Wer erfolgreich führen will, braucht Leidenschaft, ein offenes Ohr und Vertrauen zu den Mitarbeitern. Und ein bisschen Kampfkunst kann auch nicht schaden.
In Zeiten von Digitalisierung, Virtual Reality und Robotern hat sich der Berufsverband Hotel Administration Management bvham für sein Symposium ein Thema ausgesucht, das den Menschen ins Zentrum stellt: Persönliche Leadership und Durchsetzungskraft. «Der Mensch muss auch künftig im Mittelpunkt stehen», erklärte bvham-Präsidentin Melanie Stalder. «Wir brauchen in unserer Branche starke Personen, die unsere Gäste und Mitarbeiter begleiten und führen.»
Iris Flückiger gehört zu diesen Personen. Als General Manager im Hotel Schweizerhof in Bern führt sie rund 140 Mitarbeitende aus 32 Nationen. Und offensichtlich macht sie das sehr gut: Dieses Jahr belegte ihr Hotel in der Kategorie «Mittelgrosse Unternehmen» den dritten Platz beim Wettbewerb des Beratungsunternehmens «Great Place to Work», das jährlich die besten Arbeitgeber auszeichnet. Ihr Motto lautet: «Die Gäste sind dann glücklich, wenn es den Mitarbeitern gut geht.»
Den Symposiumsteilnehmenden verriet sie, wie sie das in ihrem Betrieb umsetzt. Auf täglichen Rundgängen spürt sie die Befindlichkeit der Mitarbeitenden und hört ihnen zu, um bei Problemen gleich handeln zu können. Zudem ist es ihr wichtig, den Mitarbeitenden Vertrauen zu schenken, indem sie Kompetenzen abgibt: «Eine gute Führungsperson muss nicht alles selbst am besten machen. Aber sie muss wissen, wer für welchen Job am besten geeignet ist.»
Feedback-Karten verschwinden bei ihr nicht im Schreibtisch, sondern werden ernst genommen: «‹Geht nicht, gibt’s nicht›, lautet bei uns die Devise.» So war der «Schweizerhof» einer der Ersten mit Bienenstöcken auf dem Dach – die Idee eines Mitarbeiters, die skeptisch aufgenommen wurde. Aber für Iris Flückiger gilt: «Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.»
Wenn ein Kampfsportler als Referent eingeladen wird, ist eigentlich schon klar: Mit dem ruhigen Sitzen und Zuhören ist es nun vorbei. Erfolgscoach Christian Daniel Mayer liess die Gäste gleich am eigenen Leib erfahren, dass Erfolg in der Einheit von Körper und Geist liegt. Wie es aussieht, wenn Kampfkunst in den Businessalltag transferiert wird, zeigte er anhand von verschiedenen Übungen. So kennt wahrscheinlich jeder den Spruch «Druck erzeugt Gegendruck». Die Symposiumsteilnehmenden bekamen das körperlich zu spüren: Wenn man sich mit Krafteinsatz aus der Mangel von drei Kontrahenten zu befreien versucht, ist man meist zum Scheitern verurteilt. Lässt man aber los und reagiert flexibel, wird die Kraft der Gegner plötzlich wirkungslos – eine Lektion, die sich auch im Berufsalltag umsetzen lässt.
Welche Wirkung es hat, wenn man sich auf die Lösung statt auf das Problem konzentriert, zeigte eine andere Übung eindrücklich: Christian Daniel Mayer legte den Finger auf den Hals einer Teilnehmerin und forderte sie auf, auf ihn zuzulaufen. Unmöglich – sie konzentrierte sich auf die Luft, die ihr dadurch abgeschnitten wurde. Also dieselbe Übung noch einmal, aber diesmal sollte sich die Teilnehmerin nicht auf ihren Hals konzentrieren, sondern auf ihr Ziel. Und tatsächlich, dank dem neuen Fokus konnte der Coach sie nicht mehr aufhalten.
Es waren keine neuen Weisheiten, die der ehemalige Spitzensportler hier präsentierte – aber wer ihre Wirkung einmal am eigenen Leib gespürt hat, wird sie wohl nicht so schnell wieder vergessen.
In der Hotellerie- und Gastronomiebranche ist Stress unvermeidbar. «Das können wir nicht ändern», sagte dann auch Business-Coach Christina Weigl. «Was wir ändern können, ist unsere Reaktion darauf.» Dies sei umso wichtiger, da zwei Drittel unserer Leistung von unseren Emotionen abhängen.
Wie man seine Haltung schnell beeinflussen kann, zeigte sie anhand einer einfachen Übung: Tief atmen und sich vorstellen, man atme durchs Herz ein und durch den Bauch aus. Wem das esoterisch vorkam, wurde eines Besseren belehrt. Ein Messgerät am Ohr zeigte auf, wie sehr diese bewusste Atmung die Herzfrequenzvariabilität beeinflusst, also die Anpassungsfähigkeit des Herzens an äussere Anforderungen. Je anpassungsfähiger das Herz, desto widerstandsfähiger der Mensch – eine Eigenschaft, die in Führungspositionen unerlässlich ist.
(Angela Hüppi)