagen schwitzten, empfinden die Winzer, deren Betrieb 2017 zum «Weingut des Jahres» gekürt wurde, als Krönung. «Jeder Chasselas-Winzer wünscht sich ein Stück Boden in dieser einzigartigen Region», sagt Julien Dutruy. Er war es dann auch, der den Kauf während eineinhalb Jahren in zahlreichen Stunden verhandelt hatte.
Vom Epesses «Les Chenaux» Grand Cru des Jahrgangs 2020 sind 7000 Flaschen verfügbar. Trotz seiner Jugend überzeugt der Weisswein mit Frucht und viel Komplexität. Viel verspricht auch der Dézaley desselben Jahrgangs, der noch in grossen Fässern reift. Die Lage «Donjanne» wird erst mit dem Jahrgang 2021 abgefüllt werden.
(Gabriel Tinguely)