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Hôtelière Caroline Ogi über Vater Adolf

Wie die Tochter des Alt-Bundesrates Adolf Ogi den Weg zum Gastgewerbe fand.

Caroline Ogi ist seit rund 17 Jahren in der Hotellerie tätig. (Bild ZVG)

Caroline Ogi hat das Flair für die Gastronomie nicht von ihrem Vater «Dölf» Ogi geerbt. Zumindest dessen Schwiegermutter schätzte das scherzhaft so ein. Als Adolf Ogi noch kein politisches Amt ausübte, ja nicht mal einer Partei angehörte, prophezeite sie ihm: «Du wirst vielleicht mal Bundesrat, aber unser Restaurant führen, kannst du nicht.»

Beide Grossmütter wecken die Lust am Gastgewerbe

Caroline Ogi wächst behütet im Berner Oberland auf. Ihre beiden Grossmütter waren beide im Gastgewerbe tätig. Die eine, väterlicherseits, amtete als Gouvernante in einem Kandersteger Hotel, die andere führte ein Restaurant in Fraubrunnen. Bei Letzterer verbrachte Caroline regelmässig ihre Ferien. «Ich habe von Kindesbeinen an das Gastgewerbe hautnah miterlebt», erzählt die 42-Jährige. «Es war für mich immer klar, dass ich hier dereinst meine beruflichen Spuren hinterlassen will.»

So besucht Caroline Ogi die Thuner Hotelfachschule und arbeitet danach in der Hotellerie der Genferseeregion. In Montreux lernt sie ihren späteren Ehemann Sylvain Stefanazzi kennen, der in Crans-Montana aufgewachsen ist und eine Kochlehre absolviert hat. Seit anderthalb Jahren führen sie nun das Hotel Schönegg in Wengen. Er steht in der Küche, sie an der Front.

Für Caroline Ogi war es ein Heimkommen ins Berner Oberland. Nach 15 Jahren, zehn davon am Genfersee und fünf in Zermatt, zieht sie wieder in die Nähe ihrer Eltern, die in Fraubrunnen im Berner Mittelland leben.

«Meine Eltern freuen sich sehr darüber, dass wir hier dieses Hotel führen», so die Tochter. «Mein Vater ist der beste Sales Manager, den wir uns vorstellen können. An seinen noch immer zahlreichen Anlässen verteilt er fleissig unsere Visitenkarten.»

Wenn der Vater zu Besuch kommt

Kaum über den Vater gesprochen, schon betritt Alt-Bundesrat Ogi überraschend die Hotelterrasse. Eine Rede vor der örtlichen Sektion des Lion Clubs hat den 75-Jährigen ins Dorf am Fusse der Jungfrau gelockt. Freundlich begrüsst er alle Gäste und plaudert da und dort. Und wird vom einen und anderen Gast mit seinem legendären «Freude herrscht» begrüsst: «Der Spruch ist ein wichtiger Begleiter für unsere Familie», sagt Caroline Ogi. «Papi hatte damals viele Vorgaben, als er via Satellit zu Claude Nicollier sprechen wollte. Als er ihn da in der Kapsel im All sah, kam ihm spontan ‹Freude herrscht› in den Sinn.» Seither ist der Spruch Kult. Selbst die Stiftung für Carolines ver- storbenen Bruder wurde danach benannt.

Die vier M von Adolf Ogi

«Das Wichtigste, was mir mein Vater mit auf meinen Lebensweg gegeben hat, sind die vier M», erzählt Caroline Ogi. «Sie stehen für: Man muss Menschen mögen.»

Dass sie das verinnerlicht hat, ist im «Schönegg» gut zu spüren. «Wir leben gerne die bodenständige Gastfreundschaft», so Caroline Ogi. Ihr Mann Sylvain sei ein leidenschaftlicher Koch, der es liebt, das mit 13 Gault-Millau-Punkten ausgezeichnete Restaurant 1903 zu führen.

Das heutige Schönegg-Hotel wird 1903 als Pension Hotel Jungfraublick erbaut. 1986 erwirbt der ehemalige Skirennläufer René Berthod das Haus und baut es zu einem blühenden Betrieb aus. Das mit Altholz ausgekleidete Restaurant 1903 strahlt einen besonderen Charme aus. Hier treffen sich seit Jahren die Prominenten des Lauberhornrennens.

2012 geht das «Schönegg» in den Besitz der Familie Jean-Claude Dequeker über. Die französischen Eigentümer sind durch frühere Ferienaufenthalte mit Wengen eng verbunden. In den letzten fünf Jahren haben sie sehr viel in den Betrieb investiert. «Der Investitionswille der Besitzerfamilie ist ein Glücksfall für das Haus, für uns und für Wengen», sagt Ogi. «So können wir unser Niveau der Gastfreundschaft aufrechterhalten.»

Eine Gastfreundschaft, die bei Caroline Ogi seit Kindesbeinen an durch die beiden Grossmütter gefördert worden ist. Eine Gastfreundschaft aber auch, die sie doch irgendwie von ihrem Vater geerbt hat. Noch am gleichen Abend, nachts um elf Uhr, ruft dieser nämlich extra die Tochter an, nur um sich zu erkundigen, ob denn die Dame der schreibenden Zunft gebührend verköstigt worden sei.

(Ruth Marending)