Das Tessin holt auf. War das Leben während Wochen quasi stillgelegt, steht die Region jetzt bei Schweizer Feriengästen hoch im Kurs.
Unser südlichster Kanton war stark von den Auswirkungen des Coronavirus betroffen. Unter anderem mussten alle Restaurants und Hotels für eineinhalb Monate schliessen. Der Umsatzrückgang lag laut Jutta Ulrich, Kommunikationsleiterin bei Ticino Turismo, im März bei minus 60 und im April gar bei minus 93 Prozent. «Für weitere Monate liegen noch keine genauen Zahlen vor, aber es wird aktuell ein Gesamtverlust von 221 Millionen Franken für die Zeit von März bis Mai geschätzt», erläutert sie. Doch bereits im Juni verzeichnete das Tessin wieder ansteigende Besucherzahlen.
Gut läuft es zum Beispiel im Kurhaus Cademario, hoch über dem Luganersee. Das mehr als 100-jährige Vier-Sterne-Superior Hotel hat seine Tore Mitte Mai wieder für Gäste geöffnet. Für den guten Start mit verantwortlich war wohl auch die Lage im kleinen Dorf Cademario, umgeben von Waldgebiet. «Im Mai haben nicht nur Gäste Zimmer im Kurhaus belegt, die ihren Aufenthalt vom März und April verschoben haben. Bereits an Auffahrt verzeichnete das Hotel zahlreiche neue Buchungen», berichtet die PR- und Kommunikationsmanagerin der Ticino Hotels Group, Vanessa Giudici. «Und von da an ging es stetig aufwärts.» Bereits Anfang Juni waren an den Wochenenden desselben Monats 80 Prozent der 82 Zimmern belegt.
Laut Jutta Ulrich sind die beliebten Ferienhotels des Tessins für diesen Sommer ausgebucht. Auch Ferienwohnungen und Campingplätze seien sehr gefragt. Im Juli liege die durchschnittliche Belegung bei Hotels im Locarnese bei 60 Prozent. «Bleibt die Lage stabil, könnten wir dort auf 80 bis 85 Prozent kommen.» Mindestens 70 Prozent davon dürften Schweizer Gäste sein, welche zunehmend mehr als sieben Nächte im Tessin verbringen. «Schweizer planen ihre Sommerferien bei uns.»
Auch das Kurhaus Cademario verzeichnet hauptsächlich einheimische Gäste, und es werden immer mehr. «Während die Verweildauer im vergangenen Jahr bei zwei Nächten lag, liegt sie heute bei drei», so Giudici. Dies liegt wohl auch an den Angeboten, welche die Hotelgruppe während des Lockdowns erarbeitet hat. Wer sich für einen längeren Aufenthalt entscheidet, profitiert von 12 bis 20 Prozent Rabatt. Zudem werden massgeschneiderte Aufenthalte angeboten. Nicht nur, was die Körper-Behandlungen anbelangt, sondern auch die Ernährung. Die Gäste haben die Wahl zwischen Halbpension im Gourmet-Restaurant La Cucina und Speisen, welche extra von Ernährungsberatern zusammengestellt wurden.
Auch über die anderen drei Hotels der Ticino Hotels Group weiss Vanessa Giudici Gutes zu berichten: «Besonders die neuen Self-Check-in-Zimmer des Park Hotels Principe sind gefragt.» Sie sieht Potenzial bei Zimmern, die mittels Code geöffnet werden können. «Sie eignen sich für Businessgäste, die wenig Dienstleistung benötigen.»
(Sarah Sidler)
Ursprünglich als exklusives, ganzjährig geöffnetes Kurhaus gegründet, hat das Haus einen 2200 m2 grossen Wellnessbereich mit Sauna sowie beheizte Innen- und Aussenpools. Die 82 Zimmer verfügen über Klimaanlage, kostenlose Minibar und je nach Kategorie über Wohnzimmer, Whirlpool und Balkon mit Blick auf den See.