Seit bald 150 Jahren wirbt eine Romanfigur für die Schweiz. Heidi hat es auf die Bühne, ins Museum und ins Unesco-Weltdokumentenerbe geschafft.
Ihre Geschichte wurde in 70 Sprachen übersetzt und in über 50 Millionen Büchern verkauft. Es gibt acht Trickfilme und -serien, fünf TV-Serien und elf Spielfilme über sie. Und diesen Sommer wird am Walensee vom 12. Juni bis 27. Juli die dritte Musical-Fassung ihrer Geschichte aufgeführt. Heidi ist die international wohl bekannteste Schweizerin.
Als Sympathie- und Imageträgerin ist sie für den Schweizer Tourismus ein Glücksfall. Das wusste auch der damalige Tourismusdirektor von St. Moritz Hans Peter Danuser. Er liess 1978/79 die Marke Heidiland für das Engadin schützen und warb damit in Übersee um Gäste. Inzwischen trägt die Region zwischen Walensee und Bündner Herrschaft den Namen Heidiland und vermarktet sich entsprechend. Alleine das Heididorf mit Museum in Maienfeld/GR wird jährlich von über 150 000 Gästen besucht.
Heidi ist auch dieses Jahr wieder der Star auf der Walensee-Bühne in Walenstadt/SG. Bereits in den Jahren 2005/06 und 2007/08 wurden hier zwei Heidi-Musicals aufgeführt. Die Geschichten basierten auf den beiden Romanen, die Johanna Spyri 1880/81 schrieb.
«Zum 20-Jahr-Jubiläum der Walensee-Bühne haben wir uns entschieden, eine neue Heidi-Musical-Version zu entwickeln. Mit neuem Libretto und neu komponierter Musik», sagt Tanja Gerster, Mediensprecherin der Walensee-Bühne. Sie nennt auch ein paar Zahlen zur touristischen Bedeutung der Walensee-Bühne. Die Musicals haben 120 000 Logiernächte und eine Wertschöpfung von über 50 Millionen Franken generiert. Rund 500 000 Personen haben die 250 Aufführungen besucht. Während der Spielzeit arbeiten über 150 Personen am Spielort. Darunter auch Betreiber von Essständen und Food-Trucks.
Die Musical-Besucher und -Crew können eine kulinarische Reise um die Welt machen: von mexikanischen Spezialitäten über Bami Goreng und Schweinsbraten bis zu Grossmutters Bündner Tatsch, einer Art Kaiserschmarrn.
2027 jährt sich Johanna Spyris Geburtstag zum 200. Mal, und 2030 wird die Heidi-Geschichte 150 Jahre alt. Jubiläumsprojekte sind bereits in Arbeit. Beispielsweise hat die Heidi-Stiftung zusammen mit Zürich Tourismus und Graubünden Ferien ein Innotour-Projekt eingereicht, um Literatur- und Kulturangebote in Graubünden und Zürich zu stärken. Unter anderem sollen Erlebnisse und Schauplätze zu Heidi und Johanna Spyri zugänglich gemacht werden. Neben Trägern aus dem Tourismus unterstützen diverse Stiftungen und wissenschaftliche Partner dieses Innotour-Projekt. Die Projektleitung liegt bei der Fachhochschule Graubünden.
(Riccarda Frei)
2023 wurden das Heidi-Archiv und das Johanna-Spyri-Archiv in Zürich in das Internationale Register «Memory of the World» der Unesco aufgenommen.