Die Gastkolummne – diese Woche von: Timo Albiez, Vizedirektor Schweizerische Hotelfachschule Luzern SHL
Vergangene Woche eröffnete die 25-hours- Gruppe ihr neuestes Hotel direkt an der Landstrasse in Zürich. Mit Pauken und Trompeten bliesen die Macher der jungen, frechen Hotelkette zum Stelldichein der Branche. Was gemeinhin mit klassischem Champagnerglas-Geklimpere und exquisiten Häppchen über die Bühne geht, hat beim 170-Zimmer-Hotel andere Vorzeichen: Zimmer wurden leergeräumt, um Platz für einen Tätowiersalon oder zwei Pingpongtische zu machen, die direkt neben dem Hotelkomplex stehenden Räumlichkeiten im Rohbau wurden zu einer Bar umgebaut und auf dem dicht qualmenden meterlangen Kohlegrill wurden Fleischspiesse à discrétion zubereitet.
Auf der Website des Hotelbetriebs wird vom Verschmelzen der Kulturen und Lebenswelten gesprochen, und auch die vorhandenen Kontraste des Zürcher Langstrassenquartiers werden zitiert – mit welchen der Gast in diesem Hotelkonzept «fadegrad» konfrontiert wird. Mutig aber konsequent sind die Macher des Konzeptes, was die Erwartung nach Überraschung und unkonventionellen Begegnungen in die Höhe treibt. Verständlich, dass an jenem Donnerstagabend mehrere tausend Schau- und Zeigelustige den Betrieb sehen wollten.
Es schien so, als wäre das Konzept des Hotelbetriebs an jenem Abend lebendig geworden. Hoteliers, Gastronomen, Investment Banker, Teenies, Kunstbanausen und Kunstliebhaber, Lehrer und Studierende etc. liessen sich auf das «25 hours Langstrasse» ein und feierten die neue Bleibe lautstark und feuchtfröhlich. Kein Wunder, dass der eine oder andere den darauffolgenden Freitag nicht im Büro oder im Hörsaal verbringen, sondern das Bett im Hotel ausgiebig geniessen wollte. So auch drei Studierende, die einen Grund suchten, um die ersten Lektionen am frühen Freitag- morgen nicht besuchen zu müssen. Nach zahlreichen langweiligen Argumenten für ein allfälliges Fernbleiben vom Unterricht folgte der Vorschlag: «Wir lassen uns den Namen der Schule auf den Hintern tätowieren.» Das machen sie eh nicht, meinte der Schreibende. Das Foto um 11.20 Uhr am anderen Vormittag widerlegte die naive Annahme. Bestechend!